Denkmaldatenbank
Maison de France mit Cinéma Paris
09096298 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Kurfürstendamm 211 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Büro- und Geschäftshaus & Kino |
Entwurf | 1948 |
Datierung | 1949-1950 |
Entwurf | Semrau, Hans (Architekt) |
Bauherr | Französische Militärregierung |
An der weiträumigen Kreuzung von Kurfürstendamm und Uhlandstraße, wo nur an der südöstlichen Ecke die kaiserzeitliche Wohnbebauung erhalten geblieben ist, wurde das 1897 errichtete und im Zweiten Weltkrieg teilweise zerstörte Mietshaus Kurfürstendamm 211 bereits 1948-50 nach Entwurf von Hans Semrau als Maison de France mit dem Kino Cinéma Paris wiederaufgebaut. (1) Das Büro- und Geschäftshaus, das zu den frühesten Wiederaufbauten am Kurfürstendamm zählt, ist als französisches Kulturzentrum (Institut Français Berlin) mit Bibliothek, Unterrichts-, Büro- und Gesellschaftsräumen sowie Gastronomie ähnlich wie das Amerika Haus und das British Council in der Hardenbergstraße (2) ein bedeutendes Dokument für die Geschichte und die kulturelle Repräsentanz der westlichen Besatzungsmächte in der geteilten Stadt nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Bauarbeiten hatten 1948 während der Berlin-Blockade begonnen, die Eröffnung fand am 21. April 1950 in Anwesenheit des französischen Stadtkommandanten und des Berliner Oberbürgermeisters statt. 1983 wurde das Maison de France durch ein Sprengstoff-Attentat beschädigt und bis 1985 wiederhergestellt. Seit 1992 ist das Gebäude im Besitz des französischen Staates; nach wie vor werden in dem deutsch-französischen Begegnungs- und Kulturzentrum Sprachkurse, Theatervorführungen, Ausstellungen und Filme angeboten. Die Gestaltung des stumpfwinkligen Eckgebäudes, das unter größtmöglicher Einbeziehung der erhaltenen Teile des Vorgängerbaus entstand, ist geprägt sowohl von der schlichten Eleganz der Architektur der frühen 1950er Jahre als auch von einer 1926-27 von den Architekten Brüder Luckhardt und Alfons Anker durchgeführten Umgestaltung der Fassade im Stil der Neuen Sachlichkeit. (3) Dabei waren der historistische Stuckdekor vollständig entfernt, die Ecken abgerundet und über jedem Obergeschoss breite Brüstungsbänder vorgebaut worden, an denen Neonlichtreklamen den Wandel vom Wohn- zum Geschäftshaus ebenso sichtbar machten wie die Ladenlokale in Erd- und erstem Obergeschoss. (4) Während der stark zerstörte Flügel an der Uhlandstraße abgerissen und als Stahlskelettkonstruktion mit dem zweigeschossigen Kinosaal neu errichtet wurde, waren der Kopfbau und der Flügel am Kurfürstendamm weniger stark beschädigt; sie sind vor allem im Inneren durch Stahlträger, Betondecken sowie ein neues Treppenhaus mit Eingangsvestibül verändert worden. Noch immer wendet sich das fünfgeschossige Eckhaus mit seiner Hauptfront zur Straßenkreuzung und zeigt die abgerundeten Ecken der 1920er Jahre. Allerdings sind die Fassaden nun flächig, die Fensterachsen reduziert. Schlichte Lochfenster, die an jeder Straßenseite in sich symmetrisch angeordnet sind, und ein feines geschosshohes Fugenraster gliedern die mit weißem Edelputz behandelten Wandflächen. Das Erdgeschoss ist mit Muschelkalk verkleidet und besitzt am Kurfürstendamm große Schaufenster, an der fensterlosen Seite des Kinosaals Vitrinen, die mit Bronzeprofilen gerahmt sind. Ein umlaufendes schmales Vordach darüber korrespondiert mit dem vorkragenden Rand des Flachdaches. Über dem Haupteingang mit Glastüren und Messing verkleideten Stützen ist die Fassade durch französische Fenstertüren mit filigranen Brüstungsgittern gegliedert. Die Anzeigentafel für das Kino und die Schriftzüge "Maison de France" und "Cinema Paris" gab es anfangs nicht.
(1) Bickenbach, Helmut: "La Maison de France" in Berlin, Ein konstruktiv bemerkenswerter Um- und Neubau. In: Der Bauhelfer 5 (1950) 11, S. 285-291; Hähnlein, W.: "La Maison de France" in Berlin. In: Bauen und Wohnen 5 (1950) 7, S. 389-397; Z(echlin).: Baubehörde - schön und bös'. In: Neue Bauwelt 6 (1951) 5, S. 22-24; Krohn, Gerhard/Hierl, Fritz: Formschöne Lampen und Beleuchtungsanlagen, München 1952, S. 128; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 280 f, Abb. 313-314; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VIII, Bauten für Handel und Gewerbe, Bd. A, Handel, Berlin 1978, S. 188, 229, 242; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. A, Bauten für die Kunst, Berlin-München 1983, S. 179 f., 202, Abb. 254-255.; Metzger, Karl-Heinz/Dunker, Ulrich: Der Kurfürstendamm, Leben und Mythos des Boulevards in 100 Jahren deutscher Geschichte, Berlin 1986, S. 200 f., 208, 281; Engel, Helmut: Charlottenburg - Stadt und Bezirk, Geschichte und Gestalt, S. 35. In: Tag für Denkmalpflege in Berlin, Charlottenburg 1988, S. 295, Abb. 9; Worbs, Dietrich: "Maison de France" in Berlin. In: Bauwelt 84 (1993), S. 2146 f.; Kinoarchitektur in Berlin 1995, S. 40; Worbs, Dietrich: Einblicke in die Berliner Denkmal-Landschaft, Berlin 2002, S. 171-176; Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West- Berlin, Diss. Berlin 2004, Kat.-Nr. 32; Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm, Geschichte und Geschichten über Berlins ersten Boulevard, hrsg. v. Museum Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, Berlin 2011, S. 206 f.; Baukunst der Nachkriegsmoderne, Architekturführer Berlin 1949-1979, hrsg. v. Adrian von Buttlar, Kerstin Wittmann-Englert, Gabi Dolff-Bonekämper, Berlin 2013, S. 73 f.
(2) Siehe Hardenbergstraße 20 und 22-24. Die britische Militärregierung hatte das Grundstück 1947 beschlagnahmt und den Franzosen überlassen, die ebenfalls einen Standort für ein Kulturinstitut in der Westberliner Innenstadt suchten. Vgl. Worbs, Dietrich: Einblicke in die Berliner Denkmal-Landschaft, Berlin 2002, S. 172.
(3) Der Kopfbau zur Kreuzung war gut erhalten, während der Flügel am Kurfürstendamm teilweise und der Flügel zur Uhlandstraße ganz zerstört war. Vgl. Kiepke, Torben: Neue Fassaden für die historische Stadt, Fassadenumbauten der Moderne in Berlin, Diss. TU Berlin, Berlin 2017, Bd. 2, S. 47-53.
(4) Einer der größten Werbeschriftzüge im oberen Teil des Hauses war der der Firma Scharlachberg, der ihm zeitweise den Namen "Scharlachberg-Haus" einbrachte. Vgl. BusB VIII A, S. 188, 229.
Literatur:
- Krohn, Hierl/ Formschöne Lampen und Beleuchtungsanlagen,München 1952 / Seite 128
- Gatz, Hierl/ Läden, Bd. 1, München 1950 / Seite 166
- Bickenbach/ "La Maison de France" in Berlin. Ein konstruktivbemerkenswerter Um- und Neubau in
Der Bauhelfer 5 (1950) 11 / Seite 285-291 - Hähnlein/ "La Maison de France" in Berlin in
Bauen und Wohnen 5 (1950) 7 / Seite 389-397 - Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 280-281
- BusB VIII A 1978 / Seite 188, 229, 242
- BusB V A 1983 / Seite 179-180, 202
- Metzger, Dunker/ Der Kurfürstendamm, 1986 / Seite 200, 201, 208, 281
- Engel/ Die Architektur der 50er Jahre in Berlin in
Berlin-Forschungen III, 1988 / Seite 295 - N.N./ Centre Culturel bei Masura in
Tagesspiegel / Seite 10.11.1949 - N.N./ Vor Eröffnung des Centre Culturel? in
Tagesspiegel / Seite 24.11.1949 - N.N./ Am Haus des künftigen Centre Culturel in
Tagesspiegel / Seite 09.12.1949 - N.N./ Kurfürstendamm, Ecke Uhlandstraße. Im April wird dasfranzösische Centre Culturel eröffnet in
Der Telegraf / Seite 22.02.1950 - R., E., "Centre Culturel" vor der Vollendung =Kurier / Seite 27.02.1950
- N.N./ Eröffnung des Maison de France in
Der Tag / Seite 13.04.1950 - N.N./ "Paris" am Kurfürstendamm in
Der Tag / Seite 18.04.1950 - Jö., Philosophie, Politik und Gastrosophie. FreitagEröffnung des "Maison de France" - Francois-Poncet wirderwartet =Tagesspiegel / Seite 18.04.1950
- ld, Frankreichs Visitenkarte am Kurfürstendamm. Vor derEinweihung des "Centre Culturel" in
Kurier / Seite 19.04.1950 - N.N./ Berlins neuestes Uraufführungstheater in
Tagesspiegel / Seite 19.04.1950 - N.N./ Maison de France" eröffnet. Einweihung desFrankreich-Hauses durch Ganeval und Francois-Poncet in
Tagesspiegel / Seite 22.04.1950 - N.N./ Protest gegen das Kino im Maison de France in
Tagesspiegel / Seite 22.04.1950
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