Denkmaldatenbank

Sophie-Charlotte-Schule

Obj.-Dok.-Nr. 09096424
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Schloßstraße 55A
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schule
Datierung 1914-1922
Entwurf Winterstein, Hans (Maurermeister)
Ausführung Pegel, G. (?)
Bauherr Magistrat Charlottenburg

Das 1914 begonnene und 1919-22 nach Entwurf des späteren Charlottenburger Stadtbaurats Hans Winterstein ausgeführte ehemalige Sophie-Charlotte-Lyzeum, Schustehrusstraße 43, bedient sich ganz anderer Gestaltungsmittel als die Schule an der Nithackstraße.(1) Insbesondere die Schauseite zum Schustehruspark lässt eher an ein Landhaus als an einen Schulbau denken, was vor allem an dem ungewöhnlichen Grundstück liegt. Anders als bei der in die Straßenflucht eingepassten ehemaligen Gemeindedoppelschule konnte hier der Neubau für eine höhere Lehranstalt zum überwiegenden Teil auf dem ehemaligen Gartengelände der Villa Oppenheim gestaltet werden. Die Planung, den Garten zum Volkspark umzugestalten(2), fiel zeitlich mit dem ersten Vorentwurf Wintersteins für den fünfgeschossigen Schulbau zusammen, daher orientiert sich die Hauptfassade mit Mittelrisalit und fünf großen Rundbogenfenstern für die Aula nicht zur Straße, sondern zum Park. 1914 wurde mit dem Bau begonnen, für den der Nordflügel der Villa Oppenheim abgetragen wurde; wegen des Kriegsausbruchs gedieh er aber nur bis zum Kellergeschoss. Erst 1919-22 konnte er vollendet und an den immer noch beträchtlichen Rest der Villa unmittelbar angeschlossen werden. Dabei wurde der ursprüngliche Plan, der eine stilistische Angleichung an die beiden Untergeschosse der Villa vorsah, abgeändert. Seither ist das Gebäude nahezu unverändert geblieben.(3) Trotz der finanziellen Notlage nach dem Ersten Weltkrieg hat Winterstein beim Entwurf der Schule einen bemerkenswerten gestalterischen Aufwand betrieben. Eine geschickte Gliederung der Baumasse, einschließlich des geglückten Anschlusses an die Villa Oppenheim, die Verwendung verschieden farbiger Materialen wie Granitsockel, Sichtziegel, Putzflächen, Fachwerk, Fenster aus Holz sowie reizvolle Details, wie die Kielbogeneinfassung der Aulafenster oder die sgraffitoähnliche Ornamentik an den Fensterpfeilern des dritten Geschosses, verleihen der Schauseite ein malerisches Aussehen. Wegen des Bewuchses der Böschung zwischen Schule und Park sind manche Einzelheiten weniger auffällig, wie beispielsweise die beiden seitlichen Portale, deren Gewände mit einer variantenreichen Ziegelmauertechnik versehen sind. Die Fassade zur Schustehrusstraße ist in schlichteren Formen gestaltet und verzichtet auf einen repräsentativen Eingang. Hofseitig wurde die Schule 1929/30 aufgestockt. Im Inneren sind die Vestibüle und Treppenhäuser noch weitgehend original vorhanden.


(1) Ab 1953 Schlesien-Oberschule, seit 2004 Oppenheim-Oberschule, seit 2011 Schule am Schloss. Vgl. Schulchronik auf www.schuleamschloss.de; Nitsch, Ute: Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z, Ein Lexikon, hrsg. v. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin 2003, S. 229; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. C, Schulen, Berlin 1991, S. 407; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 296.

(2) Deutsche Bauzeitschrift, Fachzeitschrift für Architektur und Hochbau, Gütersloh, 1. Jg. 1953, S. 360.

(3) Auf dem westlich an die Villa Oppenheim anschließenden Grundstück Schloßstraße 56 wurde 1987-88 nach Entwurf der Architekten Hinrich und Inken Baller eine Doppelturnhalle errichtet, die auch von der Schule genutzt wird. Das auffällige Gebäude mit einem aufgeständerten Erdgeschoss und je einer Turnhalle mit seitlichen Umkleideräumen und Treppenhäusern in den beiden Obergeschossen ist von einem Tonnendach mit Kupferdeckung überfangen. Die Gestaltung der Straßenfassade mit Sprossenfenstern, filigranen, türkisfarben gestrichenen Balkongittern und giebelartig aufschwingender Dachkante lässt sowohl die typische Handschrift der Architekten als auch die Aufnahme von Gliederungselementen der Mietshäuser an der Schloßstraße erkennen. Seit 1998 ist die Halle als "Carl-Schuhmann-Halle" nach dem ersten deutschen Olympiasieger 1896 in Athen benannt. Vgl. Berliner Bezirkslexikon Charlottenburg-Wilmersdorf, hrsg. v. Hans-Jürgen Mende und Kurt Wernicke, Berlin 2005, S. 157 f.; Wörner, Martin/Mollenschott, Doris/Hüter, Karl-Heinz: Architekturführer Berlin, 3. Aufl. Berlin 1991, Nr. 132.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 296 (Textbd.)

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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