Denkmaldatenbank
SFB-Fernsehzentrum
09096347 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Westend |
Adressen | Masurenallee 16, 20 Bredtschneiderstraße 16 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Verwaltungsgebäude |
Entwurf | 1960 |
Datierung | 1965-1970 |
Entwurf | Tepez, Robert (Architekt) |
Bauherr | Sender Freies Berlin (SFB) (Rundfunk- und Fernsehanstalt) |
Eine weithin sichtbare Landmarke ist das SFB-Fernsehzentrum, Masurenallee 16/20, das im Anschluss an das Haus des Rundfunks sich weiträumig bis zum Theodor-Heuss-Platz und Kaiserdamm erstreckt. (1) In seiner kantigen, funktionalen Gestaltung zählt das Fernsehzentrum zu den wichtigen Bauten der Nachkriegsmoderne in Berlin. Der heute vom Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) genutzte Gebäudekomplex entstand 1965-70 für den Sender Freies Berlin (SFB) nach Plänen von Robert Tepez. Seit 1957 hatte die 1953 im britischen Sektor gegründete Rundfunkanstalt das benachbarte Haus des Rundfunks genutzt. Eigene Fernsehstudios betrieb der SFB im Deutschlandhaus am Theodor-Heuss-Platz, die sich wegen der zunehmende Bedeutung des Fernsehens bald als zu klein erwiesen. Für ein modernes Fernsehzentrum, das Studios, Technik, Verwaltung und Werkstätten vereinen sollte, wurde 1960 ein Wettbewerb ausgeschrieben, aus dem Robert Tepez als zweiter Preisträger hervorging. (2) Sein zur Ausführung bestimmter Entwurf wurde allerdings noch stark überarbeitet. Ein wesentlich erweitertes Raumprogram mit größeren und mehreren Studios, neuen Büro- und Technikräumen für das aufkommende Farbfernsehen und Dritte Fernsehprogramm, bewirkte eine völlige Neuplanung. Tepez` Lösung für die Verteilung der Baumassen in einem zusammenhängenden Gebäudekomplex zeichnet ein Höchstmaß an Funktionalität aus. Er legte alle nicht stapelbaren Nutzungen - Studios, Werkstätten, Technisches Zentrum und Eingangsbereich - konsequent in unterschiedlich hohe Flachbauten, während die stapelbaren Einrichtungen - Redaktionen, Verwaltung, Messtechnik und Synchronstudios - in einem Hochhaus zusammengefasst sind. Zeittypisch bindet ein Planungsraster die Flachbauten ein, die von einem orthogonalen Wegenetz durchzogen und angebunden werden. Ihre verschiedene Nutzung spiegelt sich in der Fassadengestaltung wider. (3) Dahinter erhebt sich mit sieben, dreizehn und, zurückgesetzt, vierzehn Geschossen eine winkelförmige Hochhausscheibe, die auf Stützen gestellt erst mit dem dritten Obergeschoss beginnt. Bis zum Kaiserdamm und zur Masurenallee vorgreifend, fasst sie den Ostrand des Theodor-Heuss-Platzes städtebaulich wirkungsvoll ein. Ihre horizontale Gliederung mit Fensterbändern und naturfarben eloxierten Aluminiumplatten setzt Tepez mit einem 75 Meter hohen fünfeckigen Erschließungsturm am Schnittpunkt der beiden Flügel einen vertikalen Kontrapunkt. Mit einem auskragenden Turmaufsatz für die Richtfunkantennen überragt der Turm zeichenhaft den gesamten Baukomplex. Als Verteiler zu allen Gebäudeteilen fungiert östlich vom Hochhaus eine zentrale Eingangs- und Ausstellungshalle mit dem Haupteingang an der Masurenallee. Hinter den verglasten Pendeltüren zeigt sich eine quadratische Halle großzügig und licht. Typisch für die konstruktive Architektur der 1960er Jahre dominiert das Stützenraster der sichtbar gelassenen Stahlbetonkonstruktion den Hallenraum, von dem eine Freitreppe zur umlaufenden Galerie hinaufführt. Von dort erreicht man über eine breite Verbindungsbrücke das Haus des Rundfunks, die den Vorplatz mit der runden Vorfahrt räumlich fasst. Am Eingangsbau kamen wie bei den Studios Klinkerverkleidung zum Einsatz, was Robert Tepez als eine Reverenz an Poelzigs Fassadengestaltung des Haus des Rundfunks verstand. Stimmig zum repräsentativen Foyercharakter der Eingangshalle ist sie mit Kunstwerken ausgestattet. Die Auftragsarbeiten stammen vom Berliner Bildhauer Erich Fritz Reuter und seiner Ehefrau Bärbel Reuter. (4) Sie entwarf das farbige abstrakte Wandmosaik, das gegenüber dem Eingang die gesamte Hallenseite einnimmt. Er schuf 1971 das große, an einer Wand hängende Aluminiumrelief "Anatolien XX" sowie die frei im Raum stehende Gruppenplastik "Das Gespräch" und die abstrakte Komposition "Der Geist weht, wo er will". (5) Zur Zeit seiner Fertigstellung war das Fernsehzentrum eines der modernsten in Europa. Mit seinem Standort am Theodor-Heuss-Platz nimmt es Bezug zur Geschichte des Fernsehens. Vom nahen Deutschlandhaus am Platz wurde in den 1930er Jahren erste Fernsehbilder übertragen.
(1) BW 51 (1960), S. 916; BW 53 (1962), S. 281-285; BW 57 (1966), S. 77; BW 62 (1971), S. 1524-1533; Baumeister 61 (1964), S. 262-268; Berliner Bauwirtschaft 1968, H. 1, S. 21-24; Rave, Rolf/Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900 in Berlin, Berlin 1968, Nr. 163; Schmädeke, Jürgen: Das Fernsehzentrum des Senders Freies Berlin, Berlin 1973 (Buchreihe des SFB, Bd. 13); Börsch-Supan, Eva u. Helmut: Berlin, Kunstdenkmäler und Museen, 2. Aufl. Stuttgart 1977 (Reclam, Kunstführer Deutschland), S. 468 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. B (4), Anlagen und Bauten für den Verkehr - Post- und Fernmeldewesen, Berlin 1987, S. 147-153, 222 f. (dort weitere Literaturangaben); Wörner, Martin/Mollenschott, Doris/Hüter, Karl-Heinz: Architekturführer Berlin, 5. Aufl. Berlin 1997, S. 136 Baukunst der Nachkriegsmoderne, Architekturführer Berlin 1949-1979, hrsg. v. Adrian von Buttlar, Kerstin Wittmann-Englert, Gabi Dolff-Bonekämper, Berlin 2013, S. 99 f.
(2) 1. Preis Bodo Fleischer, 2. Preis Robert Tepez, der 3. Preis Dieter Oesterlen.
(3) So liegen am Kaiserdamm drei fensterlose hohe Klinkerkuben, die die Produktionsstudios beherbergen. Dahinter erstrecken sich bis zur Bredtschneiderstraße die Werkstätten mit zahlreichen Oberlichtern. Zum Theodor-Heuss-Platz folgt zurückgesetzt und zweigeschossig das Technische Zentrum mit Fensterbändern zwischen Waschbetonplatten. Vorne am Platz liegen zwei weitere Kuben für Studios, wobei einer heute anstelle geschlossener Klinkerfronten Fenstereinbauten zeigt. Ihnen ist ein fünfeckiger Pavillon vorgelagert, der, ehemals für Ausstellungen und informative Vorführungen gedacht, durch seine technoide Architektur auf sich Aufmerksam macht. Über einem verglasten Sockel kragt das mit Aluminiumtafeln verkleidete obere Geschoss aus. Den Abschluss bildet ein freitragendes Faltwerkdach in Stahl.
(4) Drucksache Berliner Abgeordnetenhaus 18/12 386, Schriftliche Anfrage 5. Oktober 2017 zum Kunstinventar des RBB (online abrufbar unter https://kleineanfragen.de/berlin/18/12386-wird-der-rbb-zum- galeristen.txt; Karpen, Andreas: Erich F. Reuter, Monographie und Werkverzeichnis, München 2005, S. 153, WVZ-Nr. 22, WVZ-Nr. 174, WVZ-Nr. 177.
(5) Von der Eingangshalle aus kann man in den ein Geschoss tiefer liegenden Atriumhof hineinschauen. Für den Hof entwarf Alexander Gonda einen Springbrunnen mit spiralförmiger Mosaikpflasterung sowie eine geschwungene Treppe mit Plexiglasgeländer. Die Treppe ist abgebrochen und der Brunnen ist außer Betrieb. Vgl. Schmädeke, Jürgen: Das Fernsehzentrum des Senders Freies Berlin, Berlin 1973, Abb. 29.
Literatur:
- Rave/ Knöfel: Bauen seit 1900, 1968 / Seite Nr. 163
- Reclam Berlin, 1991 / Seite 296
- Reclam Berlin, 1977 / Seite 468-469
- Architekturführer Berlin, 1994 / Seite 138, Nr. 218
- BusB X B 4 1987 / Seite 147-153
- Schmädeke, Jürgen: Das Fernsehzentrum des Senders Freies Berlin, Berlin 1973 / Seite 681
- Amt für Denkmalpflege (Hg.): Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin. Stadt und Bezirk Charlottenburg. Bearb. v. I. Wirth. Berlin 1961 / Seite 681 (Kurzbiographie R. Tepez)
- --- / Seite 1524-1533
- R.T. (Robert Tepez)/ Fernsehzentrum des Sender Freies Berlin in Bauwelt 62 (1971) 37 / Seite 75
- Kreuter, Marie-Luise/ Das Deutschlandhaus, Theodor-Heuss-Platz 1 =Geschichtslandschaft, Charlottenburg 2, 1985
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