Denkmaldatenbank
Marchbrücke
09096341 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Marchstraße |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Straßenbrücke |
Entwurf | um 1910 |
Datierung | 1911-1912 |
Entwurf | Seeling, Heinrich & Bredtschneider, A. (Architekt) |
Die Verbindung von Marchstraße und Franklinstraße über den Landwehrkanal stellt die 1911-12 ausgeführte Marchbrücke, Marchstraße, her. Sie ist ebenfalls ein Werk von August Bredtschneider und Heinrich Seeling, nach dessen Entwurf auch der reiche plastische Schmuck von der Steinmetzfirma Hinrichsen und Isenbeck gefertigt wurde. (1) Die durch eine grobe Muschelkalkverblendung und kräftige Steinbrüstungen imposant wirkende Brücke inszenierte Seeling durch Bildwerke und Aufbauten vermutlich in Anlehnung an die neoklassizistische Formensprache des Charlottenburger Rathauses, an dessen Erweiterungsbau er zeitgleich arbeitete. Der gestalterische Aufwand und die repräsentative Wirkung der beiden Brücken über den Landwehrkanal, die bald nach der Fertigstellung des Charlottenburger Tores entstanden, zeugen sowohl von Anspruch und Reichtum der Stadt kurz vor dem Ersten Weltkrieg, aber auch von der Bedeutung, die dem Industriegebiet im Spreebogen beigemessen wurde.
Die Bogenbrücke ist als Betonkonstruktion mit halbrund hervortretenden Pfeilern ausgeführt, die einen 27 Meter breiten, flach gewölbten Mittelbogen und zwei schmalere Nebenbögen tragen; der südliche Seitenbogen überspannt den Uferweg, der nördliche ist geschlossen und dient als Lagerraum. Die Seitenflächen der Brückenbögen sind mit großformatigen, grob behauenen Muschelkalkblöcken verkleidet; die ebenfalls aus Kalksteinplatten gefertigten Brüstungen sind mit fischschuppenartigem Dekor zwischen den kantigen Pfeilern geschmückt. Über den halbrund vortretenden Brückenpfeilern sind die Brüstungen geschlossen und zur Wasserseite mit Reliefs versehen, die Meereswesen darstellen. Am Scheitelpunkt des Hauptbogens sind auf beiden Seiten Porträtköpfe eingelassen, von denen der eine einen Fischer zeigt, der andere einen Töpfer als Bezug auf den Namensgeber. (2) Von zwei symmetrisch angeordneten, turmartigen Bauten am nördlichen Brückenkopf ist nur der östliche erhalten: Das kleine steinerne Gebäude auf rechteckigem Grundriss mit kannelierten Lisenen, kupferbeschlagenem Mansarddach und reichem Schmuck dient als Lagerraum. (3) Auf der Südwestseite bildet ein Torbau mit Hippokampen (4) im Giebelfeld den Zugang mit Treppe zum Uferweg. Auch hier fehlt das Pendant auf der gegenüberliegenden Seite.
(1) Gundlach, Wilhelm: Geschichte der Stadt Charlottenburg, Bd. 1, Berlin 1905, S. 576 f.; Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Charlottenburg 1910, S. 82; 1911, S. 92; 1912, S. 91; BAW 15 (1913), S. 499-501; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 529 f.; Weinland, Martina: Wasserbrücken in Berlin, Berlin 1994, S. 78, 179 f.; Nitsch, Ute: Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z, Ein Lexikon, hrsg. v. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin 2003, S. 179; Thiemann, Eckhard: Berliner Brücken, Berlin 2012, S. 122.
(2) Der Tonwarenfabrikant Ernst March (1798-1847) hatte 1845 an dieser Stelle einen hölzernen Übergang mit Ziehklappen errichtet, um von seinem Werksgelände südlich des Landwehrkanals zur Anlegestelle am Nordufer zu gelangen. 1890 wurde die Holzbrücke im Zuge der Verbreiterung des Landwehrkanals erneuert und mit Gleisen für die Pferde-Eisenbahn versehen. Vgl. Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, Bd. 1, hrsg. v. Helmut Engel, Stefi Jersch-Wenzel, Wilhelm Treue, Charlottenburg, Teil 1, Berlin 1985, S. 528-530.
(3) Das Dach bekrönt eine kupferne Obstschale, die Eckpilaster sind mit steinernen Schildkröten, Krebsen und Wasserschlangen geschmückt.
(4) Antikes Fabelwesen, vorne Pferd, hinten Fisch.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 529-530
- Schliepmann, Hans/ Heinrich Seeling in
Berliner Architekturwelt 15 (1913) / Seite 499-501 - Gundlach I, 1905 / Seite 576 f.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
Verkehrsanbindungen
-
U-Bahn
-
Bus
-
Jüdenstr.
- 248
- 300
-
Nikolaiviertel
- N8
- N40
- N60
- N65
-
Jüdenstr.