Denkmaldatenbank

Villa Oppenheim

Obj.-Dok.-Nr. 09096415
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Schloßstraße 55
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus
Datierung 1881-1882
Umbau 1984-1987
Entwurf Heidecke, Christian (Maurermeister)
Ausführung Heidecke, Fritz (Zimmermeister)
Ausführung Södel, J.
Bauherr Oppenheim, O. G.
Entwurf Hochbauamt Charlottenburg

Die südlich der Schustehrusstraße gelegene Villa Oppenheim, Schloßstraße 55, ist eine der letzten Villen aus den 1880er Jahren im Ortsteil Charlottenburg. (1) Das seit 2012 vom Museum Charlottenburg-Wilmersdorf genutzte Gebäude war 1881-82 vom Architekten Christian Heidecke (2) als Sommersitz für Margarete und Otto Georg Oppenheim im Stil der Neorenaissance errichtet worden und hatte dabei ein älteres Gebäude ersetzt. (3) Nachdem das Anwesen mit großem Park 1911 in städtischen Besitz gelangt war, wurden für den 1914 begonnenen Neubau der Sophie-Charlotte-Schule (Schustehrusstraße 43) die Nebengebäude und der Nordflügel der Villa abgerissen, später das restliche Wohnhaus an den Schulbau angeschlossen und im Inneren stark verändert. Den Park gestaltete Erwin Barth 1914 zu einer öffentlichen Grünanlage (Schustehruspark) um. Die im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte Villa erhielt 1945 zunächst ein Flachdach, erst 1984-87 wurde sie saniert und das hohe Walmdach wiederhergestellt; bis 2009 war hier die Galerie für Gegenwartskunst untergebracht.

Von der Villa Oppenheim, einer ehemals symmetrischen Dreiflügelanlage, sind der Haupt- und der südliche Seitenflügel erhalten. Das zweigeschossige Gebäude mit Souterrain und einem steilen Schieferdach mit Ziergiebeln ist durch Wandfelder in rotem Klinker und weiße Putzelemente lebhaft gegliedert. Das untere Geschoss weist rechteckige, das obere rundbogige Fenster auf, die von profilierten Rahmungen eingefasst und durch schmale Gesimse zusammengefasst sind. Während an der Ostseite zum Park, zu dem ein schmaler Vorgarten überleitet, ein dreiachsiger Altan mit Pfeilern und Säulen toskanischer Ordnung dominiert, ziert die Gebäudeecke eine von ionischen Pilastern gerahmte offene Loggia. Die Südfront ist ähnlich gestaltet, jedoch ohne Altan und mit einem höheren Sockelgeschoss. Trotz des Verlustes an historischer Bausubstanz nach Umbauten und Rekonstruktion repräsentiert die Villa noch eindrucksvoll die Zeit, als sich Berliner Bürger in Charlottenburg ihre Sommervillen errichteten. Als 1909 Otto Georg Oppenheim starb, war das Grundstück durch den Verstädterungsprozess der Charlottenburger Altstadt bereits von dicht bebauten Mietshausvierteln umgeben. Daher ist die geschichtsträchtige Parzelle, einst Standort des königlichen Marstalls und seit 1846 der Mendelssohnschen Villa "Sorgenfrei", als eine der letzten in ihren ursprünglichen Dimensionen noch erlebbar.


(1) Ein weiteres Beispiel ist die Villa Fasanenstraße 23, 1889-90 von Becker & Schlüter. Die Charlottenburger Villa Oppenheim ist nicht zu verwechseln mit der Villa Oppenheimer im Grunewald. Vgl. Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 377; May, Herbert: Einst eine Zierde der Residenz, Die Schloßstraße in Charlottenburg, Berlin 1992, S. 25 f.; Scholtze, Gisela: Die Villa Oppenheim. In: Mitteilungen des Vereins für die Geschichte Berlins 1997, H. 1, S. 150-164; Nitsch, Ute: Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z, Ein Lexikon, hrsg. v. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin 2003, S. 277;Berliner Bezirkslexikon Charlottenburg-Wilmersdorf, hrsg. v. Hans-Jürgen Mende und Kurt Wernicke, Berlin 2005, S. 748 f.

(2) Von den zahlreichen Villen dieses Architekten sind nur diese und die Schwartzsche Villa in Steglitz erhalten geblieben.

(3) Auf dem Grundstück stand zunächst der nach Entwurf von Johann Friedrich Eosander errichtete Marstall für das Schloss. (Vgl. Zöbl, Dorothea: Wo der König Bürgermeister war, Charlottenburger Stadtgeschichten seit 1700, Berlin 2013, S. 46.) Nach mehreren Besitzerwechseln ließ sich 1844-46 der Bankier Alexander Mendelssohn (1798-1871) hier seinen Sommersitz errichten und gab ihm den Namen "Sorgenfrei" als Anspielung auf Schloss Sanssouci. Villa, Nebengebäude und Garten erbte die zweitälteste Tochter Margarethe (1823-1890), die mit dem Obertribunalrat Otto Georg Oppenheim (1817-1909) verheiratet war. Die alte Villa "Sorgenfrei" wurde für den Neubau abgerissen. Vgl. Wikipedia, Stichwort Villa Oppenheim Berlin.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 377
  • Deutsche Bauzeitung 45 (1911) / Seite 360, T. 1

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen