Denkmaldatenbank
Wohnhaus Platanenallee 19
09096389 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Westend |
Adressen | Platanenallee 19 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Wohnhaus |
Datierung | 1929 |
Entwurf | Nechansky, Arnold (Architekt) |
Ausführung | Mattheus, Adolph (Maurermeister) |
Bauherr | Memisohn, Lucy |
In städtebaulich markanter Lage, auf dem südwestlichen Eckgrundstück an Platanen- und Kastanienallee, findet sich das backsteinsichtige, vielfältig gestaffelte Wohn- und Atelierhaus Platanenallee 19. Es repräsentiert mustergültig den avantgardistischen Architekturstil des Neuen Bauens in der Villenkolonie Westend. (1) Seine Entstehung datiert 1929-30. Das Haus ist ein Werk des Architekten und Gestalters Arnold Nechansky, der eine Professur an der Kunstgewerbe- und Handwerkerschule Berlin-Charlottenburg innehatte. (2) Bauherrin war die verwitwete Luise (genannt Lucy) Memisohn, Mutter zweier Söhne, die sich künstlerisch betätigte. (3) Deshalb besitzt das Wohnhaus ein Atelier, das Nechansky aus Belichtungsgründen in die Nordostecke des obersten Geschosses legte. Daneben fanden sich ein "Teezimmer" sowie ein kleiner Raum für das Hausmädchen.
Die Verteilung der Baumassen orientiert sich an der Längserstreckung des Grundstücks. Das optische Zentrum bildet der dreigeschossige, L-förmige, Walmdach gedeckte Mittelteil. An ihn fügen sich drei unterschiedlich hohe Baukörper nach Osten, Süden und Westen an. Ihre quadratischen, konchen- und L-förmigen Dachflächen sind als Terrassen ausgebildet und von feingliedrigen Geländern gerahmt. Sie erinnern an Schiffsdecks mit Reling. Auch der bugartig vortretende, U-förmige Korpus und die auffälligen Rundfester wecken die Assoziation zu einem Schiff mit Bullaugen. Mit der Verwendung von Dampfermotiven war das Wohnhaus in den 1920er Jahren absolut en vogue. Eine besondere Note besitzt es durch seine Textur mit sorgfältig gesetzten, gesandeten holländischen Ziegeln. Ihr warmer Rotton bildet einen Komplementärkontrast zum umgebenden Grün der Vegetation. Von besonderer Wirkung sind die zahlreichen weißen Sprossenfenster und -türen, deren wohl proportionierte Formate variieren. Sie weisen ebenso wie das Walmdach des Mittelteils stilistisch bereits in die moderne Wohnhausarchitektur der 1930er Jahre. Der Hauptzugang zum Haus liegt an der Nordseite. Der historische Grundriss benennt im Zentrum das Speisezimmer mit konchenartigem Erker, links davon eine 42 Quadratmeter große Wohndiele mit offenem Kamin und anschließend das Wohnzimmer. Zum Obergeschoss mit den Schlafräumen führte eine eigene Dienstbotentreppe. In der Nachkriegszeit wurde das Wohn- und Ateliergebäude als Gästehaus der englischen Botschaft genutzt (bis 1973), später als sozialpsychiatrische Abteilung der Freien Universität Berlin. Heute ist es hervorragend restauriert und wieder ein Wohn- und Atelierhaus.
(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 411; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. C, Die Wohngebäude, Einfamilienhäuser; Berlin-München-Düsseldorf 1975, S. 190, Nr. 1818; Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Berlin, bearb. v. Sibylle Badstübner-Gröger, Michael Bollé, Ralph Paschke u. a., 3. Aufl., durchgesehen u. ergänzt v. Michael Bollé, München-Berlin 2006, S. 280.
(2) Arnold Nechansky (1888-1938), Österreicher, Schüler Josef Hoffmanns, wichtiger Vertreter des Jugendstils, ab 1919 in Berlin, kehrte 1934 nach Wien zurück. Ab 1919 leitete er an der Charlottenburger Kunstgewerbe- und Handwerkerschule die Klasse für Metall- und Lederbearbeitung sowie die Vorbereitungsklasse für allgemeine Formgebung. Vgl. Vierhaus, Rudolf (Hrsg.): Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 7, München 2007, S. 374.
(3) Luise Memisohn (1880-1954). Die Art ihrer künstlerischen Tätigkeit ist bislang unbekannt. Sie musste 1937 nach England emigrieren, später in die USA, wo auch ihre Söhne Rolf Julius und Fritz Theodor (geb.1905 bzw.1909) lebten. (https://strippersguide.blog, Zugriff am 29.11.2017).
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 411
- BusB IV C 1975 / Seite Nr. 1818
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Juliane Stamm
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