Denkmaldatenbank

Wilhelm-Weskamm-Haus der Katholischen Studentengemeinde Berlin

Obj.-Dok.-Nr. 09096455
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Suarezstraße 15, 16, 17
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Studentenwohnheim
Datierung 1955-1956
Entwurf Völker und Grosse (Architekt)

Mit Bezug zu den Bauten der St. Canisius-Gemeinde entstand 1955-56 das ehemalige Wilhelm-Weskamm-Haus, Suarezstraße 15-17, im Auftrag der Katholischen Studentengemeinde. (1) Es war benannt nach dem 1956 verstorbenen Bischof von Berlin. Die nach dem Entwurf von Heinz Völker und Rudolf Grosse errichtete Anlage beherbergte ein Studentenwohnheim mit Mensa, Theatersaal, Klubraum, Dachgarten und einer Bar. Das sechsgeschossige Gebäude wird bis heute als Wohnheim sowie als Bildungs- und Begegnungsstätte genutzt. (2)

Bei der Gestaltung des Studentenhauses folgte der Architekt funktionalistischen Prinzipien, legte also an der Fassade Konstruktion und Nutzung des Hauses offen. Damit unterscheidet sich das Gebäude vom benachbarten Ignatius-Haus mit seiner dekorativen Oberflächengestaltung. Das aus zwei Bauteilen bestehende Gebäude setzt im Norden mit einem kurzen vierachsigen Bauteil an die wilhelminische Nachbarbebauung mit gleicher Traufhöhe an; die trapezoiden Fenster im Erdgeschoss verweisen auf die Kapelle mit figürlichen Glasmalereien von Ludwig Peter Kowalski. (3) Der anschließende längere Flügel ist um einige Meter zurückgesetzt, sodass sich vor dem Haus das Trottoir weitet und Platz lässt für einen Vorgarten. Am Übergang der beiden Flügel liegt der Haupteingang, der in ein geräumiges, zur Straße verglastes Foyer und das zur Rückseite liegende Treppenhaus führt. Die Fassade spiegelt auch hier die interne Nutzung wider: Im Erdgeschoss befinden sich Verwaltungsräume, an den Balkonen sind die Wohnräume im zweiten, vierten und fünften Obergeschoss zu erkennen. Hinter dem Fensterband des vierten Geschosses befanden sich eine Mensa und eine Bibliothek. Die Architektur von Völker und Grosse erschöpft sich nicht in funktionaler Sachlichkeit; skulpturale Qualitäten weisen etwa die sich nach unten verjüngenden Betonstützen im Sockelgeschoss sowie die konkav eingezogenen Betonbodenplatten der Balkone und, besonders prägnant, das frei gestellte achteckige verglaste Treppenhaus an der Stirnseite zur Straßenkreuzung auf.


(1) Berliner Bauwirtschaft (1957), S. 473; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 214, Abb. 218, 219; Bauen in Berlin, 1900-2000, hrsg. v. Josef Paul Kleihues, Jan Gerd Becker-Schwering, Paul Kahlfeldt, Ausstellungskat., Berlin 2000, Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West- Berlin, Diss. Berlin 2004, Kat.-Nr. 42; Berliner Bezirkslexikon Charlottenburg-Wilmersdorf, hrsg. v. Hans-Jürgen Mende und Kurt Wernicke, Berlin 2005, S. 776.

(2) Träger des 1975 gegründeten "Ernst-Lemmer-Instituts" ist der Förderkreis Junge Politik e.V.

(3) Die Malereien zeigen Verkündigung, Kreuzabnahme und Pfingstfest.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 214
  • Berliner Bauwirtschaft (1957) / Seite 473

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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