Denkmaldatenbank
Privatsynagoge Beth Jitzchok
09096237 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Kantstraße 125 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Werkstatt & Synagoge |
Datierung | 1897 |
Umbau | 1905-1906 |
Umbau | 1908 |
Entwurf & Ausführung | Schrobsdorff, Alfred (Architekt) |
Bauherr | Koch, Hermann (Glasermeister) |
Bauherr | Koch, Reinhard |
Bauherr | Peglow, Hugo |
Das Mietshaus Kantstraße 125 war 1897 mit zwei Seitenflügeln, Quergebäude und einer Glaserwerkstatt im zweiten Hof errichtet worden. (1) Dieses dreigeschossige Werkstattgebäude mit Pultdach ließ 1908 der neue Eigentümer Hugo Peglow durch Alfred Schrobsdorff zu einer Privatsynagoge für den Humanistischen Verein umbauen, die den Namen Beth Jitzchok (Haus Isaak) erhielt. Als 1921 der Charlottenburger Synagogenverein Thorad Chessed e.V. gegründet wurde, übernahm dieser das kleine Hofgebäude als Vereinssitz und Betsaal. (2) Die Synagoge überstand die Nacht des 9. November 1938 unbeschadet (3), wurde aber 1939 aufgegeben und für Lager- und Werkstattzwecke erneut umgebaut. Trotz der baulichen Veränderungen ist die Nutzung als Synagoge zwischen 1908 und 1939 an einigen Details noch zu erkennen, sodass sich hier einer der wenigen Standorte jüdischen Lebens vor der NS-Zeit in Charlottenburg bewahrt hat.
Für die Synagoge war 1908 ein Deckendurchbruch über dem Erdgeschoss durchgeführt worden, um den Betraum für die Männer mit dem Raum im Obergeschoss als Empore für die Frauen zu verbinden. 1919 folgte ein Wanddurchbruch für einen erkerartiger Anbau an der Ostseite, in dem der Thoraschrein aufgestellt wurde. Beide Eingriffe wurden nach Auflösung der Synagoge rückgängig gemacht; die Decke ist 1939 geschlossen, der Altarvorbau 1940 nach Abschluss der Umbauarbeiten zugemauert und mit Fenstern versehen worden. Erhalten sind hingegen die beiden kleinen Waschräume mit Handwaschbecken neben den Zugängen oben und unten, die der rituellen Reinigung vor dem Gottesdienst dienten, sowie die 1908 eingebaute zweiflügelige Haupttür. Darüber hinaus sind an der Südwand einige hebräische Buchstaben zu erkennen. (4)
(1) Laut Bauakte war das Werkstattgebäude bereits 1905-06 ebenfalls von Alfred Schrobsdorff um ein Geschoss aufgestockt worden. (Archiv des Stadtplanungsamtes Charlottenburg-Wilmersdorf)
(2) Steinbrecher, Michael: Der Synagogenverein Thorath-Chessed e.V., Die Wohnung von Karl Germer, Kantstraße 125. In: Geschichtslandschaft Charlottenburg 1985/86, Teil 2, S. 213-219; Wahrhaftig, Myra, Die Privatsynagoge "Beth Jitzchok" (1908-1939) und der Synagogenverein "Thorath Chessed" e. V. zu Charlottenburg (1921-1939) in der Kantstraße 125, Berlin, unveröff. Manuskript, Gutachten im Auftrag des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz/Landeskonservator, Berlin 1988; Schwerk, Ekkehard: Ein unscheinbares Haus soll Baudenkmal werden. In: Tagesspiegel, 28.02.1988; Jochens, Birgit: Die Kantstraße, Vom Preußischen Charlottenburg zur Berliner City West, Berlin 2017, S. 108-110.
(3) Ein im Quergebäude wohnendes NSDAP-Mitglied hielt, um seine eigene Wohnung zu schützen, das bereits eingetroffene Kommando davon ab, das Bethaus in Brand zu setzten. Vgl. Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, Bd. 1, hrsg. v. Helmut Engel, Stefi Jersch-Wenzel, Wilhelm Treue, Charlottenburg, Teil 2, Der neue Westen, Berlin 1985, S. 216.
(4) Warhaftig, Myra, Die Privatsynagoge "Beth Jitzchok" (1908-1939) und der Synagogenverein "Thorath Chessed" e. V. zu Charlottenburg (1921-1939) in der Kantstraße 125, Berlin, unveröff. Manuskript, Gutachten im Auftrag des Senators für Stadtentwicklung und Umweltschutz/Landeskonservator, Berlin 1988, S. 21 f.
Literatur:
- Steinbrecher/ Der Synagogenverein "Thorah-Chessed e.V." =Geschichtslandschaft, Charlottenburg 2, 1985 / Seite 213-219
- Schwerk/ Ein unscheinbares Haus soll Baudenkmal werden =Tagesspiegel / Seite 28.2.1988
Kontakt
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