Denkmaldatenbank
Geschäftshaus Michels und Cie.
09096304 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Kurfürstendamm 237 Rankestraße 1, 1A |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Geschäftshaus |
Datierung | 1913-1914 |
Umbau | 1954 |
Entwurf | Schaudt, Johann Emil (Architekt) |
Entwurf | Herdrich, Paul (Architekt) |
Bauherr | Gugenheim, Fritz (Fabrikbesitzer) |
Bauherr | Jordan, Max (Kaufmann) |
Ausführung | Boswau und Knauer (Baugeschäft) |
Das Geschäftshaus Kurfürstendamm 237, Rankestraße 1, wurde 1913-14 nach Entwurf von Johann Emil Schaudt als Haus Kaisereck errichtet. (1) Das im Zweiten Weltkrieg beschädigte Gebäude war ab 1947 instand gesetzt, die Fassade 1954 von Paul Herdrich vereinfacht wiederhergestellt worden; 1996-98 wurde es zuletzt umfassend saniert sowie im Inneren und durch einen Dachgeschossneubau verändert. (2) Für das spitzwinklige Grundstück hatte Schaudt eine Bauform mit abgerundeter Ecke und zwei unterschiedlich langen Trakten an Rankestraße und Kurfürstendamm gewählt, die durch Seitenflügel verbunden einen Innenhof umschließen. Die mit Muschelkalkplatten verkleidete Fassade, die verdeckt, dass es sich um einen Stahlskelettbau handelt, zeigt zwar nur leichte Anklänge an das damals gegenüberliegende Romanische Forum, erzeugt aber durch Rundbögen, Pfeiler und Gesimse eine Monumentalität, die den neoromanischen Bauten Schwechtens durchaus ebenbürtig war. Heute ist das imposante Gebäude eines der wenigen erhaltenen Zeugnisse aus der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg an dieser Stelle und repräsentiert den nach 1900 beginnenden Wandel der einst vornehmen Wohngegend zum modernen Geschäftszentrum.
Für den Neubau des Geschäftshauses war ein älteres Wohnhaus abgerissen worden, statt wie sonst üblich nur die unteren Geschosse umzubauen. Bauherren waren der Fabrikbesitzer Max Jordan und der Kommerzienrat Fritz Gugenheim, Mitbesitzer des Seidenhauses Michels & Cie., das ab 1922 auch im Haus vertreten war und ihm zeitweilig den Namen "Michelshaus" gab. (3) Sie gewannen mit Johann Emil Schaudt einen der im Kaufhausbau führenden Architekten, der 1907 das nahe gelegene KaDeWe entworfen hatte. Mit der Grundidee, das Eckgebäude in einer großzügigen Rundung vom Kurfürstendamm in die Rankestraße zu führen, schuf Schaudt einen das Stadtbild prägenden Bau. (4) Über dem außergewöhnlich hohen, die halbe Fassadenhöhe einnehmenden Sockel erheben sich drei Bürogeschosse, die durch die Reihung gleichförmig gestalteter Achsen gegliedert werden. Einzig zwei Risalite an den Enden des Gebäudes vermitteln den Übergang zur anschließenden Bebauung. Die einzelnen Achsen bestehen aus einem von Rundpfeilern flankierten Rundbogen, über dem sich im oberen Teil je drei, durch Wandvorlagen voneinander getrennte Fensterachsen erheben. Der ehemals reiche skulpturale und ornamentale Schmuck der Fassade ist nur noch in wenigen Teilen erhalten. (5)
(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 653 f., Abb. 849 u. 851; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IX, Industriebauten - Bürohäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1971, S. 187; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VIII, Bauten für Handel und Gewerbe, Bd. B, Gastgewerbe, Berlin 1980, S. 112; Deutsche Bauhütte 19 (1915), S. 404-405, S. 408; Wagenführ, Max: Das Geschäfts- und Bürohaus "Kaisereck" von Architekt Emil Schaudt, Berlin. In: Moderne Bauformen 15 (1916), S. 1-12; Riedrich, Otto: Keramik und deutsche Baukunst, Berlin 1925; Berliner Bauwirtschaft (1954), S. 187; Osborn, Max, Johann Emil Schaudt, Berlin 1930, S. XIII-XIV; Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm 2011, S. 236 f.
(2) Fassadensanierungen 1954 und 1962. 1996-98 Umbau für die Dresdner Bank, Aufstockung hinter dem Dach verborgen.
(3) Fritz Gugenheim (1859-1939), Bankier, Seidenwarenfabrikant und ab 1934 Aufsichtsratsvorsitzender der Firma Michels & Cie., die ihren Hauptsitz in der Leipziger Straße 43-44, ein weiteres Geschäftshaus Leipziger Straße 87 sowie mehrere Filialen in Berlin hatte.
(4) Das Motiv der monumentalen Rundung wurde von Paul Schwebes nicht nur beim DEFAKA aufgenommen, sondern auch beim Haus Königstadt (siehe Kurfürstendamm 33). Am Joachimsthaler Platz wurde die Rundung später gleich zweimal aufgegriffen: Im 1998-2001 errichteten Neubau des Kudamm-Ecks, Kurfürstendamm 227, von Gerkan, Marg und Partner sowie beim 2002-05 nach Entwurf von Jan Kleihues ausgeführten ehem. Concorde-Hotel, Joachimsthaler Straße 33-35.
(5) Rundmedaillons und Ornamente der Wandflächen und Pfeiler stammten vom Bildhauer Heinrich Giesecke, steinerne Figuren auf hohen Postamenten über den Arkadenpfeilern von Ludwig Vierthaler. Vgl. Wagenführ, Max: Das Geschäfts- und Bürohaus "Kaisereck" von Architekt Emil Schaudt, Berlin. In: Moderne Bauformen 15 (1916), S. 1.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 653 f.
- N.N./ Architekt Emil Schaudt/ Geschäftshaus Kurfürsteneck am Kurfürstendamm in Berliner Architekturwelt 18 (1915/16) / Seite 187
- BusB IX 1971 / Seite 112
- BusB VIII B 1980 / Seite 404-405, 408
- Deutsche Bauhütte 19 (1915) / Seite 1-12
- Wagenführ, Max/ Das Geschäfts- und Bürohaus "Kaisereck" von Architekt Emil Schaudt, Berlin =Moderne Bauformen 15 (1916) / Seite 187
- Riedrich/ Keramik und deutsche Baukunst, 1925 / Seite XIII-XIV
- Berliner Bauwirtschaft (1954) / Seite 651
- Osborn, Max, Johann Emil Schaudt, Berlin 1930
- Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987
Kontakt
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