Denkmaldatenbank

Haus der Knappschafts-Berufsgenossenschaft

Obj.-Dok.-Nr. 09096279
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Kuno-Fischer-Straße 8

Kuno-Fischer-Platz
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Verwaltungsgebäude
Entwurf 1928
Datierung 1929-1930
Entwurf Hartmann, Rudolf A. (Architekt)

Auf dem straßenseitigen Teil des 1913 am östlichen Ufer des Lietzensees fertig gestellten Kuno-Fischer-Platzes entstand 1929-30 ein Verwaltungsgebäude, das ehemalige Haus der Knappschafts-Berufsgenossenschaft, Kuno-Fischer-Straße 8, nach Entwurf des Architekten Rudolf A. Hartmann. (1) Nach dem Ersten Weltkrieg war das Konzept der Terrain-Gesellschaft, am Lietzensee ein großbürgerliches Wohngebiet zu entwickeln, ins Stocken geraten. Die Stadt Charlottenburg kaufte die noch freien Flächen, legte den Park an und bebaute die Grundstücke auch mit Büro- und Verwaltungsgebäuden, wie zum Beispiel mit dem Gebäude für die Oberpostdirektion an der westlich des Sees gelegenen Dernburgstraße.

Das frei stehende Klinkergebäude für die älteste Sozialversicherung der Welt (2) lässt auf den ersten Blick seine Funktion nicht erkennen, sondern erscheint wie ein großes Landhaus am See. Nur die Reliefs an den Wandpfeiler rechts und links des Einganges verweisen mit Schlägel und Eisen sowie Szenen aus dem Bergbau auf den ursprünglichen Bauherrn. Insbesondere die Seeseite zeigt mit dem vorgestellten Altan, der vom Haus einen Ausblick zum Kuno-Fischer-Platz und zum See eröffnet, eine für einen Verwaltungsbau ungewöhnliche Form. Insgesamt hat der Architekt ein schlichtes, aber eindrucksvolles Haus entworfen, das zweigeschossig über hohem Souterrain mit ausgebautem Walmdach durch kubische Formen charakterisiert ist. Im Inneren gibt es eine zweibündige Erschließung der Bürogeschosse durch Mittelflure und ein zur Straße gelegenes Haupttreppenhaus; an der Fassade ist das Erdgeschoss mit dem Souterrain durch über Eck gestellte Pfeiler zusammengezogen. 1950-53 befand sich im Gebäude die Notaufnahmestelle für Flüchtlinge aus der DDR und war in diesen Jahren die erste Anlaufstelle für etwa 300.000 Menschen. Auf diese Nutzung geht der Ausbau des Dachgeschosses zurück.


(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 152 f., Abb. 141; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IX, Industriebauten - Bürohäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1971, S. 199.

(2) "Die Knappschaft ist entstanden aus den besonderen Gefahren im Bergbau und der daraus erwachsenen Notwendigkeit einer sozialen Absicherung der Bergleute und ihrer Hinterbliebenen. (.) In vielen Bereichen der sozialen und gesundheitlichen Absicherung war die Knappschaft in den vergangenen Jahrhunderten vorbildhaft (.)." Vgl. www.750jahre.info

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 152 f.
  • BusB IX 1971 / Seite 199
  • Lange-Liste

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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