Denkmaldatenbank

Stiftung Luisens Andenken

Obj.-Dok.-Nr. 09096478
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Ulmenallee 50

Eichenallee 45
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Waisenhaus
Entwurf 1902
Datierung 1904-1905
Entwurf Walter, Rudolf (Architekt)
Ausführung Städtische Hochbauinspektion III
Bauherr Kuratorium Stiftung Luisens Andenken

In der Mitte des lang gestreckten Doppelgrundstücks Ulmenallee 50/Eichenallee 45 liegt das ehemalige Waisenhaus Stiftung Luisens Andenken, errichtet 1904-05. (1) Das stattliche Gebäude präsentiert sich in Gestalt eines Landhauses, wodurch es sich in die umgebende, von Villen geprägte Siedlungsstruktur harmonisch einfügt. Die Entwürfe stammen von Magistratsbaurat Rudolf Walter, der sich mit dem Neubau in Westend explizit von Waisenhausbauten im Stil "jener kasernenartigen Anstalten aus der Zeit des 18. Jahrhunderts" distanzierte. (2) Der Hautzugang an der Schmalseite zur Ulmenallee ist durch ein einprägsames, farbiges Relief aus vorgekragten Kalksandsteinen mit stilisiertem Rosenstock und Banderole mit dem Schriftzug "Stiftung Luisens Andenken" ausgezeichnet. Der Name erinnert an die wohltätige Prinzessin Luise von Preußen und wurde dem zuvor in Alt-Charlottenburg ansässigen Waisenhaus bereits 1840 verliehen.

Der dreigeschossige Baukörper mit bewegter Dachlandschaft besticht durch eine malerische Gesamtwirkung. Seine Erdgeschosszone betonen gelbe Verblender. Das darüberaufgehende Mauerwerk zeigt die außergewöhnliche Verwendung von Kalksandstein, der pastellfarben geschlämmt ist. Diese besondere Oberflächenstruktur in Kombination mit der plastischen Baukörperausbildung sowie der Vielfalt der Fenster- und Türöffnungen verleihen dem Haus einen ganz eigenen Reiz. Kraftvolle Akzente setzten ein Fachwerkanbau, eine Pfeilerpergola, Erker und Loggien sowie an der Südwestfassade eine Sonnenuhr und das aus schlesischem Sandstein gefertigte Gartenportal mit der Inschrift "Nütze den Tag." Dessen Gewände und Eingangstüre erinnern in ihrer kräftigen Farbigkeit an das einstige Farbkonzept des gesamten Waisenhauses, das einst auch Fenster, Holzklappläden und das Gebäudeinnere miteinbezog.

Die Grundrissstruktur des Waisenhauses ist im Wesentlichen erhalten und zeugt von der Adaption reformorientierten pädagogischen Gedankenguts. Das Haus bot maximal 60 Kindern ein Zuhause in so genannten Familiengruppen, Jungen und Mädchen wurden lediglich zum Schlafen getrennt, es gab keine Unterrichts- oder Lernräume, dafür Isolierzimmer für ansteckend Kranke. Die mit großen Fenstern belichteten Aufenthaltsräume der Kinder orientierte Rudolf Walter nach Osten zur Morgensonne: im Erdgeschoss der Speisesaal, im ersten Geschoss der Tagesraum, im zweiten Geschoss die beiden großen Schlafsäle. Sie liegen stets unmittelbar benachbart zu den Räumen des Hausmeisterehepaars (im Erdgeschoss) sowie zur Wohnung und zum Schlafzimmer der Hauseltern (im ersten und zweiten Geschoss). Küche, Wasch- oder Kleiderräume sind nach Westen ausgerichtet und liegen jenseits des breiten Mittelflures, der das Gebäude funktional von Treppenhaus zu Treppenhaus erschließt.


(1) Der Baumeister 6 (1908), S. 45; Zentralblatt der Bauverwaltung 43/44 (1925), S. 203; Deutsche Bauzeitung 59 (1925), S. 347 f.; Bark, Willy: Chronik von Alt-Westend mit Schloß Ruhwald, Spandauer Bock und Fürstenbrunn (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 56), Berlin 1937, S.72, Taf. 4; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 197, Abb. 199; Weber, Annemarie/Safft, Nikolaus von: Westend. Ein Berliner Ortsteil in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1986, Abb. S. 100 f.; Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Berlin, bearb. v. Sibylle Badstübner-Gröger, Michael Bollé, Ralph Paschke u. a., 3. Aufl., durchgesehen u. ergänzt v. Michael Bollé, München-Berlin 2006, S. 279.

(2) Das Waisenhaus war das erste Bauprojekt Walters in der Villenkolonie Westend. Es folgten zeitlich die beiden Fürsorgebauten, 1907-13 das Säuglings- und Mütterheim (Rüsternallee 24, Platanenallee 23/25) und 1910-11 die Rudolf Höhne'sche Stiftung (Ebereschenallee 48). Die Besonderheit dieser Bauten liegt in der Verwendung von Kalksandstein als Baumaterial an Stelle von Backstein.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 1185, 197
  • Bark, Willy/ Chronik von Alt-Westend, Berlin 1937 / Seite 72
  • Zentralblatt der Bauverwaltung 45 (1925) / Seite 202-203
  • Deutsche Bauzeitung 59 (1925) / Seite 347-348
  • Baumeister 6 (1908) / Seite 45
  • Weber/ Westend, Berlin 1986 / Seite 101

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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