Denkmaldatenbank
Mietshaus Knesebeckstraße 96
09096265 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Knesebeckstraße 96 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Mietshaus |
Datierung | 1910-1911 |
Entwurf & Ausführung | Wolff, Arthur (Architekt) |
Bauherr | Hofmann, Casimir |
Einige Meter vom Entenbrunnen entfernt steht das 1910-11 nach Entwurf des Architekten Arthur Wolff ausgeführte Mietshaus Knesebeckstraße 96, in dem ebenfalls ein Werk eines Mitglieds der Berliner Secession bewahrt ist. In dem sowohl in seiner äußeren Gestalt als auch in zahlreichen zeittypischen Details der Inneneinrichtung erhaltenen Haus wohnte ab 1911 der Maler Curt Herrmann, der wie der Bildhauer August Gaul Mitglied der 1899 gegründeten Künstlervereinigung war. (1) Seine Wohnung im vierten Obergeschoss ließ er von dem belgischen Künstler Henry van de Velde gestalten, mit dem er eng befreundet war. Sowohl die Vertäfelung des Speisezimmers als auch die dazugehörigen Dekorationsmalereien Curt Hermanns sind vor Ort noch vorhanden. Die von van de Velde entworfenen Möbelstücke befinden sich im Berliner Stadtmuseum. (2) Verloren sind hingegen die einstmals über eine Treppe innerhalb der Wohnung erreichbare Galerie und das Atelier Curt Herrmanns im Dachgeschoss, das 1961 ausgebaut wurde. Die Wohnung mit den Resten ihrer Gestaltung bedeutender Künstler bezeugt, wie eng die Künstlerszene, die in diesem Teil Charlottenburgs - in der Nähe zur Hochschule der Künste, zum Künstlerhaus St. Lukas und zum Secessions-Gebäude - wohnte, miteinander verbunden war.
Die schlichte Fassade des fünfgeschossigen Hauses mit vereinzelter Dekoration in neobarocken und klassizistischen Formen verweist auf die Entstehungszeit des Hauses, als vornehme Zurückhaltung die Stuckfassaden des Historismus ablöste. (3) Auch das Vestibül in geometrischen Formen des Wiener Jugendstils zeigt diese Haltung. Die an der rechten Hausseite liegende Hofdurchfahrt lässt erahnen, dass die Erschließung einspännig ist und sich in dem schmalen Haus große Wohnungen über eine ganze Etage erstrecken. Zwar haben diese Zehnzimmerwohnungen noch die übliche Aufteilung mit einem schlecht belichteten Berliner Zimmer im Übergang zum Seitenflügel, doch wurden hier zur besseren Belichtung große Fensterflächen mit einem erkerartigen Blumenfester eingefügt.
(1) Ponert, Dietmar J.: Die Wohnung als Gesamtkunstwerk, Henry van de Veldes Arbeiten für Curt Herrmann. In: Curt Herrmann 1854-1929, Ein Maler der Moderne in Berlin, hrsg. v. Rolf Bothe, Berlin 1989, S. 103-124; Föhl, Thomas: Curt Herrmann - ein Künstlerleben, Berlin 1996; Becker, Ingeborg: Henry van de Velde in Berlin, 2004. Der Kunstkritiker Julius Meyer-Graefe und der Mäzen Harry Graf Kessler gehörten zum Umfeld des Malers, der als einer der ersten in Deutschland Ausstellungen der französischen Impressionisten initiierte. Geschäftsführer der Secession waren zeitweise die Galeristen Paul und Bruno Cassirer.
(2) Bereits in den 1890er Jahren hatte Curt Herrmann in Paris und Brüssel den belgischen Gestalter Henry van de Velde kennengelernt, den er mit der Einrichtung seiner damaligen Wohnung beauftragte. Die originalen Speisezimmermöbel für die Wohnung in der Knesebeckstraße nach dem Entwurf van de Veldes (1904), die 1911 in der Hoftischlerei Scheidemantel in Weimar ausgeführt wurden, befinden sich in der Sammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin (Inv.-Nr. SM 2012-0527-0532).
(3) Typisch sind auch die figürlichen Schmuckmotive, die dem Reich der Märchen und Mythen entstammen: maritime Fabelwesen und ein durch einen Lorbeerkranz als Dichter gekennzeichneter männlicher Porträtkopf.
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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