Denkmaldatenbank

Einfamilienhaus Flatowallee 20

Obj.-Dok.-Nr. 09096400
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Flatowallee 20
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Einfamilienhaus
Datierung 1933-1934
Entwurf Estorff, Otto von & Winkler, Gerhard (Architekt)
Entwurf Noth, Herbert
Bauherr Zimmermann, W. (Architekt)
Bauherr Noth, Herbert
Ausführung Haagen (Baugeschäft)

Die Flatowallee (1) führt von der Heerstraße ausgehend unmittelbar auf das südliche Portal des Olympiastadions zu. Kennzeichnend ist der großzügig aufgeweitete Straßenraum, der einen Kontrast zu seiner kleinmaßstäblichen Randbebauung bildet. Dafür steht beispielhaft das 1933-34 nach Plänen der Architektengemeinschaft Otto von Estorff (2) und Gerhard Winkler erbaute Einfamilienwohnhaus, Flatowallee 20. (3) Die Ausführung des zweigeschossigen Putzbaus übernahm das Baugeschäft Albert Haagen. (4) Sein über einen Vorgarten von der Straße zurückgesetzter würfelförmiger Baukörper mit hohem Walmdach entspricht einem in den 1920er Jahren populären Haustyp, der häufig für konservative Einfamilienhäuser aufgegriffen wurde. In seiner traditionellen Anmutung war das etablierte Bauschema auch für Wohnhäuser der 1930er Jahre problemlos zu adaptieren. Die glatten Putzfassaden gliedern kleine, im Obergeschoss nahezu quadratische Fensteröffnungen in regelmäßiger Rhythmisierung. Weiß gestrichene zweiflügelige Kastendoppelfenster sitzen nahezu fassadenbündig, werden aber über dunkel gefasste Rahmen von den Fassadenflächen abgesetzt. Ursprünglich vorhandene Klappläden an den Erdgeschossfenstern wurden zugunsten der erhaltenen Vergitterungen aufgegeben. (5) Der Hauseingang liegt um eine Stufe erhöht auf der Nordseite und im Osten ist eine Veranda mit aufgesetzter Terrasse angefügt. Das nur teilunterkellerte Wohnhaus weist auch im Inneren eine konservative Grundrissorganisation mit zentral gelegener Diele auf. Im Erdgeschoss liegen im Westen zur Straße Herren- und Damenzimmer und im Osten zur Veranda ein weiterer Wohnraum. Küche und Anrichte sind über die Diele abgeschieden im nordöstlichen Gebäudezwickel untergebracht. Im Obergeschoss gruppieren sich mehrere Schlafzimmer und ein Bad um die breite Diele, wobei nur das Elternschlafzimmer an die Terrasse im Osten angebunden ist. 1951 erbaute Herbert Noth rückwärtig auf der Grundstücksparzelle eine Garage mit Walmdach in angepasster Gestaltung. (6)


(1) 1938 war die vormalige Rennbahnstraße in Reichssportfeldstraße umbenannt worden. Erst 1997 erfolgte die Umbenennung nach den beiden jüdischen Turnern Alfred Flatow und Gustav Felix Flatow. Alfred Flatow (1869-1942) und sein Cousin Gustav Felix Flatow (1875-1945) gewannen mit der deutschen Mannschaft 1896 bei den 1. Olympischen Sommerspielen in Athen Silber an Barren und Reck. Beide Sportler emigrierten 1933 in die Niederlande, wo sie nach der deutschen Besetzung 1940 verhaftet und nach Theresienstadt deportiert wurden und 1942 bzw. 1945 in Folge der Haftbedingungen und Hunger umkamen.

(2) Otto von Estorff, 1896-1974, 1920-23 Architekturstudium an der Technischen Hochschule Berlin, 1923-25 Mitarbeit im Baubüro der Reichsbank bei Heinrich Wolff, 1927 Bürogründung mit dem Studienfreund Gerhard Winkler (1898-1975), Spezialisierung auf Wohngebäude im Landhausstil, in den 1930er Jahren meistbeauftragtes Architekturbüro in Potsdam.

(3) Bauakten BWA-Charlottenburg, Flatowallee 20, Band 1-2.

(4) Bauakte BWA-Charlottenburg, Flatowallee 20, Band 1, fol. 44.

(5) In den Bauakten zum Garagenanbau von 1951 sind die Klappläden noch angegeben: Bauakte BWA-Charlottenburg, Flatowallee 20, Band 1, fol. 84. Die bestehenden Fenstervergitterungen wurden vermutlich erst nach 1995 eingebaut. Zumindest sind sie auf dem nicht datierten Foto (vermutlich aus der Zeit der Denkmalerfassung 1995) in der Denkmalkartei des Landesdenkmalamtes Berlin noch nicht vorhanden. Die Klappläden bestanden zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr.

(6) Bauakte BWA-Charlottenburg, Flatowallee 20, Band 1, fol. 74 ff.

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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