Denkmaldatenbank
Wohnhaus Karolingerplatz 5, 5A
09096248 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Westend |
Adressen | Karolingerplatz 5, 5A |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Wohnhaus |
Datierung | 1921-1922 |
Entwurf | Mendelsohn, Erich (Architekt) |
Ausführung | Wenzeck, August (Maurermeister) |
Bauherr | Mendelsohn, Erich (Architekt) |
Bauherr | Heymann, Kurt |
An der Südwestecke vom Karolingerplatz liegt, etwas verschattet durch hohe märkische Kiefern, eines der bedeutenden individuellen Wohnhäuser Berlins der 1920er Jahre (1). Das Doppelhaus am Karolingerplatz 5-5A Es entstand 1921-22 als Frühwerk des Architekten Erich Mendelsohn, zeitgleich mit dessen Einsteinturmprojekt in Potsdam. (2) Mendelsohn plante die zum Karolingerplatz orientierte Haushälfte (Nr. 5) für den Arzt Dr. Kurt Heymann und die zur Frankenallee ausgerichtete Haushälfte (Nr. 5A) für sich selbst, doch verkaufte er seinen Immobilienanteil bereits im Rohbau. (3)
Das Doppelhaus ist deutschlandweit eines der frühesten Privatwohnhäuser der 1920er-Jahre-Moderne und gehört zu den ersten kubischen Flachdachbauten Berlins. Der sorgsam erhaltene, äußerlich fast unveränderte Baukörper besteht aus zwei ineinander geschobenen Quadraten. Die beiden nahezu gleichen Haushälften sind an einer Wirkungsdiagonalen (Begriff Mendelsohns) im 45-Grad-Winkel gespiegelt. Der Gebäudeecke ist dreifach gestaffelt zurückversetzt und exakt auf den Kreuzungspunkt der beidem fast rechtwinklig aufeinandertreffenden Straßen Frankenallee/Alemannenallee ausgerichtet. Die topografische Situation, die Ecklage des Grundstücks, bildete "den Ausgangspunkt für seinen (Mendelsohns, A. d. A.) Entwurf, wie die überlieferten Skizzen verdeutlichen." (4)
Von besonderer Originalität ist die Fassadengestaltung des kantigen Baukörpers mit einer unkonventionellen Zonierung aus hellen Rauputzflächen im unteren Bereich und rotem, im Streifenrelief gemauertem Klinker im oberen Bereich - also einer Umkehr der herkömmlichen Materialverwendung. Die Kombination der beiden Materialien und die Art ihrer Verarbeitung bezeugen Einflüsse der Amsterdamer Schule. (5) Ein lebhaftes Bild ergeben die Fensteröffnungen: manche sind tief eingeschnitten, andere fassadenbündig, manche regelmäßig gereiht, andere versetzt platziert - und alle durch helle Putzflächen bandartig zusammengeschlossen. Mendelsohn gliederte das Doppelhaus spiegelbildlich in jeweils vier Geschosse mit der zeittypischen Aufteilung einer Villa: den Wirtschaftsräumen im Souterrain, Wohn-, Musik- und Ess-zimmer im Erdgeschoss, den Schlafzimmern im Obergeschoss. Die oberste Ebene verfügt über Speicherräume und Dachterrassen.
Ortbildprägend ist die rekonstruierte Einfriedung des Grundstücks mit einer weißen Horizontalverlattung, hinter der sich die 1921 gepflanzten Kiefern erheben. Eine Gedenktafel an der Haushälfte Karolingerplatz 5 erinnert an den Komponisten, Dirigenten und Filmpionier Werner Richard Heymann (1896-1961), der im Haus 5A bis 1933, seiner Flucht ins Exil, lebte.
(1) Haddenhorst, Michael/Börsch-Supan, Helmut: Westend, Berlin 1997, S. 99.
(2) WMH 8 (1924), H. 1/2, S. 26-29; Fries, Heinrich de: Moderne Villen und Landhäuser, Berlin 1924, S. VIII, 7-12; Das Gesamtschaffen des Architekten, Erich Mendelsohn, Entwürfe, Bauten, Berlin 1930, S. 73; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Textband u. Tafelband, Berlin 1961, S. 436 f.; Rave, Rolf/Knöfel, Hans-Joachim: Bauen seit 1900 in Berlin, Berlin 1968, Nr. 172; Zevi, Bruno: Erich Mendelsohn, Opera completa, Mailand 1970, S. 90 f., S. 362; Müller-Wulckow, Walter: Architektur 1900-1929 in Deutschland, Reprint 1999, Abb. S. 61; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. C, Die Wohngebäude, Einfamilienhäuser; Berlin-München-Düsseldorf 1975, S. 21, S. 174 f., Nr. 1803; 100 Berliner Bauten der Weimarer Republik, hrsg. v. Senator für Bau- und Wohnungswesen, Berlin 1977, S. 42; Sigrid Achenbach: Erich Mendelsohn, 1887-1953, Ideen, Bauten, Projekte, Berlin 1987, S. 21, S. 174 f.; Klotz, Heinrich (Hrsg.): Erich Mendelsohn, Das Gesamtschaffen eines Architekten, Braunschweig 1988, S. ?; Stephan, Regina (Hrsg.): Erich Mendelsohn, Gebaute Welten, Architekt 1887-1953, Arbeiten für Europa, Palästina und Amerika, Ostfildern-Ruit 1998, S. 187, S. 189-191; Zevi, Bruno: Erich Mendelsohn. The complete works, Basel 1999, S. ?; Bauen in Berlin 1900-2000, Ausstellungskat., hrsg. v. Josef Paul Kleihues u. a., Berlin 2000, S. 96; Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Berlin, bearb. v. Sibylle Badstübner-Gröger, Michael Bollé, Ralph Paschke u. a., 3. Aufl., durchgesehen u. ergänzt v. Michael Bollé, München-Berlin 2006, S. 245; Cobbers, Arnt: Erich Mendelsohn 1887-1953, Der analytische Visionär, Köln 2007, S. 30 f.; Wörner, Martin/Mollenschott, Doris/Hüter, Karl-Heinz: Architekturführer Berlin, 6. Aufl., Berlin 2001, S. 182, Nr. 290; Wolfgang Reuss und Dietrich Worbs: Leben im Denkmal, Berlin 2017, S. 104 f.
(3) Mendelsohns Büro lag 1921 in der nahen Ahornallee 25, seit 1922 wohnte er mit Familie zur Miete in der Kastanienallee 32 (Pension Müller. Erst 1930 bezog er das eigene Haus am Rupenhorn.
(4) Stephan 1998, S. 190.
(5) Stephan 1998, S. 191.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 437
- Zevi, Bruno: Erich Mendelsohn. Opera completa, Milano 1970 / Seite 90, 91, 362 (casa a schiera)
- BusB IV C 1975 / Seite 112
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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