Denkmaldatenbank

Königliche Gipsformerei

Obj.-Dok.-Nr. 09096435
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Sophie-Charlotten-Straße 17, 18
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Fabrik
Datierung 1889-1890
Entwurf Merzenich, J.
Entwurf Kirstein
Bauherr Staatsbauverwaltung

Das Gebäude für die Königliche Gipsformerei, Sophie-Charlotten-Straße 17-18, wurde 1889-91 nach einem Entwurf des Königlichen Landbauinspektors und damaligen Architekten der Königlichen Museen Johann Merzenich und unter der Bauleitung des Regierungsbaumeisters H. Kirstein ausgeführt. (1) Der eigens für die 1819 gegründete "Königlich Preußische Gipsgussanstalt" errichtete Neubau mit Formenlager, Werkstatträumen und Ateliers war notwendig geworden, weil die vorherigen Räumlichkeiten in der Münzstraße in Berlin nicht mehr ausreichten. Das große Grundstück in Charlottenburg auf dem Gelände des Güterbahnhofs bot nicht nur ausreichend Platz, sondern auch die Nähe zur Eisenbahn für den Transport der Materialien und der fertigen Abgüsse. Gebäude und Sammlung blieben von Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg verschont, sodass die heute als "Gipsformerei der Staatlichen Museen zu Berlin" bezeichnete Institution mit mehr als 7.000 Abgüssen von Werken aller Epochen und Weltkulturen die weltweit größte Sammlung dieser Art darstellt. Der U-förmige Rohziegelbau besteht aus einem breit gelagerten Vorderhaus mit flach geneigtem Satteldach und zwei kurzen Seitenflügeln. Zwei Treppenhäuser an der Hofseite und zwei Aufzüge erschließen das Gebäude mit Souterrain und vier Geschossen für Werkstätten und Lagerräumen. Die zum Teil sehr großen Räume werden von preußischen Kappendecken überspannt, die auf den tragenden Wänden und Reihen kräftiger Ziegelpfeiler dazwischen auflagern. Mit dem gleichmäßigen Raster der großen Sprossenfenster mit Stichbogenabschluss, die den Arbeitsräumen eine gute Belichtung ermöglichen, hat die Straßenfront die Wirkung eines Industriegebäudes. Doch zeigt die glatte, unverputzte Fassade aus gelben Ziegeln im Kreuzverband, die durch waagerechte rote Ziegelstreifen und ein kräftiges Konsolgesims an der Traufe geschmückt ist, eine symmetrische Gliederung, die dem Gebäude auch einen repräsentativen Charakter verleiht: Die fünf mittleren Achsen mit der großen Toreinfahrt und dem heute nur noch schwach erkennbaren ursprünglichen Schriftzug "Gipsformerei der Königlichen Museen" in der Mitte wird von zwei Regenrohren so eingefasst, dass sie wie ein Mittelrisalit wirken. Auch der heutige schmale Vorgarten mit zwei Sphingen auf einer niedrigen Mauer, die den Eingang flankieren, betont die Symmetrie. Nur die drei südlichen Achsen, die durch Baumaßnahmen der jüngeren Vergangenheit mit einem neuen Schriftzug und Schaufenstern für einen Verkaufsraum versehen sind, durchbrechen die Symmetrie.


(1) Die Gipsformerei, gegründet als "Königlich Preußische Gipsgussanstalt" durch König Friedrich Wilhelm III. zur Stärkung von Kunst, Wissenschaft und Industrie, gehört seit 1830 zu den Königlichen, heute Staatlichen Museen zu Berlin. Da es für die Nachfrage nach Abgüssen von antiken Werken nur Importe aus Italien gab, erhoffte sich der Staat mit der Herstellung von Abgüssen eine Einnahmequelle; Leiter war der Bildhauer Christian Daniel Rauch. Vgl. www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/ ; Dielitz, J.: Die Gipsformerei der Kgl. Museen, Festschrift zur Feier des 50 jährigen Bestehens der Kgl. Museen in Berlin am 3. August 1880, Berlin 1880, Nr. 10, S. 167 ff.; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 267 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. A, Bauten für die Kunst, Berlin-München 1983, S. 3, 8; 100 Jahre Gipsformerei in Charlottenburg, Ein Stück Architektur- und Kulturgeschichte der Berliner Museen, Faltblatt 1991; Gipsformerei Staatliche Museen zu Berlin: Gipsformerei, Kunstmanufaktur seit 1819, Faltblatt 2012; Schelper, Thomas: Die Gipsformerei in Berlin-Charlottenburg, von 1891 bis heute. In: Schröder, Nele/Winkler-Horaceck, Lorenz (Hrsg.): .von gestern bis morgen., Zur Geschichte der Berliner Gipsabguss-Sammlung(en), Ausstellungskat. Berlin, Rahden 2012, S. 105-111; Baupläne des Gebäudes befinden sich im Archiv des Architekturmuseums der TU Berlin (Inv. Nr. 29211-29221).

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 267 f.
  • BusB V A 1983 / Seite S. 3, 8
  • Möhle, Hans/ Gipsformerei. Die Berliner Museen, Berlin 1953 / Seite S. 159-160

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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