Denkmaldatenbank
Telephon-Apparat-Fabrik E. Zwietusch und Co.
09096407 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Salzufer 6, 7, 8 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Verwaltungsgebäude |
Datierung | 1925-1926 |
Entwurf | Hertlein, Hans (Architekt) |
Bauherr | Telephon-Apparat-Fabrik E. Zwietusch und Co. |
Der vierflügelige Gebäudekomplex mit dem charakteristischen Treppengiebel an der Ecke Salzufer und Hannah-Kaminski-Straße, der umfangreich saniert heute als Bürogebäude vermietet wird, umfasst drei Bauteile aus unterschiedlichen Zeiten: Die östliche Hälfte mit dem achtgeschossigen Kopfbau und einem lang gestreckten Seitenflügel wurde 1925-26 von der Siemens-Bauabteilung unter Leitung von Hans Hertlein als Erweiterungsbau für das Siemens-Zwietusch-Werk, Salzufer 6, errichtet. (1) Bereits 1922-23, nachdem die seit 1901 hier ansässige Telephon Apparat Fabrik E. Zwietusch & Co (2) 1921 von Siemens & Halske übernommen worden war, hatte man im nördlichen Teil des Grundstücks einen Anbau an die alte Fabrikanlage angefügt, den Hertlein 1925 bei seinem Entwurf berücksichtigen musste. Die ursprünglichen, 1900-01 nach Entwurf von Kurt Berndt errichteten Gebäude der Firma Zwietusch & Co auf der westlichen Hälfte des Grundstücks sind im Zweiten Weltkrieg zerstört und 1976-77 durch einen Neubau von Fritz Pöhlmann, ebenfalls Architekt der Siemens-Bauabteilung, ersetzt worden. Die beiden weitgehend erhaltenen Bauteile der 1920er Jahre sind wichtige Zeugnisse für die Entwicklung der Berliner Elektroindustrie und zeugen von der gestalterischen Qualität der Bauten Hans Hertleins.
Den winkelförmigen Erweiterungsbau mit dem leicht geschwungenen Seitenflügel an der Hannah-Kaminski-Straße schuf Hertlein als Stahlbetonskelettbau mit einer ursprünglich rotbraunen, heute hell geschlämmten, Klinkerverblendung der Fassaden und einem strengen Fensterraster. Die einzelnen Fensterachsen sind zurückgesetzt, sodass sie wie von vertikalen Pfeilern gerahmt wirken. Beim Kopfbau am Salzufer, der mit einem achtgeschossigen Treppenhausturm an den westlichen Trakt anschließt, sind über den fünf Hauptgeschossen drei weitere Geschosse so zurückgestaffelt, dass sie die Form eines hohen Satteldaches nachzeichnen. Damit konnte im Rahmen der Bauordnung zusätzlicher Raum und eine optimale Ausnutzung der Grundfläche erreicht werden. Der mächtige Treppengiebel an der Ostseite ist daher weniger Schmuckelement als vielmehr der sichtbar gemachte Querschnitt der drei Staffelgeschosse; dennoch ist er mit vier Terrakotta-Köpfen des Bildhauers Joseph Wackerle und einer vergoldeten Uhr von drei Metern Durchmesser geschmückt, sodass die markante Wirkung des Giebels noch gesteigert wird. Die Fassade an der Hannah-Kaminski-Straße ist flacher ausgebildet, das einfache Satteldach mit Gauben und Dacherkern versehen.
(1) db 61 (1927), S. 713-718; Hertlein, Hans: Neue Industriebauten des Siemenskonzerns, Berlin 1927, S. 22-27; WMH 11 (1927), S. 94-97; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 640 f.; Rave, Rolf/Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900 in Berlin, Berlin 1963, Nr. 97; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IX, Industriebauten - Bürohäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1971, S. 75, 105; 100 Berliner Bauten der Weimarer Republik, hrsg. v. Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1977, S. 17; Schwarz, Karl (Hrsg.): Berlin, Von der Residenz zur Industriemetropole, 1981, Bd. 2, S. 179 f.; Ribbe, Wolfgang/Schäche, Wolfgang: Die Siemensstadt. Geschichte und Architektur eines Industriestandortes, Berlin 1985, S. 181 f.; Hildebrand, Werner/Lemburg, Peter/Wewel, Jörg: Historische Bauwerke der Berliner Industrie (Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, hrsg. v. Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz, H. 1), Berlin 1988, S. 194 f.; Wörner, Martin/Mollenschott, Doris/Hüter, Karl-Heinz: Architekturführer Berlin, 6. Aufl., Berlin 2001, Obj. 338; Raach, Jörg: Industriekultur in Berlin, Berlin 2008, S, 46 f.
(2) Der Industrielle Eduard Otto Zwietusch (1865-1931), als Sohn deutscher Eltern in Wisconsin/USA geboren, kam 1888 nach Berlin und gründete in Charlottenburg die Firma, die Fernsprechgeräte und Anlagen für Fernämter, später auch Rundfunkgeräte produzierte und 1921 von der Siemens & Halske AG übernommen wurde. Firmenname und Signet blieben noch bis 1952 in Gebrauch. Vgl. www.fernsehmuseum.info/geschichte-nachrichtentechnik-70.htm l
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 640 f. (Textbd.)
- BusB IX 1971 / Seite 75, 105
- Hildebrand/ Lemburg/ Wewel: Historische Bauwerke, 1988 / Seite 194 ff.
- Wasmuths Monatshefte für Baukunst 11 (1927) / Seite 94 f.
- Deutsche Bauzeitung 61 (1927) / Seite 713-718, T. 2
- Johannes: Neues Bauen, 1931 / Seite 89, Nr. 110
- 100 Berliner Bauten der Weimarer Republik, 1977 / Seite 17
- Hertlein: Siemensbauten. Neue Fabrik- und Verwaltungsgebäudedes Siemenskonzerns, Berlin 1927 / Seite 72-77
- Ribbe/Schäche: Siemensstadt, 1985 / Seite 143-145, 181, 489
Kontakt
Juliane Stamm
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