Denkmaldatenbank

Meilensäule Spandauer Damm

Obj.-Dok.-Nr. 09096438
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Spandauer Damm
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Meilensäule
Datierung um 1842
Entwurf Stüler, Friedrich August (Architekt)

Vor dem ehemaligen Marstall am Spandauer Damm (vor Nr. 7), Ecke Nithackstraße, steht ein preußischer Meilenstein in Form einer Sandsteinsäule mit vergoldeter Kugel und Spitze sowie einer gusseisernen Platte mit der Inschrift "1 Meile von Berlin" auf hohem Sandsteinsockel. (1) Der Meilenstein war 1905 von seinem ursprünglichen Standort auf dem Luisenplatz vor dem Neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses auf die gegenüberliegende Straßenseite versetzt worden, weil er einem Reiterdenkmal für Kaiser Friedrich III. weichen musste. (2) Die Datierung der Meilensäule ist bis heute unklar; man vermutet, dass sie 1822 mit dem Ausbau der Chaussee in Richtung Spandau und Hamburg (heute Spandauer Damm) auf dem Luisenplatz aufgestellt wurde - sicher ist jedoch nur, dass sie zwischen 1800 und 1846 entstanden sein muss. (3) Der Entwurf wird Friedrich August Stüler zugeschrieben, der ihn nach Skizzen Friedrich Wilhelms IV. erstellt haben soll; der Säulentypus entspricht den Meilensäulen an der Via Appia bei Rom, die damals durch Abbildungen bekannt waren. (4) Nach Einführung des metrischen Systems in Deutschland war die Säule 1875 mit der neuen Beschriftung "10 Kilometer von Berlin" am Spandauer Berg (5) aufgestellt worden; Kaiser Wilhelm I. verfügte jedoch in einer Kabinettsordre die sofortige Rückversetzung an die ursprüngliche Stelle, wo sie bis 1905 stand. Der 1937 durch einen Bildhauer umfassend sanierte Meilenstein, der den Zweiten Weltkrieg unbeschadet überstand, wurde 1960 und 1990 erneut renoviert und mit neu vergoldeter Kugelspitze versehen; er gehört zu den wenigen in der historischen Substanz weitgehend erhaltenen Beispielen dieser Art. (6)


(1) www.forschungsgruppe-meilensteine.de/beraso/BerlinCh/berlin chbg.htm (zuletzt geprüft am 27.11.2015); Liman, Herbert: Preußischer Chausseebau, Meilensteine in Berlin, Berliner Hefte 5 (1993), S. 45 ff.; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 490 f.; Sasse, Wilhelm: Wege und Meilensteine weisen nach Berlin. In: Edwin Redslob zum 70. Geburtstag, Eine Festgabe, Berlin 1955, S. 364 f.; Gundlach, Wilhelm: Geschichte der Stadt Charlottenburg, Berlin 1905., Bd. 1, S. 669; Bd. 2, S. 540.

(2) Der Luisenplatz, seit 1806 zu Ehren der Königin Luise so benannt, erstreckt sich südlich des Neuen Flügels auf der Nordseite des Spandauer Damms, die Straße zwischen Spandauer Damm und Schlossbrücke trägt heute ebenfalls den Namen Luisenplatz. 1841 wurde der Platz durch Peter Joseph Lenné gärtnerisch gestaltet; 1902-05 wurde er durch Otto Schmalz verändert und in der Platzmitte ein Reiterdenkmal für Kaiser Friedrich III. von Joseph Uphues aufgestellt, das zum 200-jährigen Bestehen der Stadt Charlottenburg von Kaiser Wilhelm II. am 27. Mai 1905 enthüllt wurde. Nach Bombenschäden wurde das Reiterdenkmal 1943 eingeschmolzen und die zerstörte Denkmalanlage 1950 abgetragen. Der Platz wurde in den 1950er Jahren von Joachim Kaiser neu gestaltet und besteht seitdem aus einfachen Rasenflächen, die von Bäumen und befestigten Wegen umgeben sind. Vgl. Wikipedia, Stichwort "Luisenplatz".

(3) In einer ausführlichen Beschreibung der 1798 fertig gestellten Chaussee zwischen dem Brandenburger Tor und dem Charlottenburger Schloss aus dem Jahr 1800 (Ahlert/Krienitz/Wallner: Berliner Poststraßen 1800-1805, Bereisungsprotokolle der Poststraßen, Aktensammlung der Gesellschaft für deutsche Postgeschichte, Bezirksgruppe Berlin.) wird der Meilenstein nicht erwähnt; in einer Kabinettsordre von 1846 wird er hingegen als Vorbild für die Ausführung von Meilensteinen an der Potsdamer Chaussee genau beschrieben. Vgl. www.forschungsgruppe-meilensteine.de/beraso/BerlinCh/berlin chbg.htm (zuletzt geprüft am 27.11.2015); Liman, Herbert: Preußischer Chausseebau, Meilensteine in Berlin, Berliner Hefte 5 (1993), S. 45 f.

(4) Sowohl ein Kupferstich Piranesis als auch Goethes Skizzenbücher von seiner Reise nach Italien zeigen solche Meilensteine, sie galten allgemein als typisches Merkmal für die klassische römische Säule, die Entfernungen oder andere Wegmarken anzeigten. Skizzen von Friedrich Wilhelm IV. sind erhalten. Vgl. Liman 1993, S. 46; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 491.

(5) Vermutlich an der Stelle am Spandauer Damm nahe dem Eingang zum Park Ruhwald, wo heute ein Rundsockelstein mit der Angabe "1 1/5 Meilen bis Berlin" steht. Dieser soll vorher im Bereich des heutigen U-Bahnhofs Ruhleben gestanden haben. (Ortsteil Westend, Spandauer Damm (vor 220)).

(6) Weitere Römische Meilensäulen an Innsbrucker Platz/ Schöneberg, Potsdamer Straße/ Zehlendorf und Königstraße/ Wannsee. Vgl. Liman 1993, S. 48 ff

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 490 f.
  • Weigel, Günter, Das Geheimnis der Charlottenburger Meilensäule in Völkischer Beobachter / Seite 17.04.1937
  • Sasse, Wilhelm, Wege und Meilensteine weisen nach Berlin =Edwin Redslob zum 70. Geburtstag. Eine Festgabe, Berlin 1955 / Seite 364-365
  • Limann, Herbert, Preußischer Chausseebau. Meilensteine in Berlin in Berliner Hefte (1993) 5

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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