Denkmaldatenbank

Reinhold-Otto-Grundschule und Robert-Bosch-Oberschule (ehem. 27. und 28. Gemeinde-Doppelschule) mit Pavillon

Obj.-Dok.-Nr. 09096250
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Kastanienallee 11, 12, 13

Leistikowstraße 7, 8, 9
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Schule & Pavillon
Datierung 1908-1910
Entwurf Walter, Rudolf (Architekt)
Ausführung August Krauss (Baugeschäft)
Bauherr Magistrat Charlottenburg

Das Terrain zwischen Kastanienallee und Eschenallee ist durch stattliche Mietwohnhäuser und die ehemalige 27. und 28. Gemeinde-Doppelschule Westend, Leistikowstraße 7-9, Kastanienallee 11-13, geprägt. Das große, L-förmige Gebäude setzte 1908 den Startschuss zur Bebauung des Quartiers und war der erste öffentliche Schulbau in Westend, ausgerichtet für etwa 1000 Schüler. (1) Heute beherbergt es die Reinhold-Otto-Schule, eine Grundschule. Sie ist ein herausragendes Werk der frühen Moderne mit Reminiszenzen an den Barock- sowie den Landhausstil. Architekt der 1908-10 errichteten Doppelschule für Knaben und Mädchen war der damalige Stadtbauinspektor Rudolf Walter, der für die Villenkolonie Westend zudem die ehemalige Stiftung Luisens Andenken, Ulmenallee 50, und das in Sichtweite gelegene, ehemalige Säuglings- und Mütterheim, Platanenallee 23/25, entwarf. Seine Bauten zeichnen sich durch eine sorgfältige Gestaltung und die Berücksichtigung reformorientierten Gedankenguts aus. Für die Schule wählte er als Baumaterial nicht die übliche Ziegelbauweise sondern den innovativen, künstlich hergestellten Kalksandstein, der teils sichtbar gelassen wurde und aus dem man gliedernde und schmückende Teile arbeitete. (2)

Der verputzte, zweiflügelige Baukörper öffnet sich nach Nordosten zum Schulhof. Im Südflügel war ursprünglich die Knabenschule, im Westflügel - parallel zur Leistikowstraße - die Mädchenschule untergebracht. Die hohen, hellen Klassenräume des Südflügels öffnen sich zum Hof, die des Westflügels zur Leistikowstraße. Im Schnittbereich beider Flügel liegen jene Räume, die einst von beiden Schulbereichen genutzt wurden, wie die Turnhalle, die Aula und der Zeichensaal. Breite Treppen sowie großzügige Korridore, die durch Nischen, Podeste und Estraden aufgelockert sind, prägen das in seiner Zeit moderne Gebäude. An der Leistikowstraße liegt der Haupteingang, der durch einen Risalit mit mächtigem Schopfwalddach auf Holzkonsolen betont ist. Hier wirkt der Schulbau wie ein überdimensioniertes Landhaus mit Anklängen an den Jugendstil, wodurch er gestalterisch Bezug auf die umgebende Bebauung der Villenkolonie nimmt. Die pavillonartige Ausformung der Kopfbauten und des Mitteltraktes durch erhöhte Walmdächer verleihen dem Schulbau Plastizität. Variierende Fensterformate, Erker, Arkaden und Fußwalme erzeugen Abwechslung. An der Kastanienallee sind großformatige Reliefs erhalten, etwa die Darstellung eines Pflügenden mit dem Sinnspruch "Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir", sowie eine Kartusche mit dem Wappen Charlottenburgs und in den Wissenskontext gehörende Allusionen (Kinder, schreibender Grieche, Eulen).

Der Schulhof besitzt hochstämmige Kiefern. Sie sind Relikte des ehemaligen Waldgürtels, der einst die Villenkolonie von der Reichstraße abgeschirmte. Der massiv gebaute Gartenpavillon von 1910 diente ursprünglich als Umspannwerk für den Strom der Schule und ist ebenfalls ein Werk Rudolf Walters.


(1) Deutsche Bauzeitung 59 (1925), S. 347; ZBV 45 (1925), S. 202 f.; Bark, Willy: Chronik von Alt-Westend mit Schloß Ruhwald, Spandauer Bock und Fürstenbrunn (Schriften des Vereins für die Geschichte Berlins, H. 56), Berlin 1937, S. 63 f., 74 f., Taf. 5; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 294 f.; Weber, Annemarie/Safft, Nikolaus von: Westend. Ein Berliner Ortsteil in Geschichte und Gegenwart, Berlin 1986, S. 107; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil V, Bd. C, Schulen, Berlin 1991, S. 394.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 294
  • Deutsche Bauzeitung 59 (1925) / Seite 347
  • Zentralblatt der Bauverwaltung 45 (1925) / Seite 202-203
  • Bark, Willy, Chronik von Alt-Westend, Berlin 1937 / Seite 63 f., 74 f.
  • N.N./ Bauten aus Kalksandstein =Deutsche Bauzeitung 59 (1925) / Seite S. 347

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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