Denkmaldatenbank

Villa, Remise Rüsternallee 18

Obj.-Dok.-Nr. 09096405
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Rüsternallee 18
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Villa & Remise
Datierung 1872-1875
Entwurf Piater (Baumeister)
Bauherr Ludwig, Albert

Eines der auffälligen Wohnhäuser Westends ist die neobarocke Villa Rüsternallee 18, (1) seit 2003 Residenz des Botschafters der Republik Kasachstan. Ihr kräftiger Rundturm mit kegelförmigem, spitzem Helm an der Nordostecke des kubischen Baukörpers ist im Winter mit entlaubten Bäumen besonders eindrucksvoll. Die bereits 1872-75 entstandene Villa bestimmt durch die exponierte Lage auf dem südwestlichen Eckgrundstück an der Kastanienallee das Ortsbild. Das tat sie bereits in den 1880er Jahren, wie ein seltenes Luftbild dieser Zeit aus der Villenkolonie dokumentiert. (2) Urheber des Anwesens ist der vielbeschäftigte Baumeister Franz Piater. Bauherr war Albert Ludewig (auch Ludwig), Direktor der "Façon-Schmiede u. Schrauben-Fabrik", die dem Koloniebegründer Heinrich Quistorp gehörte. (3)

Die ausgewogen proportionierte historistische Villa mit Mansarddach prägen straßenseitig der imposante Treppenturm, drei Mittelachsen sowie ein Seitenrisalit mit Erker und Altan. Nach Süden öffnet sich das Haus durch einen halbrunden Wintergarten, im Gebäudewinkel nach Südwesten durch einen Freisitz mit Gartentreppe. Den repräsentativen Anspruch der Villa verdeutlichen die wohl proportionierten und aufwendig stuckierten Fassaden: Gebändertes Erdgeschoss, Gurtgesims, Fensterverdachungen, Traufgesims, Turmkopf sind sorgfältig ausgearbeitet und mitunter im spätklassizistischen Stil dekoriert. Das Raumprogramm der Villa entsprach der Norm hochherrschaftlichen Wohnens: Im Souterrain lagen Küche, Lager, Zimmer für Pförtner, Hausmädchen und Diener. Im ersten Geschoss gruppierten sich die Zimmer des Herrn und der Frau, Salon und Speisesaal mit Wintergarten. Im Obergeschoss fanden sich die Schlafräume, ein Kinderspiel-, ein Fremden- sowie ein Badezimmer. 2003-04 wurde die Villa letztmalig restauriert. Ihre Farbgebung nimmt Bezug auf das türkisblaue Kolorit der kasachischen Nationalflagge, die auf dem Altan des Hauses weht. Im Garten hat sich die ehemalige Remise erhalten.


(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 412 u. Abb. 516; Weber, Annemarie/Safft, Nikolaus von: Westend. Ein Berliner Ortsteil in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1986, Abb. S. 26; Spohn, Jürgen/Posener, Julius: Villen und Landhäuser in Berlin, Berlin 1989, S. 16 f.; Worbs, Dietrich: Villen in Westend - Ausgewählte Gründerzeitbauten in Berlin-Charlottenburg. In: Großstadtdenkmalpflege: Erfahrungen und Perspektiven (Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, H. 12), Berlin 1998, S. 51-54, S. 53; Haddenhorst, Michael/Börsch-Supan, Helmut: Westend, Berlin 1997, S. 61; Worbs, Dietrich: Villen in Westend. In: Worbs, Dietrich: Einblicke in die Berliner Denkmal-Landschaft, Berlin 2002, S. 26, Abb. S. 24.

(2) Bark, Willy: Chronik von Alt-Westend mit Schloß Ruhwald, Spandauer Bock und Fürstenbrunn (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 56), Berlin 1937, Abb. S. 84: Die Luftaufnahme der 1880er Jahren bildet die Ludewigsche Villa im Vordergrund ab, benachbart dem ältesten Wasserturm Westends (heute Grundstück Kastanienallee 10).

(3) Zu Ludewig vgl. Berliner Adreß-Buch für das Jahr 1875, S. 539, zur Quistorp vgl. Bark, Willy: Chronik von Alt-Westend mit Schloß Ruhwald, Spandauer Bock und Fürstenbrunn (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 56), Berlin 1937, S. 35.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 412
  • Bark, Willy, Chronik von Alt-Westend, Berlin 1937 / Seite 37
  • Großstadtdenkmalpflege. Erfahrungen und Perspektiven,Jahrbuch 1996 / Seite 51-54
  • Posener, Spohn/ Villen und Landhäuser, 1989 / Seite 11-12

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen