Denkmaldatenbank
Beamtenwohnhaus des Pumpwerks Charlottenburg I
09096437 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Sophie-Charlotten-Straße 114 Mollwitzstraße 1 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Beamtenwohnhaus & Pumpwerk |
Datierung | 1889-1890 |
Entwurf | Köhn, Erich |
Bauherr | Tiefbauamt Charlottenburg |
Vom ehemaligen Abwasser-Pumpwerk Charlottenburg I, das 1889-90 nach einem Entwurf des Regierungsbaumeisters Erich Köhn errichtet wurde, ist heute nur noch das zugehörige Beamtenwohnhaus, Sophie-Charlotten-Straße 114, Mollwitzstraße 1, weitgehend erhalten. (1) Nachdem der Magistrat der Stadt Charlottenburg 1885 beschlossen hatte, ein zentrales Entwässerungssystem mit Schwemmkanalisation und Rieselfeldern nach Berliner Vorbild aufzubauen, wurde auf dem städtischen Gelände an der Ecke Sophie-Charlotten- und Mollwitzstraße, direkt gegenüber dem Güterbahnhof, das Hauptpumpwerk, bestehend aus Kesselhaus, Schornstein, Maschinenhalle, Sandfang sowie Beamten- und Wirtschaftsgebäude ausgeführt und im Oktober 1890 von der Charlottenburger Wasserwerke AG in Betrieb genommen. (2) Die gesammelten Abwässer wurden mit Maschinenkraft über Druckrohre von hier zu den Rieselfeldern des eigens zu diesem Zweck erworbenen Gutes Karolinenhöhe in Gatow gepumpt. Im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt, wurden 1962-67 Schornstein und Kesselhaus abgerissen und durch einen Neubau ersetzt; in der entkernten Maschinenhalle wurden neue Pumpen mit Elektro- und Dieselantrieb aufgestellt, die veränderten Fassaden mit Spaltklinkern verblendet. Das Beamtenwohnhaus stellt daher als originaler Bestandteil der ersten Abwasser-Pumpstation der Stadt ein wichtiges Zeugnis für den Beginn der modernen Wasserwirtschaft in Charlottenburg dar. (3)
Der in seinem Äußeren gut erhaltene zweigeschossige Bau aus roten Verblendziegeln auf H-förmigem Grundriss besteht aus zwei schmalen Baukörpern mit Satteldach, die durch einen dreiachsigen Querflügel mit Walmdach verbunden sind; an dessen Südseite tritt in der Mittelachse ein polygonaler Erker hervor. (4) Dadurch wirken Nord- und Südfassade wie von Seitenrisaliten mit Dreiecksgiebeln eingefasst. Darüber hinaus werden die Fassaden, die mit Stichbogenfenstern in unterschiedlichen Formaten gegliedert sind, durch Lisenen, Gesimse, dunkelbraune Horizontalstreifen und Ziegelmuster wirkungsvoll akzentuiert. Das Wohnhaus unterscheidet sich in seiner ungewöhnlich aufwendigen Gestaltung von den üblichen Zweckbauten des späten 19. Jahrhunderts und dokumentiert stellvertretend für die einstige repräsentativ gestaltete Gesamtanlage des Pumpwerks die ästhetischen Ansprüche der wohlhabenden Stadt Charlottenburg.
(1) Architekten-Verein zu Berlin u. Vereinigung Berliner Architekten (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Bd. 1, Berlin 1896, S. 361-365; Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Charlottenburg, Charlottenburg 1899, S. 25; Gundlach, Wilhelm: Geschichte der Stadt Charlottenburg, Bd. 1, Berlin 1905, S. 501; 578 ff.; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 608 f.; Charlottenburg, Vom Idyll zur Großstadt, Stadtkreis Charlottenburg 1877-1920, Ausstellungskat. Berlin 1987, S. 2; Denkmale der Berliner Wasser Betriebe, Abwasserpumpwerke, Wohn- und Verwaltungsgebäude, hrsg. v. Berliner Wasserbetriebe, Berlin 1997, S. 8, 52 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. A (2), Stadttechnik, Petersberg 2006, S. 113, 123, 168 (Abb. 282, 283), 359.
(2) Die Charlottenburger Wasserwerke AG wurde 1906 von der Stadt übernommen und mit der Bildung der Gemeinde Groß-Berlin 1920 im Zuge der Neuordnung der Berliner Stadtentwässerung mit den Berliner Wasserwerken zusammengefasst. Vgl. Denkmale der Berliner Wasser Betriebe, Abwasserpumpwerke, Wohn- und Verwaltungsgebäude, hrsg. v. Berliner Wasserbetriebe, Berlin 1997, S. 10.
(3) Für die Wasserversorgung Charlottenburgs hatte die Charlottenburger Wasserwerke AG 1878 das Wasserwerk am Teufelssee übernommen, das 1872 für die Villenkolonie Westend von der Westendgesellschaft H. Quistorp & Co." errichtet worden war. Wegen der steigenden Nachfrage wurden 1888 das Wasserwerk Beelitzhof am Wannsee und 1896 das Wasserwerk Jungfernheide gebaut. (4) Im Inneren ist der Bau mehrfach verändert worden.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 608 f.
- BusB I 1896 / Seite 361-365
- Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Charlottenburg, 1899 / Seite 25
- Benthin, Fritz, Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Industriebaues unter besonderer Berücksichtigung der Verhältnisse im Berliner Raum, Dissertation an der Technischen Universität Berlin 1954 / Seite 63, 87
Kontakt
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