Denkmaldatenbank

Wohn- und Geschäftshaus Böckhstraße 30

Obj.-Dok.-Nr. 09097775
Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg
Ortsteil Kreuzberg
Adressen Böckhstraße 30
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohn- und Geschäftshaus
Datierung 1953-1954
Entwurf Döring, Bruno (Architekt)
Bauherr Mock, Georg (Apotheker)

Das Wohn- und Geschäftshaus Böckhstraße 30 wurde 1953-54 in einer kriegsbedingten Baulücke von dem Architekten Bruno Döring für den Apotheker Georg Mock errichtet. Das Eckhaus steht in exponierter Lage an einem kleinen Platz, der durch die gemeinsame Einmündung von Böckhstraße und Schönleinstraße in den Kottbusser Damm gebildet wird. Es besteht aus einem rechteckigen Kopfbau zur Böckh- und Schönleinstraße sowie aus einem geschwungenen Flügel zum Kottbusser Damm. Im Erdgeschoss ist eine Apotheke, die ursprünglich dem Bauherrn gehörte, und ein weiterer Laden eingerichtet. In den Obergeschossen sind Mietwohnungen untergebracht. Der Eingang zu den Mietwohnungen befindet sich in der Böckhstraße. Das vierspännige Mietshaus ist als Laubenganghaus konzipiert, die Laubengänge befinden sich auf der Hofseite.

Das Gebäude mit seinen vier Obergeschossen fügt sich in die historische Blockstruktur ein. Der Architekt verzichtete aber aus ästhetischen Gründen, durch den städtebaulich sehr wirksamen Fassadenschwung, auf eine vollständige Ausnutzung der Grundfläche und nahm zusätzlich auch schwieriger zu gestaltende Wohnungsgrundrisse in Kauf. Ein erster Plan, die Ecksituation durch ein um weitere Stockwerke erhöhtes Haus zu akzentuieren, wurde nicht genehmigt. Um die Hälfte der Bautiefe zurückversetzt gibt es jedoch ein Staffelgeschoss mit einem Trockenboden, das an der Hauptfassade gar nicht, an der Rückseite mit einer Reihe von Schlitzfenstern in Erscheinung tritt.

Der ausgeführte Bau weist zahlreiche Stilelemente des Neuen Bauens der 1920er Jahre auf, die jedoch, besonders was die Apotheke betrifft, in die Leichtigkeit und Transparenz der 1950er Jahre übersetzt wurden: Mit Flachdach und querformatigen Fenstern überwiegt in der Komposition insgesamt die Horizontale, in elegantem Schwung führt der Baukörper auf die Ecke zu. Die in Viertelkreisen endenden Balkone sind ein Motiv, das man von Bauten Erich Mendelsohns oder Hans Scharouns aus den 1920er Jahren kennt. Laubengangerschließung, ein völlig verglastes Ladengeschoss und ein vertikales Fensterband mit Stahlrahmen am Treppenhaus kommen als Merkmale der Großstadtarchitektur der klassischen Moderne hinzu. Die Ladenfassade ist als gläserner Kasten in Metallrahmen konstruiert, der den Blick auf die dahinterliegenden tragenden Betonstützen freigibt und von einem vorkragenden, durchlaufenden Dach abgedeckt wird. Typisch für die Ladenarchitektur der 1950er Jahre ist auch das Mosaik mit Motiven zur Geschichte und Arbeitsweise von Kräutermedizin und Pharmazie auf einem der Pfeiler in der Apotheke. Zusammenfassend kann man das Haus als Neuformulierung des Berliner Mietshauses mit Hilfe von Bau- und Strukturelementen überwiegend aus dem Siedlungsbau der 1920er und der frühen 1950er Jahren bezeichnen. Es wurde durch das Wiederaufbauprogramm Berlin 1953 gefördert.

Literatur:

  • Topographie Friedrichshain-Kreuzberg/Kreuzberg, 2016 / Seite 327 f.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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