Denkmaldatenbank

Landhaus Lindenallee 7

Obj.-Dok.-Nr. 09096314
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Lindenallee 7
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Landhaus
Datierung 1867-1868
Ausführung Krefeldt, Emil (Maurermeister)
Ausführung Köhler, G. (Zimmermeister)
Bauherr Westend-Commandit-Gesellschaft

Die Westseite vom Anneliese- und Georg-Groscurth-Platz ist mit drei individuellen Wohnhäusern bebaut, die jeweils ein typisches Beispiele für den Architekturstil dreier Epochen, nämlich die Regierungszeit Wilhelm I., die Phase der Weimarer Republik und die NS-Zeit darstellen.

In ihrer Mitte liegt das älteste und vielleicht sogar das überhaupt erste in Werckmeisters Villenkolonie errichtete Landhaus Lindenallee 7. (1) Seine klassizistische Bauform geht stilistisch auf Karl Friedrich Schinkel zurück. Dessen Schüler errichten von den 1840er bis in die 1870er Jahre zahlreich derart eingeschossige Bauten mit Mittelrisalit in Form einer vorgestellten Pfeilerloggia unter flachem Dreiecksgiebel. (2)

Das im ländlichen Villenstil errichtete Haus entstand 1867-68 im Auftrag der "Westend Commandit-Gesellschaft auf Aktien" und diente ihr möglicherweise als Musterhaus. Der Entwurf wird dem Potsdamer Hofbaurat Martin Gottgetreu zugeschrieben, dessen Betätigungsfeld den Schloss-, Park- und Villenbau umfasste. (3) Ersteigentümer war Oberstleutnant von Rüdgisch.

Ursprünglich zählte der symmetrisch angelegte, aufgesockelte Baukörper fünf Achsen. Die Erweiterung an der Südseite mit dem Einbau von Bad und Speisekammer erfolgte 1929. 1933 wurde das Landhaus an seiner Giebelseite im Norden um eine Fensterachse in sorgfältiger Anlehnung an den Bestand erweitert. (4) Diese beiden Raumgewinne stehen vermutlich im Zusammenhang mit der dauerhaften Nutzung des einstigen Sommerhauses. Der historische Grundriss von 1867 vermerkt hinter der Loggia den Salon, rechts das Zimmer des Sohns, links das Arbeitszimmer. Zum Garten liegen Küche, Esszimmer und Elternzimmer (v. l. n. r.). Die Hauptausrichtung des Hauses orientierte sich zeittypisch zur Straße beziehungsweise zum Platz. Dies belegt auch der Umstand, dass die Gartenseite ursprünglich keine Treppe zum Garten besaß.


(1) Bark, Willy: Chronik von Alt-Westend mit Schloß Ruhwald, Spandauer Bock und Fürstenbrunn (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 56), Berlin 1937, Abb. vor S. 17; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 408 u. Abb. 511; Weber, Annemarie/Safft, Nikolaus von: Westend. Ein Berliner Ortsteil in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1986, Abb. S. 36; Haddenhorst, Michael/Börsch-Supan, Helmut: Westend, Berlin 1997, S. 44; Worbs, Dietrich: Villen in Westend - Ausgewählte Gründerzeitbauten in Berlin-Charlottenburg. In: Großstadtdenkmalpflege: Erfahrungen und Perspektiven (Beiträge zur Denkmalpflege in Berlin, H. 12), Berlin 1998, S. 51-54, S. 52; Worbs, Dietrich: Villen in Westend. In: Worbs, Dietrich: Einblicke in die Berliner Denkmal-Landschaft, Berlin 2002, S. 18 f., Abb. S. 20; Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Berlin, bearb. v. Sibylle Badstübner-Gröger, Michael Bollé, Ralph Paschke u. a., 3. Aufl., durchgesehen u. ergänzt v. Michael Bollé, München-Berlin 2006, S. 280; Worbs, Dietrich: Villen in Westend 1871-1933. In: Heinz Reif (Hrsg.): Berliner Villenleben. Die Inszenierung bürgerlicher Wohnwelten am grünen Rand der Stadt um 1900, Berlin 2008 (Schriftenreihe des Landesarchivs Berlin, hrsg. v. Uwe Schaper, Bd. 12), S. 257 f., Abb. S. 256.

(2) Ausführlich dazu Bröcker, Ulrike: Die Potsdamer Vorstädte 1861-1900. Von der Turmvilla zum Mietwohnhaus. Forschungen und Beiträge zur Denkmalpflege im Land Brandenburg, Bd. 6, hrsg. v. Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und Archäologischen Landesmuseum, Worms 2004, S. 144.

(3) Martin Gottgetreu (1813-1885) bauten in Potsdam Villen und war etwa am Schloss Babelsberg beteiligt. Vgl. Börsch-Supan, Eva: Berliner Baukunst nach Schinkel 1840-1870, (Studien zur Kunst des 19. Jahrhunderts, Bd. 39), München 1977, S. 575 f.; Bröcker 2004, S. 190 f. - Die Bauausführenden waren Maurermeister Emil Krefeldt und Zimmermann G. Köhler.

(4) Der Umbau 1933 erfolgte durch Wilhelm von Gumbertz-Rhonthal und Ludwig von Bonin.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 408
  • Reclam Berlin, 1977 / Seite 482
  • Bark, Willy, Chronik von Alt-Westend, Berlin 1937

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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