Denkmaldatenbank

Mietshaus Mommsenstraße 56

Obj.-Dok.-Nr. 09096358
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Mommsenstraße 56
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus
Datierung 1905-1906
Entwurf & Ausführung Caspari, Alfred (Architekt)
Entwurf Langhammer, Adolf (Architekt)
Bauherr Caspari, Alfred (Architekt)

Als auf der südlichen Seite der Mommsenstraße zwischen Leibniz- und Wilmersdorfer Straße 1905 mit dem Bau stattlicher Mietshäuser begonnen wurde, waren die Grundstücke Mommsenstraße 49-56 im Besitz des Architekten Alfred Caspari, der in Charlottenburg ein Atelier für Bauausführungen betrieb. In den folgenden Jahren verkaufte er die Parzellen oder bebaute sie selbst und veräußerte die fertigen Häuser. (1) Als eines der ersten entstand 1905-06 das Mietshaus Mommsenstraße 56, das Alfred Caspari entwarf und mit seiner Baufirma selbst ausführte. Für die Fassade mit einer flächigen, geometrisch-strengen Gestaltung zeichnete Adolf Langhammer verantwortlich. (2) Das repräsentative Mietshaus, das ursprünglich auf jeder Etage über zwei großzügige Siebenzimmerwohnungen in Vorderhaus und Seitenflügeln sowie über je zwei Fünfzimmerwohnungen im Quergebäude verfügte, fällt durch die unkonventionelle Fassade in der ansonsten sehr einheitlich mit Erkern und Loggien strukturierten Häuserreihe auf: Bis in Details der Fenstersprossen an den Oberlichtern, der Balkonbrüstungen und der Vorgarteneinfriedung ist sie von quadratischen Formen bestimmt, die an Bauten des Wiener Jugendstils erinnern; nur wenige Stuckreliefs schmücken die ansonsten glatt verputzten Wandflächen. (3) Verglaste Wintergärten in den Loggien im ersten bis dritten Obergeschoss setzen zusätzliche Akzente. Darüber hinaus werten ungewöhnliche Materialien wie die verzierten Kupferbleche an den Erkern oder filigrane Maschendrahtgitter mit einzelnen Kupferplatten an den Balkonen im vierten Oberschoss das Gebäude auf. Eine Gedenktafel verweist auf den Neurologen und Musikwissenschaftler Kurt Singer, der 1932-34 im Haus wohnte und hier den "Kulturbund Deutscher Juden" gründete. (4)


(1) Berliner Adressbücher 1799-1970, Digitale Zentral- und Landesbibliothek (https://digital.zlb.de/viewer/berliner-adressbuecher/).

(2) BAW 9 (1907), S. 367 (Abb. 431, Fassade), 369 (Abb. 433, Grundriss). Alfred Caspari, der in der Mommsenstraße 7 wohnte, baute 1912 die Villa Rüsternallee 13 in Westend. Der Architekt Adolf Langhammer war zusammen mit Wilhelm Gutzeit Inhaber eines Ateliers für Architektur und Bauausführungen. Vgl. Berliner Adressbuch 1906 (Online-Version).

(3) Ausgeführt von der Firma Arthur Wagner & Co, Atelier für Bildhauerei und Stuckarbeiten. Einzelne Details lassen sich inhaltlich füllen, wie die auf den Fleiß als bürgerliche Tugend verweisenden Bienen, andere Motive -manieristische Masken und geflügelte Putten mit Blumenkränzen - erfüllen dekorative Zwecke.

(4) Singer floh 1938 nach Holland und kam 1944 im Lager Theresienstadt um. Vgl. Fetthauer, Sophie: "Singer, Kurt". In: Neue Deutsche Biographie 24 (2010), S. 461-463 [Online Version].

Literatur:

  • Berliner Architekturwelt 9 (1907)

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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