Denkmaldatenbank

Haus Witzleben

Obj.-Dok.-Nr. 09096501
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Witzlebenplatz 4, 5
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus
Datierung 1909-1910
Entwurf Pinette, Georg (Architekt)
Ausführung Glasenapp, Robert
Bauherr Beneckendorff, Georg (Ziegeleibesitzer)

An das ehemalige Gerichtsgebäude schließt sich am Witzlebenplatz eine Häuserzeile an, die - mit Ausnahme des Wohnhauses Witzlebenplatz 3 (1) - etwa zeitgleich errichtet wurde und den Lietzenseepark nach Nordosten begrenzt. In dieser Reihe dokumentiert das zwei Parzellen einnehmende Mietshaus Haus Witzleben, Witzlebenplatz 4-5, 1909-10 nach Entwurf des Architekten Georg Pinette durch Robert Glasenapp ausgeführt, bis heute den Standard repräsentativer Wohnhäuser an Kaiserdamm und Lietzensee vor dem Ersten Weltkrieg. (2) Die U-förmige Anlage aus zwei fünfgeschossigen Mietshäusern, die mit ihren Vorderhäusern, Seitenflügeln und Quergebäuden einen Innenhof einfasst, wendet sich mit einer breiten Öffnung zu Platz und See. Mit Wohnungen, die auf Flächen von 250 bis 300 Quadratmetern über sechs bis acht Zimmer verfügten, sowie mit aufwendig gestalteten Putzfassaden und reich ausgestatteten Vestibülen und Treppenhäusern gehört das Wohnhaus zu den Beispielen, die wie das Haus See-Eck am Lietzenseeufer oder die Häuser am Dernburgplatz, einer wohlhabenden Klientel innenstadtnah den gewünschten Wohnkomfort anboten.

Die Gliederung der Straßenseite zeigt die reduzierte Version einer Palastfassade: Über dem kräftig rustizierten Sockelgeschoss erheben sich drei Obergeschosse und ein Attikageschoss, deren monumentale Wirkung durch eine Betonung der Vertikalen erzielt und durch den bauplastischen Schmuck mit Girlanden, Balustern, Reliefs und Medaillons verstärkt wird. Auch die Öffnung des Innenhofes zur Straße, die einigen Wohnungen im Quergebäude Seeblick gewährt, und der Zugang durch eine imposante Doppelarkade mit schmiedeeisernen Toren und einer Säulenpergola mit Balusterbrüstung darüber künden von der Exklusivität eines Hauses, das seine opulente Gesamtfläche je Etage auf nur vier Wohnungen verteilt: Die Vorderhauswohnungen erstrecken sich bis in die Seitenflügel und zeigen in ihren Grundrissen Einflüsse des Reformmietshausbaus, die kleineren Wohnungen liegen im Quergebäude. (3) Jeder Hausteil wird einspännig durch einen eigenen Eingang und Treppenhaus erschlossen, deren Ausstattung mit Fahrstuhl, Wandverkleidungen in Marmor und getriebenem Kupferblech, mit Parkettfußboden und Beleuchtungskörpern weitgehend erhalten ist. (4) Auch die bauzeitliche Vorgarteneinfriedung und die beiden Eisengittertore sind noch vorhanden.


(1) 2013 wurde hier ein Nachkriegsbau abgerissen und bis 2016 durch einen Neubau mit Eigentumswohnungen ersetzt.

(2) Glasenapp hatte bereits von 1897-98 in der Knesebeckstraße 74-75 ein typologisch verwandtes Mietshaus mit Straßenhof erbaut.

(3) Wie in den Häusern von Albert Geßner sind hier die Wohnräume im Vorderhaus um eine geräumige, vom Hof belichtete Diele angeordnet (Bauakte, Bauaktenarchiv Wilmersdorf-Charlottenburg).

(4) Zwischen Seitenflügel und Quergebäude gibt es darüber hinaus ein gemeinsames Nebentreppenhaus für je zwei Wohnungen.

Literatur:

  • Bauwelt 3 (1912) & Bauwelt 4 (1913) & Wiener Bauindustrie-Zeitung

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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