Denkmaldatenbank

Deutsches Familienkaufhaus (Defaka)

Obj.-Dok.-Nr. 09096463
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Tauentzienstraße 13

Rankestraße 36
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Büro- und Geschäftshaus
Entwurf 1954
Datierung 1955
Entwurf Schwebes, Paul (Architekt)
Ausführung Wiemer und Trachte
Bauherr Defaka GmbH

Etwa zeitgleich und in Sichtweite zum Zentrum am Zoo entwarf Paul Schwebes an der Südseite des Breitscheidplatzes das Geschäftshaus Tauentzienstraße 13, Rankestraße 36, das 1955-57 als Deutsches Familien-Kaufhaus (DEFAKA) ausgeführt wurde. (1) Der sechsgeschossige Stahlbetonskelettbau mit der markanten, konvex gerundeten Glasfassade hatte bereits 1975 als Warenhaus ausgedient und wurde zum Büro- und Geschäftshaus mit einzelnen Läden umgebaut, deren wechselnden Nutzungen immer wieder Umbauten zur Folge hatten. Zuletzt wurde das Gebäude 2012-13 umfassend saniert und die Fassade wieder dem ursprünglichen Erscheinungsbild angepasst. In seiner architektonischen Gestaltung fügt sich das ehemalige DEFAKA sowohl in die umgebende Altbausubstanz ein, indem es die Rundung des Geschäftshauses auf der anderen Straßenseite von 1914 aufnimmt und mit ihm eine imposante, auf den Breitscheidplatz ausgerichtete Torsituation bildet. (2) Zugleich grenzt es sich mit den seitlichen, die Vertikale betonenden Treppenhäusern von den Nachbarhäusern ab und stellt mit einer innovativen Bauweise sowie mit einer an die klassische Moderne anknüpfenden Fassadengliederung ein bedeutendes Beispiel für den Wiederaufbau am Breitscheidplatz dar. (3)

Die Rasterfassade weist eine bemerkenswerte Plastizität auf: Das konstruktive Gerüst des Stahlbetonskelettbaus wird deutlich sichtbar gemacht, die weit vorgezogenen Betondecken der Obergeschosse treten als horizontale und die etwas zurückgesetzten Betonstützen als vertikale Elemente in Erscheinung. Geschosshohe, asymmetrisch geteilte Fensterelemente mit filigranen Stahlprofilen füllen das Raster aus. Die Schaufensterzone im Erdgeschoss ist vollständig verglast und wird von einem breiten Vordach geschützt, während ein Dachaufsatz als fensterloses Band zurücktritt und ursprünglich als schwarzer Hintergrund für Leuchtreklame diente. Die Treppenhäuser sind ebenfalls schwarz abgesetzt und über die gesamte Höhe des Gebäudes mit senkrechten, schräg gestellten Lamellen geschlossen. Die Verkleidung aller gliedernden Teile und Wandflächen mit Platten aus schwarzem und weißem Opakglas wurde bei der Sanierung 2012-13 rekonstruiert, die originalen Stahlrahmen der Fenster sind erhalten. Ein zusätzliches Geschoss wurde hinter dem Dachstreifen verborgen, dessen schwarze Glasverkleidung semitransparent erneuert wurde.


(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 662 f., Abb. 857; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VIII, Bauten für Handel und Gewerbe, Bd. A, Handel, Berlin 1978, S. 66, Abb. 77, S. 83; Heuler, Norbert: Architektur der 50er Jahre als Aufgabe der praktischen Denkmalpflege. In: Huse 1989, S. 311-317, bes. S. 315 f.; Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West- Berlin, Diss. Berlin 2004, Kat.-Nr. 43; Baukunst der Nachkriegsmoderne, Architekturführer Berlin 1949-1979, hrsg. v. Adrian von Buttlar, Kerstin Wittmann-Englert, Gabi Dolff-Bonekämper, Berlin 2013, S. 181.

(2) Der Bau unterscheidet sich hierin von der städtebaulichen Neuformulierung am Joachimsthaler Platz, wo das Konzept der aufgelockerten Stadt der Blockrandstruktur des 19. Jahrhunderts entgegengesetzt wurde. Siehe Allianz-Haus, Joachimsthaler Straße 10-12.

(3) Die Fassade verweist auf einen berühmten Warenhausbau der klassischen Moderne: Ebenfalls auf einem Viertelkreisgrundriss hatte Erich Mendelsohn 1928-29 das Kaufhaus Schocken in Chemnitz erbaut. Auf dieses Vorbild berief sich auch Otto Rudolph Salvisberg 1930-31 mit seinem SUVA-Haus in Bern. Vgl. Baukunst der Nachkriegsmoderne 2013, S. 181; Gürtler Berger, Theresia: Otto Rudolf Salvisberg, Seine Schweizer Bauten, Diss. ETH Zürich 2010, S. 299-306.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 662 f.
  • BusB VIII A 1978 / Seite 66
  • Rave, Knöfel/ Bauen seit 1900, 1968 / Seite Nr. 968
  • Verloren - gefährdet - geschützt, Berlin 1988 / Seite 315-316

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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