Denkmaldatenbank

Wohn- und Geschäftshausanlage

Obj.-Dok.-Nr. 09097839
Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Ortsteil Schöneberg
Adressen Kleiststraße 3, 4, 4 A, 5, 6, 6A

Courbièrestraße 10

Maienstraße 2, 2 A
Denkmalart Gesamtanlage
Sachbegriff Wohnanlage & Geschäftshaus
Datierung 1969-1972
Entwurf Schliephacke, Fridtjof (Architekt)
Bauherr Kleiststraße 3-6 KG & Baubetreuung Karsten Klingbeil GmbH

Einen weiteren Blickpunkt vom Kreuzungsbereich An der Urania stellt das pyramidenförmige Hochhaus der Wohnbebauung Kleiststraße 3-6, Courbièrestraße 10, Maienstraße 2A, dar, die 1968-72 nach Entwurf von Fridtjof Schliephacke errichtet wurde. (1) An der Verkehrsschneise zwischen Wittenberg- und Nollendorfplatz entstand die frei finanzierte Wohnanlage mit 112 Wohnungen als spektakuläre Großform mit flacheren Anschlussbauten an die vorhandene Bebauung. Der Architekt wählte den in dieser Zeit auch international verbreiteten Bautyp Terrassenhaus, der für den verdichteten Wohnungsbau in der City steht. (2) Mit großzügigen Terrassen und Loggien, hochwertig ausgestatteten Wohnungen mit kompakten Grundrissen, optimaler Licht- und Luftzufuhr sowie einem Fernblick über die pulsierende Großstadt bietet das 16-geschossige Gebäude eine hohe Wohnqualität. Auf vier Geschosse gibt es Maisonette-Wohnungen, die auch individuelle Ansprüche bedienen.

Der Lage des Grundstücks an der verkehrsreichen Straße begegnete der Architekt durch das Zurücksetzen des Hochhauses hinter ein dreigeschossiges Büro- und Geschäftsgebäude in Straßenrandbebauung, das dem Hochhaus eine gewisse Distanz zum Verkehr ermöglicht und es zugleich dem Blick von der Straße ein Stück weit entzieht. Die äußere Gestaltung des Gebäudes wird zum einen bestimmt durch die imposante Form, die in der Fernsicht wie eine gigantische Sprungschanze oder Pyramide (anfangs hatte es den Spitznamen "Sphinx") wirkt. Zum anderen verleihen die glatten Konturen und Kanten der Fassaden, die nur durch wenige Vorsprünge unterbrochen werden, dem Gebäude eine ästhetische Klarheit, die verstärkt wird durch die Leuchtkraft der strahlend weißen, durch einige hellgrüne Flächen ergänzte Eternitplatten-Verkleidung. Ein siebengeschossiges Wohnhaus und zwei drei- bis viergeschossige Häuser bilden den Übergang zu den Altbauten an Courbière- und Maienstraße. Eine unterirdische Bowlinghalle und ein mehrgeschossiges Parkhaus waren von Anfang an Teil der Anlage.


(1) Berliner Baubuch 1973, S. II/4; 1974, S. II/23; Rave/ Knöfel 1981, Nr. 282; Bauen in Berlin 1900-2000, hrsg. v. Josef Paul Kleihues, Jan Gerd Becker-Schwering, Paul Kahlfeldt, Berlin 2000, S. 314. Fridtjof Schliephacke (1930-1991), Bildhauer- und Architekturstudium an der HdK Berlin (heute UdK), Mitarbeiter im Büro der Brüder Luckhardt, um 1960 Entwurf einer Aluminium-Stehlampe für die Studentensiedlung Eichkamp von Hans C. Müller, Georg Heinrichs und Ludwig Leo, die dort allerdings nicht verwendet, sondern, in kleiner Serie gefertigt, zum Kultobjekt der Berliner Architektenszene wurde. Das Hochhaus Kleiststraße 3-6 war Schliephackes erstes großer Bauprojekt, das 1972 von den Lesern der BZ als "schönstes Haus der letzten Jahre" mit einem Preis ausgezeichnet wurde. Weitere ausgeführte Bauten: ein Wohnblock am Schäfersee, Reinickendorf (1969-71); zwei Einfamilienhäuser (1970-71) und ein Informationspavillon (1971) im Märkischen Viertel; ein Wohnblock in Lichterfelde (1972-74); ein Büro- und Fabrikgebäude in Neukölln (1975-76). Vgl. Sobich, Nora: Avantgarde ihrer Zeit, Die Design-Klassiker Schliephacke und Ssymmank, Berlin 2007.

(2) In Berlin wurden Terrassenhäuser Ende der 1960er, Anfang der 1970er Jahre überwiegend auf Grundstücken in natürlicher Hanglage an den Ufern von Wannsee, Stößensee, Pichelssee, Hundekehlesee oder an der Rehwiese in Nikolassee realisiert. Das Haus an der Kleiststraße ist in seiner konsequenten Anwendung der Terrassierung einzigartig in der Berliner Innenstadt.

Literatur:

  • Berliner Baubuch 1973, S. II/4; 1974, S. II/23 / Seite .
  • Rave/Knöfel: Bauen der 70er Jahre in Berlin, Berlin 1981, Nr. 282 / Seite .
  • Kleihues, Paul Josef; Becker-Schwering, Jan Gerd; Kahlfeldt, Paul (Hrsg.): Bauen in Berlin 1900-2000, Berlin 2000 / Seite 314
  • Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland. Bezirk Tempelhof-Schöneberg, Ortsteil Schöneberg, Petersberg 2018 / Seite 149
  • Sobich, Nora: Avantgarde ihrer Zeit, Die Design-Klassiker Schliephacke und Ssymmank, Berlin 2007 / Seite .

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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