Denkmaldatenbank
Einfamilienhaus Machandelweg 11
09096335 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Westend |
Adressen | Machandelweg 11 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Einfamilienhaus |
Entwurf | 1947 |
Datierung | 1950 |
Entwurf | Busse, Ernst (Architekt) |
Entwurf | Lülsdorff, Helmut von (Architekt) |
Bauherr | Bartsch, Asta Mona |
Außerhalb des Siedlungsprojekts von Paul Schulz liegt das architektonisch interessanteste Einfamilienhaus im Quartier. Wie ein Haubarg auf einer Warft (1) thront das Haus Machandelweg 11 oberhalb der Straße. Das mächtige Reetdach mit übergroßen Fledermausgauben unterstreicht im Zusammenklang mit den Backsteinwänden den norddeutschen Heimatstil des Hauses. Seine heutige Gestalt bekam der an einem natürlichen Steilhang liegende Bau im Zuge eines Wiederaufbaus des im Krieg teilzerstörten Vorgängerbaus. Die Pläne lieferte Ernst Busse (2) bereits 1947, die allerdings erst 1950 durch Helmut von Lülsdorff zur Ausführung gelangten. Der Ursprungsbau entstand 1922-23 für die Landhaus Ruhleben GmbH nach einem Entwurf des Architekten Hans Krebs, der das geräumige Haus längs in die Tiefe des Grundstücks stellte und die steile Hanglage für die Einrichtung eines Souterrains nutzte. Darüber lagen Erd- und ein ausgebautes Dachgeschoss. Bemerkenswert war der Erdgeschossgrundriss organisiert. Abweichend vom üblichen Villengrundriss legte Krebs zur Gartenseite einen ungeteilten Wohnbereich über die gesamte Breite des Hauses. Der umfassende Wiederaufbau durch Ernst Busse für die neue Besitzerin Asta Mona Bartsch übernahm weitgehend die Raumaufteilung des Erdgeschosses und des Souterrains mit der Küche, gab dem Haus mit hohem Reetdach und bunter Backsteinverkleidung aber eine völlig neue Baugestalt. Auch der Grundriss des wieder entstandenen Dachgeschosses bekam mit zwei Schlafzimmern, Kammer und Bad einen veränderten Zuschnitt. Wie im Erdgeschoss liegt zum Garten hausbreit ein einziger Raum. Großzügiger gestaltete Ernst Busse die zweigeschossige Diele mit der Haustreppe, die von einer breiten Fledermausgaube viel Licht erhält. Die Diele liegt beim straßenseitigen Hauseingang, der von einer laubenartigen Zugangstreppe erschlossen wird. Die Laube öffnet sich attraktiv mit einem Austrittsbalkon und kunstgeschmiedetem Gitter zum Vorgarten, der 1950-52 zusammen mit Einfriedung und Garage nach Plänen von Helmut von Lülsdorff entstand. Der Vorgarten am Hang bekam eine geschwungene Eingangstreppe, während die Backsteinmauer der Einfriedung, die zugleich als Futtermauer fungiert, ornamental durchbrochen ist. Busse und von Lülsdorff führten so die ideenreiche Planung des Vorgängerbaus mit Ansprüchen an eine großbürgerliche Wohnkultur geschickt fort. In der Neugestaltung klingt allerdings eine heimatverbundene Ideologie von Traditionalismus und Regionalismus der 1930er Jahre nach, die von den Nationalsozialisten für den Wohnbau propagiert wurde. In dieser Form ist das Anwesen bis heute unverändert erhalten.
(1) Haubarg: Bauernhausform im Küstenbereich der Nordsee. Warft: ein aus Erde aufgeschütteter Siedlungshügel, der dem Schutz von Menschen und Tieren bei Sturmfluten dient. Vgl. Wikipedia (zuletzt aufgerufen 17.06.2022).
(2) Ernst Busse führte bereits 1935 beim Vorgängerbau einen Umbau durch. Busse schuf in den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts eine Reihe von Wohnhäusern und kommunalen Gebäuden, die vor allem in Reinickendorfer Ortsteilen liegen.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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