Denkmaldatenbank
Villa Herter
09096470 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Uhlandstraße 6 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Villa |
Datierung | 1899-1900 |
Entwurf | Ravoth, Max |
Bauherr | Herter, Ernst (Bildhauer) |
Ausführung | Max Ravoth (Baumeister & Büro für Architektur und Bauausführungen) |
Auf der Uhlandstraße verweist die Villa Herter, Uhlandstraße 6, als eines der letzten frei stehenden Wohnhäuser auf die hier bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts vorherrschende Villenbebauung. (1) Der Architekt Max Ravoth führte das Haus 1899-1900 für den Bildhauer Ernst Herter aus, der eine Professur an der Hochschule für bildende Künste hatte. Herters Wahl des Bauplatzes stand vermutlich in Zusammenhang mit dem Umzug der Kunsthochschule in den 1898-1902 errichteten Neubau an der Hardenbergstraße. Anders als die heute nicht erhaltenen Nachbarhäuser wurde die Villa Herter direkt an der Straße errichtet, wohl auch, um Abstand zu diesen zu wahren. Im Unterschied zum ehemals rechts angrenzenden Wohnsitz des Direktors der Königlichen Gemäldegalerie, Wilhelm von Bode, einer von Hans Griesebach erbauten malerischen Anlage im Stil der Renaissance, entwarf Ravoth einen kastenförmigen Bau mit flachem, weit ausladendem Pyramidendach nach dem Vorbild spätklassizistischer Villen, wie sie das Tiergartenviertel vor dem Potsdamer Tor prägten. Während das Äußere der Villa im Wesentlichen erhalten ist, wurde das Innere sukzessive verändert. Die größten Eingriffe fanden 1951-52 und 1959 statt, als nicht nur Terrasse und Wintergarten, sondern auch das Atelierhaus Herters im Garten abgerissen sowie die Eingangssituation verändert wurde. Heute wird das Haus als Bürogebäude genutzt. Bei der Fassadengestaltung hatte Ernst Herter die Straßenlage des Hauses genutzt, um für sich und seine Profession zu werben: Unterhalb des obersten Geschosses wird die Straßenfront durch einen etwa zwei Meter hohen, vom reich verzierten Mittelerker unterteilten Figurenfries geschmückt, der nach Herters Entwurf in Kunstsandstein ausgeführt wurde. Die Hauptdarsteller zum Thema "Die Arbeit und die Erholung" sind Kinder, die in spielerischer Weise bürgerliche Wert- und Bildungsvorstellungen vermitteln. (2)
(1) BAW 3 (1901), H. 12, S. 432-435, 438-441, Abb. 598-606; Vereinigung Berliner Architekten 1879-1904, Berlin 1904, S. 23 (Abb.); Gundlach, Wilhelm: Geschichte der Stadt Charlottenburg, Bd. 1, Berlin 1905, S. 667 (Abb.); Malkowsky, Georg: Ernst Herter, Berlin 1906, S. 88 f.; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 392 f., Abb. 494; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. C, Die Wohngebäude, Einfamilienhäuser; Berlin-München-Düsseldorf 1975, S. 52, Obj. 1512; Bloch, Ernst/Grzimek, Waldemar: Das klassische Berlin, Die Berliner Bildhauerschule im 19. Jahrhundert, Berlin 1978, Sp. 256-258, Abb. 296-297.
(2) Als Erzieher auftretende Männer und Frauen sind in idealisierender Nacktheit wiedergegeben und rufen Assoziationen an die klassische Antike hervor. Der linke Friesteil zeigt die Feld- bzw. Handarbeit sowie die geistige Arbeit: Vor dem Hintergrund einer Athena mit der Eule (Weisheit) werden Kinder gezeigt, die unter Anleitung eines Lehrers einen Globus inspizieren. Die rechte Friesseite hat die verdiente Muße zum Thema und zeigt unter der Obhut der Erwachsenen musizierende sowie spielende Kinder. Eine zusätzliche moralische Komponente erhält diese Friesseite durch die Darstellung zweier streitender Kinder. Das eine will das andere davon abhalten, auf einen Hund einzuschlagen. Zum Fries hinzu tritt ein rechteckiges Brüstungsfeld im Mittelrisalit. Als Herrin des Hauses erscheint hier vor einem Rankenmotiv die Athena Parthenos, ein Werk des Bildhauers Phidias. Sie wird beidseitig durch zwei kleinere Statuen der ephesischen Artemis, Göttin der Fruchtbarkeit, flankiert, die im Kontext des Künstlerhauses als Sinnbild der Natur fungieren, die die Kunst nachzuahmen hat. Vgl. BAW 3 (1901), H. 12, S. 433, Abb. 601-606; Malkowsky, Georg: Ernst Herter, Berlin 1906, S. 88 f.; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 393.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 392 f.
- BusB IV C 1975 / Seite 52
- R., A., Architektur in Berliner Architekturwelt 3 (1900/01) / Seite 432-435, 438-441
- Bloch, Grzimek/ Das Klassische Berlin, 1978 / Seite Sp. 256-258
- Malkowsky/ Ernst Herter, 1906 / Seite 88 f.
- Vereinigung Berliner Architekten 1879-1904 / Seite 23 (Abb.)
- Gundlach I, 1905 / Seite 667 (Foto)
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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