Denkmaldatenbank

U-Bahnhof Neu-Westend

Obj.-Dok.-Nr. 09096377
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Olympische Straße & Preußenallee & Reichsstraße
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Bahnhof (U)
Datierung 1912-1913, 1921-1922
Entwurf Grenander, Alfred Frederik Elias (Architekt)

An der Südseite vom Steubenplatz liegt der Eingang zum U-Bahnhof Neu-Westend im neoklassizistischen Stil der späten Kaiserzeit. (1) Der hier zu betretende U-Bahnhof ist bereits 1908-13 baulich angelegt worden als Haltestation zwischen dem 1908 eröffnetem Reichskanzlerplatz (heute Theodor-Heuss-Platz) und dem 1913 eröffneten Endbahnhof Stadion (heute Olympiastadion). Jedoch erschien 1913 die Inbetriebnahme wegen der mangelnden Besiedlung im umliegenden, bereits 1908 parzellierten Gebiet als unwirtschaftlich. Erst nach dem Ersten Weltkrieg 1921-22 wurde der U-Bahnhof als Haltestation für Fahrgäste ausgebaut. Er gab einen entscheidenden Impuls für eine rege Epoche der Bautätigkeit. Die Bahnhofsgestaltung erfolgte, ebenso wie bei den drei anderen Westend-Bahnhöfen, unter Federführung Alfred Grenanders.

Das Eingangsportal des U-Bahnhofs stammt von 1910 und ist ein Entwurf Friedrich Gerlachs. Es gelangte 1921 vom Nollendorfplatz hierher, da man es dort aufgrund eines Bahnhofsumbaus nicht mehr benötigte. Von guter handwerklicher Qualität sind die Brüstung und die aufragenden, profilierten Pfeiler in Muschelkalk, zwischen die das blaue, zu beleuchtende Namensschild eigespannt ist. Laternen und Ziergitter aus Eisen verleihen dem Eingangsportal eine gediegene Note. Der zweite Eingang liegt in der Olympischen Straße, auf der Höhe des Wohnhauses Olympische Straße 9 und damit näher am Olympiastadion. Er wurde 1935 in Vorbereitung auf die Olympischen Sommerspiele 1936 und den zu erwartenden Besucherandrang neu geschaffen. Das Eingangsportal ist stilistisch dem vom Steubenplatz ähnlich, jedoch dem Architekturstil des Nationalsozialismus folgend schlichter und sachlicher: Die Pylone sind flächiger und scharfkantiger, die bekrönenden Laternen eingespart, die Brüstungseinfassung ist massiv ausgemauert. Der unterirdische Bahnhof besitzt die bauzeitlichen Mittelstützen aus genietetem Profilstahl, zudem Litfaßsäulen und Holzbänke. Die Wände sind seit der Grundsanierung 1986/87 mit grünen Keramikfliesen, gleichsam in Referenz an Grenanders Bahnhöfen der Kaiserzeit, verkleidet. Ursprünglich waren sie infolge der zeitbedingten Sparmaßnahme 1922 lediglich grün angestrichen. Heute ist der U-Bahnhof Neu-Westend Haltestation der U-Bahn-Linie U2 Pankow-Ruhleben und Bestandteil der verlängerten Stammstrecke, der ersten U-Bahnlinie Berlins.


(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 599; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. B (2), Fernverkehr, Berlin-München-Düsseldorf 1984, S. 150 (Westend); Brachmann, Christoph/Steigenberger, Thomas: Ein Schwede in Berlin. Der Architekt und Designer Alfred Grenander und die Berliner Architektur (1890-1914), Korb 2010, S. 520.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 599
  • BusB X B 2 1984 / Seite 111
  • Die Fahrt (1936) / Seite 212

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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