Denkmaldatenbank

Pension Westend

Obj.-Dok.-Nr. 09096252
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Kastanienallee 32
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Wohnhaus & Pension
Datierung 1908
Umbau 1932
Entwurf Endell, August (Architekt)
Bauherr Müller, Hedwig (Rentière)
Ausführung Louis John (Baugeschäft)

Das Mehrparteienhaus des Architekten und Formkünstlers August Endell hat die Adresse Kastanienallee 32. (1) Der große Baukörper mit seinem hohen Dachraum ist in Längsausrichtung auf dem Grundstück positioniert, mit seiner Schmalseite zur Allee. Dadurch fügt er sich unauffällig ins vorstädtische Gefüge und die Wohnräume orientieren sich optimal nach Süden zum Garten.

Auftraggeberin des frühesten Westender Bauprojekts von Endell war Hedwig Müller, die im Parterre lebte und die übrigen Wohneinheiten an Pensionsgäste vermietete. Daher trug das 1908 errichtete Haus einst den Namen Westend-Pension, Pension Müller oder Sanatorium Westend. Möglicherweise war die Bauherrin durch die renommierte Pension im Charlottenburger Haus am Steinplatz, Steinplatz 4, auf Endells Architektur aufmerksam geworden. Dort wie hier am Altan der Gartenfassade finden sich gedrückt-spitzbogige Fensteröffnungen. Die Dachgiebel mit streng linearem Sichtfachwerk ähneln den markanten Spitzgiebeln der späteren Westendhäuser Endells Eichenallee 15 und Akazienallee 14 (beide 1910). Sie zitieren ein typisches Gestaltungselement der sich seit 1904 in Berlin etablierenden Architekturmode "Englisches Landhaus".

Der hervorragend erhaltene Baukörper ist durch lisenenartige Bänder vertikal gegliedert, vergleichbar Endells Hackeschen Höfen in Berlin-Mitte von 1906. Die Eckpfeiler sind hier jedoch in gelbem Klinker ausgebildet und spannen Loggienfenster zwischen sich ein. Die Wohneinheiten werden von Sonnenlicht durchflutet, sie besitzen Balkone mit originalen Holzverkleidungen. Die Funktionsräume reihen sich konsequent an der Nordseite. Endell verteilte einst die 20 Gastzimmer so geschickt auf die drei oberen Geschosse, dass sie einzeln aber auch zu mehreren gruppiert als größere Wohneinheiten angeboten werden konnten. Seit 1932 ist das Innere in großzügige Wohnungen aufgeteilt. Treppenhaus und manche Ausstattungsdetails sind original erhalten. Zwischen 1922 und 1930 bewohnte der berühmte Architekt Erich Mendelsohn mit Ehefrau Luise und Tochter Esther drei Zimmer im ersten Geschoss. (2)


(1) Karres, Ingrid: August Endells Wohnhäuser in Berlin Westend, Magisterarbeit, Kunsthistorisches Institut, Freie Universität Berlin, 1996, S. 7-15; Haddenhorst, Michael/Börsch-Supan, Helmut: Westend, Berlin 1997, S. 83; Bröcker, Nicola: Individuelle Landhäuser für die städtische Peripherie. In: Nicola Bröcker, Gisela Moeller, Christiane Salge (Hrsg.): August Endell 1871-1925, Architekt und Formkünstler, Petersberg 2012, S. 240-242 u. WV 8, S. 372 f. (mit weiteren Quellen- u. Literaturangaben).

(2) Heinze-Greenberg, Ita u. Stephan, Regina (Hrsg.): Luise und Erich Mendelsohn. Eine Partnerschaft für die Kunst, Ostfildern-Ruit 2004, S. 80.

Literatur:

  • Rave, Knöfel/ Bauen seit 1900 / Seite Nr. 173
  • Baumeister, Architekten, Stadtplaner, 1987 / Seite 493

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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