Denkmaldatenbank

Parkwächterhaus Wundtstraße 39

Obj.-Dok.-Nr. 09096505
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Wundtstraße 39
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Parkwächterhaus
Datierung 1924-1925
Entwurf Walter, Rudolf (Architekt)
Ausführung August Spahr (Mauerei & Zimmerei)

Westlich der kleinen Kaskade im Lietzenseepark hatte der Charlottenburger Gartendirektor Erwin Barth bereits 1918 eine große, rechteckige "Volks- und Spielwiese" mit einem kleinen Unterstandshaus angelegt. Dieses wurde 1924-25 durch das nach einem Entwurf von Stadtbauinspektor Rudolf Walter ausgeführte so genannte Parkwächterhaus, Wundtstraße 39, ersetzt. (1) Das Gebäude, das im Erdgeschoss über öffentliche Toiletten sowie eine Verkaufsstelle für Getränke, im Obergeschoss über Wohnräume für den Parkwächter verfügte, wurde bis 2012 vom Gartenbauamt Charlottenburg genutzt; seit 2017 wird es instand gesetzt. (2) Das ländlich gestaltete Haus an der großen Freifläche der Spielwiese (heute Spielplatz) dokumentiert die Entwicklung des Geländes am Lietzensee von einem landschaftlich reizvoll gelegenen Wohngebiet mit einzelnen Schmuckplätzen (3) hin zu einer öffentlichen Parkanlage mit Angeboten für Sport und Spiel - eine Entwicklung, die der reformorientierte Gartenkünstler und Anhänger der Volksparkbewegung Erwin Barth später auch in der gesamten Stadt Berlin beförderte.

Sowohl durch seine Bauform als auch in Materialien und Farbigkeit passt sich das ehemalige Parkwächterhaus perfekt in die Landschaft um den Lietzensee ein: Das eingeschossige Gebäude mit Kalkbruchsteinsockel und hohem Satteldach ist an Wand- und Giebelflächen oberhalb des Erdgeschosses mit hellen Holzlatten verkleidet, das Dach mit roten Ziegeln gedeckt; die Sprossenfenster sind weiß gestrichen, die Holztüren grün. Das über dem Erdgeschoss fast vollständig umlaufende schmale Vordach ist ebenfalls mit roten Ziegeln gedeckt und wird von kräftigen Pfeilern aus roten Klinkern abgestützt. Über die darunter liegende Veranda sind an der Giebelseite der Haupteingang und an der Nordseite die Toiletten zugänglich. Bei Baumaßnahmen 1971 wurde das Haus im Erdgeschoss erweitert, sodass an beiden Traufseiten zwischen den ehemals frei stehenden Pfeilern Räume entstanden.


(1) Barth, Erwin: Der Lietzenseepark-Charlottenburg. In: Die Gartenkunst, 34 (1921), H. 2, S. 24, Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 466, Abb. 611; Fritsch, Irene: Leben am Lietzensee, Berlin 2001, S. 149 ff.; Land, Dietmar: Dernburgplatz. In: Landesdenkmalamt Berlin (Hrsg.): Gartendenkmale in Berlin, Parkanlagen und Stadtplätze, Petersberg 2013, S. 36; 100 Jahre Lietzenseepark, 1920-2020, Festschrift, hrsg. v. Irene Fritsch und Katja Baumeister-Frenzel, Berlin 2020, S. 51-55. Rudolf Walter (1864-1941) war ab 1900 in der Charlottenburger Bauverwaltung tätig. Bauten in Charlottenburg u.a.: Aufbauten der Lietzenseebrücke (1904), Gemeindeschule Witzlebenstraße 34-35 (1903-04 zus. m. Paul Bratring), Amtsgerichtsplatz Bedürfnisanstalt (1905), Ledigenheim Danckelmannstraße 46-47 (1906-08). Vgl. www.berlin.de/ba-charlottenburg-wilmersdorf/ueber-den-bezir k/geschichte/architekten/artikel.125443.php

(2) Die Baumaßnahmen werden von einer privaten Initiative betreut, die das Haus als Café und für Veranstaltungen nutzen will. Bei den Renovierungsarbeiten wurden Hinweise darauf gefunden, dass es einen kleineren Vorgängerbau (Toilettenhäuschen) gegeben hat, der 1924/25 in den Neubau integriert wurde. Vgl. Brühl, Carolin: Parkhaus am Lietzensee, Warten auf den Behördenstempel. In: Berliner Morgenpost vom 14.1.2019; www.parkhaus-lietzensee.de

(3) Vor dem Ersten Weltkrieg gab es als einzige Grünflächen zunächst nur Dernburg- und Witzlebenplatz, ab 1911 auch den Kuno-Fischer-Platz. Vgl. Wiese, Anja: Zur Entstehungsgeschichte und Entwurfsplanung der Großen Kaskade. In: Stiftung Denkmalschutz Berlin (Hrsg.): Die Große Kaskade am Lietzensee, Wasserpflege und Gartenkunst in Charlottenburg, Berlin 2005, S. 5 ff.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 466

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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