Denkmaldatenbank
Velisch-Haus
09096397 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Rankestraße 33, 34 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Geschäftshaus |
Entwurf | 1953 |
Datierung | 1954-1955 |
Entwurf | Sobotka und Müller (Architekt) |
Ausführung | Wayss und Freytag AG (Baugeschäft) |
Bauherr | Velisch und Hochgesang KG |
Wie das Zentrum am Zoo steht auch der Bau des ehemaligen Velisch-Hauses, Rankestraße 33-34, im Zusammenhang mit dem Wiederaufbau der Berliner Bekleidungsindustrie im Westteil der Stadt. (1) Das Büro- und Geschäftshaus war 1954-55 nach Plänen von Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller für Verkaufsräume, Fertigung und Vertrieb der Konfektionsfirma Velisch und Hochgesang KG errichtet worden. Das heute von unterschiedlichen Mietern genutzte, außen weitgehend unveränderte Gebäude (2) zeichnet sich durch eine ungewöhnliche Fassadengestaltung aus und stellt als frühes Werk von Sobotka & Müller (3), die vor allem in den 1950er Jahren zahlreiche Geschäftshäuser in West-Berlin schufen, einen bedeutenden Beitrag zur Umbildung des Gebiets um Breitscheidplatz und Kurfürstendamm zum Geschäftszentrum dar.
An der lang gestreckten Straßenfront erheben sich über dem mit großflächigen Schaufenstern verglasten Erdgeschoss sechs Bürogeschosse. Die mit einem regelmäßigen Fensterraster konstruierte Fassade des Stahlbetonskelettbaus erhält durch vertikale Streben sowie durch die Rhythmisierung der Brüstungen und des Dachabschlusses eine lebendige und plastische Wirkung: Je drei Fenster des ersten bis fünften Geschosses sind zusammengefasst, indem ihre Brüstungen entweder vortretend und mit rauem Naturstein verblendet oder zurückgesetzt und glatt verputzt sind. Die Dreiergruppen sind horizontal und vertikal alternierend angeordnet. Diese Aufteilung wird durch das zurückspringende Dachgeschoss aufgenommen, wo im Rhythmus von drei Fensterachsen je eine Betonstütze eine sägezahnartig vorkragende Betonplatte trägt. Die Stützen korrespondieren in der Breite mit den vertikalen Streben, die das Raster der Fenster und Brüstungen überlagern. Dagegen ist die Hoffassade eher sparsam gestaltet: Runde Ausbuchtungen mit vertikalen Fensterbändern lassen die zwei an den Außenkanten des Gebäudes gelegenen Treppenhäuser erkennen. In der Gebäudemitte ragt als eigenständiger Baublock das ehemalige Fabrikationsgebäude in den Innenhof hinein.
(1) Sobotka und Müller, Bauten 1947-1957, Bremen 1957, Abb. 33-42; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 660; Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West- Berlin, Diss. Berlin 2004, Kat.-Nr. 39.
(2) 1985-86 wurden die Fassade saniert, der Eingang und die Schaufenster verändert sowie einige Nebengebäude im Hof abgerissen. Vgl. Dorsemagen 2004, Kat.-Nr. 39.
(3) Franz Heinrich Sobotka (1907-1988), geboren und Studium in Wien, war seit 1927 in Berlin und arbeitete zunächst in den Büros von Bruno Paul und Erich Mendelsohn. 1945 gründete er eine Bürogemeinschaft mit Gustav Müller (1906-1987), der ebenfalls aus Wien stammte und seit Ende der 1920er Jahre in Berlin in den Büros der Brüder Luckhardt/Alfons Anker und von Bruno Paul arbeitete. In den 1950er und 1960er Jahren gehörten Sobotka & Müller neben Schwebes & Schoszberger zu den meistbeschäftigen Berliner Architekten. In Charlottenburg sind ihre bedeutendsten Bauten neben dem Velisch-Haus die Gebäude für Industrie- und Handelskammer und Börse (1954-55, Hardenbergstraße 16-18), das Dorette-Haus (1954-56, Kurfürstendamm 67) und das Pepper-Haus (1960-62, Ernst-Reuter-Platz 9-10). Das Schimmelpfeng-Haus (1952-55, Kurfürstendamm 11) wurde 2013 abgerissen. Bekannt sind in Berlin auch die Gebäude für Möbel Hübner (1958, Genthiner Straße), das Springer-Hochhaus (1960-66, Kochstraße 50) oder der Wiederaufbau der Siedlung Lindenhof in Schöneberg ab 1954.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 660 (Textbd.)
- Sobotka und Müller. Bauten 1947-1957, 1957 / Seite 526
- Baugewerks-Zeitung 32 (1900)
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
Jüdenstr.
- 248
- 300
-
Nikolaiviertel
- N8
- N40
- N60
- N65
-
Jüdenstr.