Denkmaldatenbank

Städtische Volksbadeanstalt

Obj.-Dok.-Nr. 09096277
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Krumme Straße 10
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Bad
Datierung 1896-1898
Umbau 1924-1925
Entwurf Bratring, Paul
Entwurf Peters
Entwurf Walter, Rudolf
Ausführung Berliner Cementbaugeschäft O. Schmidt und Co. (Baugeschäft)
Bauherr Magistrat Charlottenburg

Die ehemalige Städtische Volksbadeanstalt, Krumme Straße 10, die 1896-98 von Stadtbaurat Paul Bratring und Stadtbauinspektor Peters errichtet wurde, war das erste städtische Hallenbad Charlottenburgs und zugleich das älteste, in seiner Funktion erhaltene Stadtbad Berlins. (1) An die Schwimmhalle im rückwärtigen Teil des Grundstücks schließt sich ein Vorderhaus mit Seitenflügel und Quergebäude an, das 1924-25 durch ein Beamtenwohnhaus nach Entwurf von Rudolf Walter an der Straßenseite ergänzt wurde. Die im Zweiten Weltkrieg nur leicht beschädigten Gebäude konnten schon im Herbst 1945 wieder genutzt werden. Nach der Eröffnung eines modernen Hallenbades 1974 direkt nebenan wurden auch die historischen Bauten 1974-76 modernisiert. Umfassende Renovierungsmaßnahmen in den 1980er Jahren haben die Alte Halle des Charlottenburger Stadtbades bis heute in ihrer Funktion und weitgehend in ihrer Substanz bewahrt. (2)

Die um die Jahrhundertwende in Berlin und seinen Vororten entstandenen Volksbadeanstalten sind Ausdruck der Tatsache, dass nur wenige Mietwohnungen über ein Bad verfügten und das Baden in Flüssen und Kanälen wegen der zunehmenden Verschmutzung nicht möglich war. Auch die Charlottenburger Badeanstalt besaß neben der Schwimmhalle ursprünglich 61 Wannen- und Duschbäder in dem lang gestreckten dreigeschossigen Vorderhaus zur Krumme Straße, dessen Fassade durch helle Putzflächen, Verblendziegel, Tonreliefs und Schmuckelemente aus glasierten Ziegeln in Anknüpfung an die märkische Backsteingotik gegliedert ist. Von den beiden Eingängen in den äußeren, risalitartig vortretenden Achsen diente der südliche der 15. und 16. Gemeindeschule, die ursprünglich hinter der Schwimmhalle im Blockinnenbereich lag und hier ihren Zugang hatte. (3) Über den Rundbogenportalen münden erkerartige Vorsprünge in stilisierte Maßwerkgiebel. Die drei Achsen dazwischen werden beherrscht von drei großen, aufwendig gerahmten Rundfenstern, über denen jeweils eine Dreierreihe mit Stich- und Rundbogenfenstern angeordnet ist. An diese Gestaltung ist das benachbarte viergeschossige Beamtenwohnhaus in schlichteren Formen angepasst. Die Schwimmhalle ist als Eisenkonstruktion mit Ziegelmauerwerk ausgeführt, die Gliederung ihrer Außenfassaden entspricht der des Vorderhauses. Belichtet wird die Halle durch quer liegende Lichtraupen im flachen Satteldach. Die grün gestrichenen Eisenbinder im Inneren sind in die Gestaltung der Halle mit weißen Fliesen und grün glasierten Formsteinen einbezogen. Bei den Umbauten in den 1970er Jahren wurden die Umkleidekabinen am Beckenrand entfernt und die Malereien auf den Flächen der vermauerten Rundbogenfenster in der Giebelwand ausgeführt.


(1) Gundlach, Wilhelm: Geschichte der Stadt Charlottenburg, Bd. 1, Berlin 1905, S. 606-608; Die gesundheitlichen Einrichtungen der königlichen Residenzstadt Charlottenburg, Festschrift, gewidmet dem 3. Internationalen Kongreß für Säuglingsschutz in Berlin, Berlin 1911, S. 13; BW 16 (1925), S. 112-114; Baugewerkszeitung 60 (1928), S. 21; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 218 ff.; Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, Bd. 1, hrsg. v. Helmut Engel, Stefi Jersch-Wenzel, Wilhelm Treue, Charlottenburg, Teil 1, Die historische Stadt, Berlin 1986, S. 474-496; Wörner, Martin/Mollenschott, Doris/Hüter, Karl-Heinz: Architekturführer Berlin, 5. Aufl. Berlin 1997, S. 159, Nr. 261; Nitsch, Ute: Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z, Ein Lexikon, hrsg. v. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin 2003, S. 249; Prokop, Ines: Vom Eisenbau zum Stahlbau, Tragwerke und ihre Protagonisten in Berlin, 1850-1925, Berlin 2012, S. 194.

(2) Gähler, Monika: Porträt Stadtbad Charlottenburg. (www.historische-hallenbaeder.de/b%C3%A4der-von-a-z/berlin/ stadtbad-charlottenburg/)

(3) Die 15. und 16. Gemeindeschule wurde 1896-98 von Paul Bratring errichtet und im Zweiten Weltkrieg zerstört. Vgl. Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 288; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. C, Schulen, Berlin 1991, S. 375.

Literatur:

  • Gundlach I, 1905 / Seite 606-608
  • Bauwelt 16 (1925) / Seite 112-114
  • Walter, Rudolf: Das alte Charlottenburger Hallenschwimmbad, in: Baugewerks-Zeitung 60 (1928) 21 / Seite 19
  • Die gesundheitlichen Einrichtungen der königlichen Residenzstadt Charlottenburg. Festschrift, gewidmet dem 3. Internationalen Kongreß für Säuglingsschutz in Berlin, Berlin 1911 / Seite 13
  • Hoffmann, Andreas: Stadtbad Charlottenburg, in: Geschichtslandschaft, Charlottenburg 1, 1986 / Seite 474-491

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

Verkehrsanbindungen