Denkmaldatenbank
Sophie-Charlotte-Oberschule, ehem. Fürstin-Bismarck-Schule
09096456 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Sybelstraße 2, 3, 4 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Schule |
Datierung | 1913-1916 |
Entwurf | Spickendorff, Walther (Architekt) |
Ausführung | Actien-Gesellschaft für Bauausführungen |
Bauherr | Magistrat Charlottenburg |
Den östlichen Teil der Sybelstraße dominiert das monumentale Gebäude der ehemaligen Fürstin-Bismarck-Schule, Sybelstraße 2-4, das 1913-16 nach dem Entwurf des Magistratsbaurats Walther Spickendorff für die 1909 gegründete "Höhere Mädchenschule" erbaut wurde. (1) Das für 1.280 Schülerinnen konzipierte Schulgebäude mit einer Straßenfront von 92 Metern Länge wird seit 1957 vom Sophie-Charlotte-Gymnasium genutzt. (2) Auf dem vier Parzellen umfassenden Grundstück in der Sybelstraße, die um 1912 bereits dicht mit Mietshäusern bebaut war, fügte der Architekt den mächtigen Baukörper mit zwei Innenhöfen geschickt in die Blockrandbebauung ein und ließ im Blockinnenbereich Platz für den Schulhof. Um den Straßenraum aufzuweiten, setzte er an der symmetrisch gegliederten Straßenfassade den mittleren Bauteil mit den zwei Eingangsportalen leicht zurück. Diesen Mittelteil, hinter dessen hohen Fenstern sich die Turnhalle im Erdgeschoss und darüber die Aula befinden, flankieren seitlich zwei turmartig überhöhte Risalite mit steinernen, auf wuchtigen Konsolen ruhenden Balkonen und breitem Kranzgesims. Die anschließenden, etwas niedrigeren Flügelbauten leiten zur benachbarten Mietshausbebauung über. Die Gestaltung der Fassade mit einem zweigeschossigen Sockel aus rustizierten, unterschiedlich großen Granitquadern, hellgrauem Edelputz an den oberen Geschossen sowie gliedernden und schmückenden Elementen aus Muschelkalk verleiht dem Gebäude seine repräsentative Wirkung. Der skulpturale Schmuck, der auf die Portale, die Risalite und die Brüstungsfelder im Mittelteil beschränkt ist, zeigt unter anderem Personifikationen der Unterrichtsfächer mit entsprechenden Attributen. (3) Auf den beiden größeren Bildfeldern an den Risaliten werden erzählerische Darstellungen mit Sinnsprüchen ergänzt, während die Balkone mit geometrischen Formen und Löwenköpfen geschmückt sind. (4) Die gerahmten Hauptportale sind links von der Büste der Athena Parthenos und rechts von einem Frauenkopf bekrönt, der wohl die Fürstin Bismarck darstellt. Im Innern haben sich große Teile der ursprünglichen Ausstattung erhalten, wie die Vertäfelungen und Deckengestaltung der Aula sowie Brunneneinfassungen und Treppengeländer.
(1) Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Charlottenburg, 1915-20, Charlottenburg 1922, S. 36-37; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 297, Abb. 331; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. C, Schulen, Berlin 1991, S. 92, 405. Nach einem Erlass 1908 wurden in Preußen auch Höhere Schulen/Gymnasien für Mädchen eingerichtet. Die 1909 von der Stadt Charlottenburg gegründete Einrichtung "Städtische Lyzeum und realgymnasiale Studienanstalt" (Berliner Adressbücher 1799-1970, Digitale Zentral- und Landesbibliothek [https://digital.zlb.de/viewer/berliner-adressbuecher/]), die ihr Gebäude in der Sybelstraße erhielt, wurde nach Johanna von Bismarck, geb. von Puttkamer (1824-1894), der Ehefrau des Fürsten Otto von Bismarck benannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt die Schule den Namen Ricarda-Huch-Schule.
(2) Seit 2015 Sophie-Charlotte-Gymnasium, vorher Sophie-Charlotte-Oberschule, 1957 entstanden durch die Zusammenlegung von Ricarda-Huch-Schule, Lietzensee-Schule und Sophie-Charlotte-Schule (1857 als erste städtische höhere Mädchenschule in Charlottenburg gegründet, die Mädchen eine Schulbildung bis zur mittleren Reife ermöglichte). Vgl. www.scgberlin.de/dokus/geschichte-der-schule/.
(3) Eindeutig zuzuweisen sind Maske und Schreibheft (Literatur), Zirkel (Geometrie), Erdkugel (Geographie) sowie Lyra und der (singende) Schwan (Musik), eine altägyptische Figurendarstellung und ein dickes Buch könnten auf das Fach Geschichte hinweisen. Rätselhaft bleibt der Adler im Feld der Literatur, der kompositorisch auf den Schwan im Feld der Musik bezogen ist. Das zentrale Feld zeigt eine Gottheit, die als Artemis gedeutet werden kann.
(4) Links ist eine Unterrichtsszene dargestellt, versehen mit dem Kant-Zitat "Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit Bewunderung und Ehrfurcht, der bestirnte Himmel über mir und das moralische Gesetz in mir". Rechts wird ein Beispiel der Nächstenliebe gezeigt: Eine Frau verbindet einem am Boden liegenden Mann, der von einer zweiten Person gestützt wird, den Arm. Die passende Beschriftung entstammt hier der "Antigone" von Sophokles und ist in griechischer sowie deutscher Sprache zu lesen: "Nicht mitzuhassen, mitzulieben bin ich da".
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 297
- Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Charlottenburg, 1915-20 / Seite 36-37
- BusB V C 1991 / Seite 92, 405
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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