Denkmaldatenbank

Mietshaus Leistikowstraße 2

Obj.-Dok.-Nr. 09096310
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Leistikowstraße 2
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus
Datierung 1909-1910
Entwurf Winkelmann, Emilie (Architekt)
Bauherr Knell, Christian (Kaufmann)
Ausführung Joseph Fraenkel (Baugeschäft)

Dem ehemaligen Mädchenschulflügel in der Leistikowstraße selbstbewusst gegenüber steht der zweite im Quartier entstandene Bau, nämlich das großbürgerliche Mietshaus Leistikowstraße 2. Es wurde 1909-10 nach Entwürfen der ersten deutschen Architektin Emilie Winkelmann für Christian Knell errichtete. (1) Von ihr stammt auch das zwei Blöcke östlich gelegene Landhaus Höcker in der Lindenallee 21 von 1908. Das Mietshaus in der Leistikowstraße vereint heute Gewerbenutzung und Wohnen.

Das einst für 20 Wohnparteien konzipierte, viergeschossige, lang gestreckte Gebäude von 17 Achsen ist im Gegensatz zu innerstädtischen Mietshäusern nicht Bestandteil einer geschlossenen Blockrandbebauung sondern freistehend wie eine vorstädtische Villa. Hinter der begrünten Vorgartenzone mit Einfriedung erhebt sich der kompakte Baukörper mit Seitenrisaliten, gartenseitig zudem einem Mittelrisalit. Er besitzt eine repräsentative, spiegelsymmetrisch aufgebaute Fassade. Seine Mitte ist betont durch einen flach abgerundeten Risalit mit Balkonen und einen von vegetabilen Halbsäulen gerahmten Eingangsbereich. Die vor- und zurückweichenden Fassaden prägen grüne Putzflächen, helle Putzfelder mit Rauten- und Kreismotiven sowie graues, lineares Dekor. Ihre frühsachliche Gestaltung dokumentiert neueste Tendenzen im Wohnhausbau der damaligen Zeit. Historismus, Jugend- und Landhausstil scheinen hier zugunsten von einer neuen Klarheit überwunden, die dezent Neoklassizismen verwendet. Auch die Ausstattung im Inneren entspricht dieser Handschrift: Das Entree mit dreiläufiger Treppe und Binnenfahrstuhl zeigt eine erlesene Marmorverkleidung mit Pilastergliederung, Kassetten- und Stuckdecken sowie helle Parkettböden. Die großbürgerlichen Wohnungen von 190 bis 270 Quadratmetern Größe sind durch zwei innenliegende Lichthöfe und die großformatigen Rechteck- und Korbbogenfenster allseits hell belichtet. Es sind hier seltene, schwarzfigurig bemalte Zierglasscheiben erhalten.


(1) Emilie Winkelmann (1875-1951). Vgl. Frauen in der Architektur. Neue Berufswege seit der Jahrhundertwende. In: Architektinnenhistorie. Zur Geschichte der Architektinnen und Designerinnen im 20. Jahrhundert, Ausstellungskat., Berlin 1984, S. 19-22, Abb. S. 21; Dörhöfer, Kerstin: Pionierinnen in der Architektur, Eine Baugeschichte der Moderne, Tübingen-Berlin 2004, S. 22 f

Literatur:

  • Architektinnenhistorie. Zur Geschichte der Architektinnen und Designerinnen im 20. Jahrhundert. Eine erste Zusammenstellung, Ausst.kat. Berlin 1984 / Seite 21

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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