Denkmaldatenbank
Wohnanlage "Schillerpark"
09096412 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Schillerstraße 12, 13, 14, 15 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Wohnanlage |
Entwurf | 1905 |
Datierung | 1906-1907 |
Entwurf | Gessner, Albert (Architekt) |
Bauherr | Sophie-Charlottenpark GmbH |
Von der ehemals sieben Häuser umfassenden Wohnhausgruppe, die nach Plänen des Architekten Albert Gessner 1905-07 westlich des Schiller Theaters zwischen Bismarck-, Grolman- (heute Am Schillertheater) und Schillerstraße errichtet wurden, sind nur die beiden Mietshäuser Schillerstraße 12-15 leicht verändert erhalten. (1) Die vier Bauten an Grolman- und Bismarckstraße der Sophie-Charlottenpark genannten Anlage wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. Von den drei Häusern in der Schillerstraße mit der Bezeichnung Schillerpark wurde das Haus Schillerstraße 11 im Jahr 1960 abgerissen. Mit der Wohnanlage wollte Gessner die traditionelle Mietshausstruktur mit repräsentativem Vorderhaus, Innenhöfen und Seitenflügel auflösen und alle Wohnungen gleichwertig und mit einem hohen Standard in Größe und Ausstattung gestalten. Er ordnete die fünfgeschossigen Wohnbauten so an, dass die rückwärtigen Höfe ohne Berücksichtigung der Grundstücksgrenzen zusammengefasst werden konnten. In den Wohnungen ermöglichten großzügige Grundrisse die Anordnung von zahlreichen Räumen rund um eine Diele, die alle mit natürlicher Belichtung versorgt und auch über Nebentreppenhäuser erschlossen werden konnten. Bei der Fassadengestaltung gab es ebenfalls keinen Unterschied zwischen Straßen- und Hoffronten: Die Häuser zeichneten sich alle durch einheitliche ornamentfreie Putzflächen in expressiver Farbigkeit (grauviolett und ockergelb), durch Dächer mit grauen Dachziegeln, bündig in der Fassade sitzende, weiß gerahmte Sprossenfenster sowie Gliederungselemente und Sockel aus gelbem Tuffstein aus. Mit Grundrissen und Fassadendetails lehnte sich Gessner an die zeitgleiche Landhausarchitektur an.
Die beiden erhaltenen, 1906-07 ausgeführten Häuser Schillerstraße 12-13 und 14-15 sind als Doppelhaus mit je einem Vorderhaus, Mittelflügel und Quergebäude so angeordnet, dass sich zwischen ihnen ein 34 Meter tiefer Gartenhof in Verlängerung der von Süden einmündenden Herderstraße ergibt. Die glatt verputzten Fassaden sind durch Loggien, Balkone und Sprossenfenster in unterschiedlichsten Formen lebhaft gegliedert. Vorgarteneinfriedung und Sockel in Tuffstein passen zum Ockergelb des Rauputzes. Bei einer zwei- bis dreispännigen Erschließung der Häuser gab es ursprünglich je Haus fünf Wohnungen auf jeder Etage, die mit vier bis fünf Zimmern und Nebenräumen eine Fläche von bis zu 200 Quadratmetern besaßen und ganz individuell aufgeteilt waren. (2) Bereits in den 1930er Jahren wurden, wie überall in Berlin, die Wohnungen unterteilt, 2008 wurde das Dachgeschoss ausgebaut. In den Treppenhäusern ist die Ausstattung in Formen des Jugendstils weitgehend erhalten.
(1) Geßner, Albert: Das Deutsche Miethaus, Ein Beitrag zur Städtekultur der Gegenwart, München 1909, S. 62 f.; BAW 10 (1908), S. 447-472; 11 (1909), S. 452-454; BAK 23 (1910), S. 16 f.; Haenel, Erich/Tscharmann, Heinrich: Das Mietshaus der Neuzeit, Leipzig 1913, S. 248 f.; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 419, 431 f., Abb. 542 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. A, Die Voraussetzungen, Die Entwicklung der Wohngebiete, Berlin 1970, S. 247; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1974, S. 176-182; Posener, Julius: Berlin auf dem Weg zu einer neuen Architektur, das Zeitalter Wilhelms II., München 1979, S. 321 ff.; Worbs, Dietrich: The Berlin "Mietskaserne" And Its Reform. In: Berlin, New York, Like And Unlike, hrsg. v. Josef Paul Kleihues und C. Rathgeber, New York 1993, S. 149 f.; Kromrei, Claudia: Albert Gessner, Das städtische Mietshaus, Mit einem Katalog des Gesamtwerks (Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Bd. 36), Berlin 2012, S. 225-228, 236-239.
(2) In den anderen Häusern gab es noch größere Wohnungen. Im Haus Bismarckstraße 108 beispielsweise gab es je zwei Wohnungen pro Etage, die mit 8,5 Zimmern plus Nebenräumen auf 415 Quadratmeter sowie mit 9,5 Zimmern plus Nebenräumen auf 460 Quadratmeter kamen. Vgl. BusB IV B, S. 178.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 431-432
- BusB IV A 1970 / Seite 247
- BusB IV B 1974 / Seite 176-182
- N.N./ Wohnhaus Schillerstr. 15/16,Charlottenburg =Berliner Architekturwelt 11 (1909) 12 / Seite 452-454
- Creutz, M./ Die Wohnhäuser von Albert Gessner =Berliner Architekturwelt 10 (1908) 12 / Seite 447-472
- Geßner/ Das Deutsche Mietshaus, 1909 / Seite 62-63
- Posener, Berlin auf dem Wege, 1979 / Seite 319-361, s. bes. S. 322
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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