Denkmaldatenbank
Ladenzone, Vestibül und Treppenhaus des Geschäftshauses Königstadt
09096287 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Kurfürstendamm 33 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Laden & Vestibül & Treppenhaus |
Datierung | 1954-1956 |
Entwurf | Schwebes, Paul (Architekt) |
Ausführung | Dyckerhoff und Widmann & Philipp Holzmann AG |
Bauherr | Königstadt Gesellschaft für Grundstücke und Industrie mbH |
Ein herausragender Neubau der frühen Nachkriegszeit an der Kreuzung Uhlandstraße und Kurfürstendamm ist das Büro- und Geschäftsgebäude Haus Königstadt, Kurfürstendamm 33. (1) Der markante, abgerundete Eckbau, der sich mit dem nördlichen Flügel weit in die Grolmanstraße hineinzieht, wurde 1954-56 nach dem Entwurf von Paul Schwebes für die Königstadt GmbH erbaut. (2) Der Architekt, der in den 1950er Jahren mehrere bedeutende Geschäftshäuser im Westberliner Zentrum schuf, hatte das Haus Königstadt, wie schon das Hotel Kempinski oder das Deutsche Familienkaufhaus, mit einer dynamisch geschwungenen Fassade gestaltet, die mit hellen und dunklen Opakglasplatten verkleidet war. (3) Diese wurden 1982-83 durch Aluminium-Platten ersetzt, die in Farbe und Struktur die Wirkung der ursprünglichen Oberfläche aufgreifen. Auch die leicht zurückgesetzte, ehemals fensterlose Attikazone, die als schwarze Hintergrundfläche für Leuchtreklame diente, wurde mit dem Ausbau zum Vollgeschoss 1996-97 verändert. Trotz der verschiedenen Modernisierungsmaßnahmen - zuletzt 2019-20 - spiegelt die Eleganz der Fassade bis heute den hohen ästhetischen Anspruch wider, der Maßstab setzte für den weiteren Wiederaufbau am Kurfürstendamm. Darüber hinaus sind im Inneren des Hauses das geschwungene Haupttreppenhaus mit nierenförmigem Auge, die Deckenvoute im Ladenlokal an der Ecke sowie außen die vitrinenartig vortretenden Schaufenster mit eloxierten Rahmen und großen gebogenen Glasscheiben weitgehend unverändert erhalten. An der städtebaulich bedeutenden Straßenkreuzung zieht das Gebäude auch heute noch die Blicke auf sich. Dabei beruht die besondere Wirkung der Fassade auf dem Kontrast der Fensterachsen, die mit schwarzen Brüstungsfeldern als senkrechte dunklere Streifen leicht zurücktreten, mit den weiß verkleideten Wandflächen. Diesem gleichmäßigen, die Vertikale betonenden Rhythmus der Obergeschosse sind im Erdgeschoss die durchgehend verglaste Ladenzone mit einem schmalen Absatz über den Schaufenstern für Markisen und Werbeschriftzüge sowie das umlaufende Band des Attikageschosses als horizontale Linien entgegengesetzt. Das Gebäude nimmt zwar Traufhöhe und Bauflucht der Nachbarbebauung auf, ist durch schmale vertikale, schwarz verkleidete Wandscheiben jedoch von ihr abgesetzt.
(1) Berlin im Aufbau, 1957, S. 6; Architektonische Rundschau 19 (1903) 3, S. 20; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 661, Abb. 856; Das neue Gesicht Berlins, ein Bildbuch von Otto Hagemann, Berlin 1957, Abb. 17; Metzger, Karl-Heinz/Dunker, Ulrich: Der Kurfürstendamm, Leben und Mythos des Boulevards in 100 Jahren deutscher Geschichte, Berlin 1986, S. 208, 211; Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West- Berlin, Diss. Berlin 2004, Kat.-Nr. 27; Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm, Geschichte und Geschichten über Berlins ersten Boulevard, hrsg. v. Museum Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, Berlin 2011, S. 43.
(2) Als Brauerei 1871 im Prenzlauer Berg (damals Königstadt) gegründet, verlagerte das Unternehmen ab 1921 seinen Schwerpunkt auf Erwerb und Verwaltung von Immobilien und Industriebeteiligungen (Königstadt AG für Grundstücke und Industrie mbH). Vgl. www.koenigstadt.de/portraet
(3) Paul Schwebes, der als Meisterschüler bei Hans Poelzig und Mitarbeiter im Atelier von Bruno Paul mit dem Neuen Bauen in Berührung kam, zeigt sich hier von der expressiv dynamischen Architektur der späten 1920er Jahre inspiriert. So finden sich ähnlich geschwungene Fassaden, die die Dynamik der Großstadt und des Verkehrs symbolisieren, auch bei den Bauten von Erich Mendelssohn. Siehe auch Kurfürstendamm 27 und Tauentzienstraße 13.
Literatur:
- Berlin im Aufbau, 1957 / Seite 6
- Architektonische Rundschau 19 (1903) 3 / Seite 20
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 661
- Hagemann/ Das neue Gesicht Berlins, 1959 / Seite 208, 211
- Metzger, Dunker/ Der Kurfürstendamm, 1986
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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