Denkmaldatenbank

Mietshaus Kurfürstendamm 15

Obj.-Dok.-Nr. 09096284
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Kurfürstendamm 15
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus
Datierung 1889
Entwurf & Ausführung Beyme, Richard (Architekt)
Bauherr Beyme, Richard (Architekt)

An der Kreuzung Joachimsthaler Straße und Kurfürstendamm, sind nur noch wenige Zeugnisse der allerersten Bebauungsphase bewahrt: Das zweitälteste hier erhaltene Gebäude, das Mietshaus Kurfürstendamm 15, errichtete der Architekt Richard Beyme 1889, bald nachdem der Boulevard in seiner heutigen Breite eröffnet war. (1) Im Erdgeschoss des Vorderhauses, das schon 1896 von einer Conditorei genutzt wurde, befand sich ab 1917 "Mampes Gute Stube". Der Spirituosen-Hersteller Carl Mampe, ein Berliner Traditionsunternehmen (2), besaß deutschlandweit etwa 20 einheitlich gestaltete Gaststätten, von denen das Lokal am Kurfürstendamm am bekanntesten wurde: Hier soll der österreichische Schriftsteller Joseph Roth 1932 an seinem Roman "Radetzkymarsch" geschrieben und sich mit anderen Literaten getroffen haben. (3) Im Zweiten Weltkrieg blieben das Vorderhaus und die südlichen Teile der Seitenflügel intakt, nur das Quergebäude wurde zerstört. (4) 2019-21 im Zusammenhang mit der Neubaubebauung der drei östlich anschließenden Nachbarhäuser wurde das gesamte Gebäude umfassend saniert, wobei in drei Erdgeschossräumen Ausstattungsdetails wie Stuckdecken und historische Kachelöfen, die den thematisch gestalteten Gasträumen jeweils eine spezifische Atmosphäre verliehen hatten, erhalten wurden. (5) Instand gesetzt wurde dabei auch die Straßenfassade des fünfgeschossigen Mietshauses, die aufwendig im Stil des Neobarock gestaltet ist. Dominierend sind hier der zweigeschossige rustizierte Sockel und ein breiter Mittelrisalit, den ionische Kolossalpilaster und Dreiviertelsäulen mit verkröpftem Gebälk zieren; seitlich sind Balkone mit schmiedeeisernen Gittern angeordnet. Am obersten Geschoss betont ein Segmentbogengiebel mit großer Wappenkartusche die Mittelachse. Mit reich gegliederten Fensterrahmungen, unterschiedlichen Giebelformen über den Fenstern und voluminösen Kartuschen zeichnet sich die Fassade durch eine große Plastizität aus.


(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 423; Kurfürstendamm-Café, Mampes Gute Stube. In: Bauwelt 3 (1912), H. 17, S. 31 f.; Voß, Karl: Reiseführer für Literaturfreunde, Von Alex bis zum Kudamm, Berlin 1980, S. 412-413; Von Haus zu Haus am Kurfürstendamm, Geschichte und Geschichten über Berlins ersten Boulevard, hrsg. v. Museum Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin, Berlin 2011, S. 15 f.

(2) Die Firma Carl Mampe AG mietete die Räume für eine Likörstube mit Flaschenverkauf und ließ sie als "Mampes Gute Stube" vom Architekten Walter Koeppen einrichten. Das Lokal wurde 1921 erweitert und ein Vorgartenzelt installiert. Vgl. http://www.mampemuseum.de/ws.php?p=mehr


(3) Gedenktafel: "Hier befand sich von 1917 bis 1986 Mampes Gute Stube, Lieblingslokal des Schriftstellers Joseph Roth (2.9.1894-27.5.1939), der hier im Jahre 1932 seinen Roman Radetzkymarsch schrieb." Vgl. www.gedenktafeln-in-berlin.de/nc/gedenktafeln/gedenktafel-a nzeige/tid/joseph-roth/

(4) Ursprünglich gab es zwei große Wohnungen im Vorderhaus, die bis zu den Nebentreppenhäusern in den Seitenflügeln reichten, und kleinere Wohnungen im Quergebäude. (5) Dazu gehören ein Saal mit barocker Raumfassung und einem Ofen mit Fayencekacheln, ein Rokokosaal mit einem Ofen in Form eines Säulenstumpfes sowie ein Interieur mit dunkelbrauner Holzverkleidung und einem schlichten klassizistischen Rundofen. Vgl. www.kahlfeldt-architekten.de/projekt/1168/

Literatur:

  • Bauten der 80er Jahre in Berlin / Seite 20
  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 423.
  • Von der Residenz zur City, 1980 / Seite 32
  • Pallmann: Zeitgemäße Baukunst. "Kurfürstendamm-Café" - "Mampes Gute Stube", in: Bauwelt 3 (1912) 17 / Seite 412-413
  • Voß, Karl: Reiseführer für Literaturfreunde - Berlin, 1980

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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