Denkmaldatenbank

31. und 32. Gemeinde-Doppelschule

Obj.-Dok.-Nr. 09096368
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Nithackstraße 8, 10, 12, 14, 16
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schule
Datierung 1913-1914
Entwurf Weingärtner, Paul (Architekt)
Entwurf Seeling, Heinrich (Architekt)

An ihrem östlichen Ende mündet die Wulfsheinstraße in die Nithackstraße, wo 1913-14 die 31. und 32. Gemeindedoppelschule, Nithackstraße 8/16, von Stadtbaurat Heinrich Seeling und seinem Mitarbeiter Magistratsbaurat Paul Weingärtner errichtet wurde. (1) Als Schule wurde der Bau erst nach 1920 genutzt, da er während des Ersten Weltkriegs als Lazarett und als Freikorpskaserne diente. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs zog eine Abteilung des städtischen Krankenhauses Westend ein. 1950 wurden schwere Kriegsschäden beseitigt, 1986 das Dach und in den 1990er Jahren die Keramikplatten erneuert. (2) Das Schulgebäude fällt sowohl durch den farblichen Kontrast der Baumaterialien (dunkelgrauer Granitsockel, helle Putzflächen, rote Sandsteinelemente und Keramikteile) und die schwarzen Reliefplatten an den Eingängen auf wie auch durch die lange Pergola an der Straßenfront, die einen schmalen Vorgarten einfasst. Damit stellt es nicht nur innerhalb der Entwicklung der Schularchitektur in der Zeit der beginnenden Moderne, sondern auch unter den Schulbauten in Charlottenburg ein außergewöhnliches Beispiel dar.Das fünfgeschossige Gebäude besteht aus zwei Flügeln, die den Schulhof im Blockinneren einfassen: einem lang gestreckten zweigeteilten Trakt an der Straße und einem kürzeren rückwärtigen Seitenflügel. Der südliche Bauteil an der Straße mit den zwei Eingängen der Doppelschule beherbergt die Treppenhäuser sowie übereinander Aula und Turnhalle, die mit ihren hohen, mit roten Sandsteinrahmungen und Reliefplatten geschmückten Fenstern auch an der Fassade in Erscheinung treten. An den beiden Eingängen, die mit Reliefplatten aus schwarzer Keramik nach Entwurf des Bildhauers Ludwig Isenbeck (3) gerahmt sind, tritt die Fassade risalitartig leicht vor und ist an den Gebäudeecken und den Treppenhausfenstern mit Sandsteinlisenen gegliedert. Der nördliche Bauteil an der Straße und der Seitenflügel, in denen die Klassenräume angeordnet sind, wurden insgesamt zurückhaltender gestaltet; die Straßenfront ist jedoch mit Keramikplatten an einzelnen Fensterrahmungen, an den Pfeilern der Pergola und am breiten Gesims über dem dritten Obergeschoss betont. Am nördlichen Ende der Pergola nimmt ein Risalit die Bauflucht wieder auf.


(1) Heinrich Seeling war seit 1907 Stadtbaurat in Charlottenburg; unter seiner Verantwortung entstanden zahlreiche kommunale Bauten. Er entwarf in Zusammenarbeit mit Erwin Barth die südlichen Kaskaden des Lietzenseeparks und den Wasserturm Charlottenburg-Westend. Leitender Mitarbeiter an der Schule war Magistratsbaurat Paul Weingärtner. Seit 1997 Eosander-Schinkel-Grundschule, benannt nach den beiden am Charlottenburger Schloss tätigen Baumeistern Johann Friedrich Eosander (1669-1728) und Karl Friedrich Schinkel (1781-1841). Auf dem Grundstück an der Nithackstraße (ehem. Orangenstraße) war 1707-08 von König Friedrich I. ein Jägerhof errichtet worden. Siehe dazu auch: Ensemble Wulfsheinstraße 3, 5-8. Vgl. Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. C, Schulen, Berlin 1991, S. 26 f., 404; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 296; Riedrich, Otto: Keramik der Gegenwart, 1. Bd., Keramik und deutsche Baukunst, Berlin 1925, S. 63, Tf. 91 f.

(2) Die Reliefs der "Vier Jahreszeiten" von der Charlottenburger Steinmetzfirma Hinrichsen & Isenbeck wurden größtenteils erst nach dem Zweiten Weltkrieg angebracht, die Pergola und die schwarze glasierte Terrakotta-Verkleidung der beiden Eingänge wurden in den 1990er Jahren rekonstruiert.

(3) Ludwig Isenbeck (1882-1958), Berliner Bildhauer, Arbeiten in Stein, Keramik und Metall, überwiegend für öffentliche Bauten, in Charlottenburg u.a. an der ehem. Leibniz-Oberrealschule, Schillerstraße 125-127. Bei der Umsetzung von Entwürfen für Keramik-Fassadenschmuck arbeitete er (wie zahlreiche andere Künstler) mit der Veltener Ofenkachelfabrik von Richard Blumenfeld zusammen. Vgl. Wikipedia, Stichwort "Ludwig Isenbeck".

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 296
  • BusB V C 1991 / Seite 404
  • Riedrich/ Keramik und deutsche Baukunst, 1925 / Seite 56, 63, 91-93
  • Altstadtpfad Charlottenburg (1987), Nr. 13 / Seite 50-51

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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