Denkmaldatenbank
Hauptwerkstatt der Berliner Stadtreinigung
09097756 | |
Bezirk | Tempelhof-Schöneberg |
Ortsteil | Tempelhof |
Adressen | Ringbahnstraße 88 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Werkstatt & Betriebshof |
Datierung | 1970-1978 |
Entwurf | Kleihues, Josef Paul (Architekt) |
Bauherr | Berliner Stadtreinigung (BSR) |
Mit der Hauptwerkstatt der Berliner Stadtreinigung (BSR), Ringbahnstraße 88/124, besitzt Tempelhof ein bedeutendes Werk moderner Industriearchitektur. (1) Das von Josef Paul Kleihues entworfene lang gestreckte Gebäude mit halbrundem Abschluss dient der Wartung und Reparatur der im Bereich Müllbeseitigung und Straßenreinigung eingesetzten Fahrzeuge. Mit dem Konzept, die Werkstatthallen um eine rückgratähnliche Kernzone anzuordnen, gewann Josef Paul Kleihues 1969 den Wettbewerb der BSR. Die Planungsarbeiten dauerten von 1969 bis 1977, das Gebäude wurde in zwei Abschnitten 1970-74 sowie 1977-78 ausgeführt. (2) Die dreischiffig angelegte Hauptwerkstatt besteht aus zwei parallel gerichteten, jeweils von den Seiten erschlossenen Werkstatthallen und einem dazwischen geschalteten, von Erschließungsgängen umgebenen Mittelschiff mit zwei bis drei Geschossen. In den Seitenschiffen sind die Wagenstände aufgereiht. Zweimal wird das durchgängige System durch tiefe, bis an das Mittelschiff heranreichende Einschnitte unterbrochen. Um eine Umfahrung des Gebäudes zu ermöglichen, wurde im Westen ein halbkreisförmiger Abschluss ausgebildet. Der durchdachte, übersichtliche Aufbau erlaubt einen optimalen Werkstattbetrieb mit kurzen Wegen. Senkrecht zu öffnende Hallentore führen zu den einzelnen Wagenständen, wo die Fahrzeuge repariert und gewartet werden. Von dort sind die in der Kernzone angeordneten Sonderwerkstätten, Versorgungsbereiche und Sozialräume schnell zu erreichen. Das Prinzip der Reihung, das die innere Struktur prägt, übertrug Josef Paul Kleihues auch auf den Außenbau. In einer scheinbar unendlichen Abfolge wechseln sich schmale Betonelemente und dreigeteilte, verglaste Rolltore ab. Bei den vorgefertigten Betonelementen handelt es sich um Doppelstützen, die innen die technischen Medien aufnehmen. Für den Brandfall besitzen sie ins Freie führende Fluchttüren. Bei der Gestaltung der Hauptwerkstatt war ein einheitliches Ordnungsprinzip maßgebend. Sämtliche Elemente sind dem Grundraster von 12,5 x 12,5 cm unterworfen. Josef Paul Kleihues gelang es, mit dem Bauwerk das Verhältnis von Industriebau und architekturbezogener Ästhetik neu zu definieren. Jede Einzelheit des Entwurfs besitzt ihre rationale Begründung und ist doch mehr als reine Zweckerfüllung, denn zur Konstruktion tritt das ästhetische Prinzip hinzu. Der Architekt hat diese Grundhaltung als "poetischen Rationalismus" bezeichnet. Die Hauptwerkstatt der BSR von Josef Paul Kleihues übte großen Einfluss auf die Architektur der 1980er und 1990er Jahre aus. Eine ganze Architektengeneration nahm sich die in diesem Bauwerk angelegten Prinzipien zum Vorbild.
(1) Kleihues, Josef Paul: Hauptwerkstatt der Berliner Stadtreinigung (BSR) in: Bauwelt 68 (1977), S. 1374-1379; Josef Paul Kleihues. Themes and Projects/Themen und Projekte, hrsg. v. Andrea Mesecke und Thorsten Scheer, Basel, Boston, Berlin 1996, S. 125-147; Dehio Berlin 2000, S. 411.(2) Der dritte Bauabschnitt wurde nicht ausgeführt. Ursprünglich war geplant, am östlichen Ende des Werkstattgebäudes einen halbrund geschlossenen Verwaltungstrakt zu errichten.
Literatur:
- Bauwelt 68 (1977); / Seite 1374-1379
- Kleihues, Josef Paul: Themes and Projects / Themen und Projekte, Basel/ Boston/ Berlin 1996 / Seite 125-147
- Dehio Berlin 2000 / Seite 411
- Topographie Tempelhof, 2007 / Seite 100f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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