Denkmaldatenbank

Farbwerke Hoechst

Obj.-Dok.-Nr. 09096444
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Steinplatz 1

Goethestraße 1

Hardenbergstraße 11
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Büro- und Geschäftshaus
Entwurf 1953
Datierung 1954-1955
Entwurf Geber und Risse (Architekt)
Ausführung Arge Hochtief AG & Boswau und Knauer
Bauherr Farbwerke Hoechst AG

Der östlich anschließende Steinplatz wird im Nordosten von der Hardenbergstraße und an den übrigen Seiten von einer umlaufenden Straße eingefasst. Während an der Süd- und Südostseite, wo strahlenförmig Goethe-, Carmer- und Uhlandstraße einmünden, die Randbebauung aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg weitgehend erhalten ist, steht an der Nordwestseite mit dem Hoechst-Haus, Steinplatz 1, Goethestraße 1, Hardenbergstraße 11, das 1954-55 nach den Plänen der Berliner Architekten Hans Geber und Otto Risse als Büro- und Geschäftshaus für die Farbwerke Hoechst ausgeführt wurde, ein bedeutendes Zeugnis des Wiederaufbaus der 1950er Jahre. (1) In bewusstem Kontrast zum wilhelminischen Hauptgebäude der Universität der Künste gegenüber ist das Gebäude mit glatter, streng gerasterter Werksteinfassade, verglastem Dachgeschoss mit weit auskragendem Flugdach sowie einem aufgeständerten Erdgeschoss mit großen Schaufenstern modern gestaltet und gehört zu den Bauten, mit denen das Gebiet zwischen Bahnhof Zoo und Ernst-Reuter-Platz zu einem der neuen Geschäftszentren West-Berlins umgestaltet wurde. (2) Mit seiner kühn gewendelten Haupttreppe gilt es zudem als ein Meisterwerk der Architektur seiner Zeit.

Das Gebäude besteht aus zwei Bauteilen, einem siebengeschossigen Flügel an der Hardenbergstraße mit dem Haupteingang zum Steinplatz und einem nach Süden anschließenden sechsgeschossigen Trakt, der zur Goethestraße um ein weiteres Geschoss verringert wird. Die Fassaden sind dreigeteilt in Sockelgeschoss, Bürogeschosse und verglastes Dachgeschoss mit vorkragenden Flachdächern. Typisch für den Wiederaufbau der 1950er Jahre ist das Gebäude in Mischbauweise errichtet: Ein Stahlbetonskelett mit Wänden aus Mauerwerk, rundum mit Werkstein verkleidet, das zurückgesetzte Dachgeschoss als Stahlkonstruktion mit filigranen Stahlrohrstützen. Den dekorativen Charakter der Steinhaut betonen die Architekten an der fensterlosen Stirnwand zum Steinplatz, indem das quadratische Plattenraster entgegen der tektonischen Logik diagonal verläuft. Im Winkel der beiden Flügel befindet sich die offen um ein ellipsoides Auge gewendelte Haupttreppe mit großer Fensterfläche zum Innenhof. (3) Betont bescheiden ist die Gestaltung des Eingangs, man wollte wohl auch ein Zeichen der Abkehr von der Repräsentationsarchitektur der NS-Zeit setzen. Versteckt unter den vorkragenden Bürogeschossen und gerahmt durch zwei zierliche Rundstützen befindet sich die gläserne Eingangstür, das holzvertäfelte Foyer leitet in einem Schwung zur Haupttreppe über. Der polygonale Natursteinbelag des Fußbodens reicht von hier in den Außenraum - eine Variation über ein Hauptthema der Architektur der 1950er Jahre: Transparenz und Offenheit.


(1) Das Hoechst-Haus in Berlin, Architekten Hans Geber und Otto Risse, Berlin. In: Bauwelt 47 (1956) H. 20, S. 459-461; Charlottenburg, Zweijahresbericht des Bezirksamtes Charlottenburg von Berlin 1955-1956, hrsg. v. Bezirksamt Charlottenburg, Berlin 1957, S. 14, 62 (Abb.); Hagemann 1959, Abb. 27; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 660 f., Abb. 860; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IX, Industriebauten - Bürohäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1971, S. 215; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VIII, Bauten für Handel und Gewerbe, Bd. A, Handel, Berlin 1978, S. 239; Engel, Helmut: Die Architektur der 50er Jahre in Berlin. In: W. Ribbe (Hrsg.): Berlin-Forschungen 111, Einzelveröffentlichungen der Historischen Kommission zu Berlin, Bd. 66, Berlin 1988, S. 294 f., Abb. 13; Hoh-Slodczyk, Christine: Der Berliner City-Bereich als Herausforderung für den Denkmalschutz. In: Durth, Werner/Gutschow, Niels (Hrsg.): Architektur und Städtebau der Fünfziger Jahre, Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd. 41, Bonn 1990, S. 138; Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West- Berlin, Diss. Berlin 2004, Kat. Nr. 41; Baukunst der Nachkriegsmoderne, Architekturführer Berlin 1949-1979, hrsg. v. Adrian von Buttlar, Kerstin Wittmann-Englert, Gabi Dolff-Bonekämper, Berlin 2013, S. 171 f.

(2) Dazu gehörten auch die Berliner Bank (1952-53) und die Industrie- und Handelskammer (1953-55). Vgl. Hoh-Slodczyk, Christine: Der Berliner City-Bereich als Herausforderung für den Denkmalschutz. In: Durth, Werner/Gutschow, Niels (Hrsg.): Architektur und Städtebau der Fünfziger Jahre, Schriftenreihe des Deutschen Nationalkomitees für Denkmalschutz, Bd. 41, Bonn 1990, S. 134 ff.

(3) Im obersten Geschoss des Flügels an der Hardenbergstraße waren Sitzungsräume und die Kantine untergebracht, der durchfensterte Sockel erhielt als Ladenlokal eine öffentliche Funktion. Im Sockelgeschoss des Flügels am Steinplatz befanden sich, wie auch noch die Rampe im Hof verdeutlicht, Lagerräume.

Literatur:

  • N.N./ Das Hoechst-Haus in Berlin. Architekten Hans Geberund Otto Risse, Berlin in
    Bauwelt 47 (1956) 20 / Seite 459-461
  • Charlottenburg - Ein Zweijahresbericht des BezirksamtesCharlottenburg von Berlin 1955-1956, hrsg. v. BezirksamtCharlottenburg, Berlin 1956 / Seite 14, 62
  • Hagemann/ Das neue Gesicht Berlins, 1959 / Seite 660-661
  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 215
  • BusB IX 1971 / Seite 239
  • BusB VIII A 1978 / Seite 294-295
  • Engel/ Die Architektur der 50er Jahre in Berlin in
    Berlin-Forschungen III, 1988
  • Hoh-Slodczyk/ Der Berliner City-Bereich als Herausforderungfür den Denkmalschutz in
    Architektur und Städtebau der Fünfziger Jahre, 1990

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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