Denkmaldatenbank

Mietshaus, Läden Kaiserdamm 25, 25A Fredericiastraße 27, 28 Königin-Elisabeth-Straße 2, 4, 6

Obj.-Dok.-Nr. 09096224
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Westend
Adressen Kaiserdamm 25, 25A

Fredericiastraße 27, 28

Königin-Elisabeth-Straße 2, 4, 6
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Mietshaus & Läden
Datierung 1928-1929
Entwurf Scharoun, Hans (Architekt)
Ausführung Georg Jacobowitz (Baugeschäft)
Bauherr Aktiengesellschaft West für Textilhandel

Das an seiner nordöstlichen Ecke gelegene Appartementhaus Kaiserdamm 25-25A, dominiert aufgrund seiner Formensprache im Stil des Neuen Bauens und der weißen Fassadenfarbe sein großstädtisch geprägtes Umfeld. (1) Es ist ein nahezu unverändertes Werk des berühmten Architekten Hans Scharoun in Kooperation mit dem innovativen Bauunternehmer Georg Jacobowitz. (2) Das Appartementhaus entstand 1928-29 im Auftrag der "Aktiengesellschaft West für Textilhandel". Mit 99 Ein- und Zweizimmerwohnungen (40 und 85 Quadratmeter Wohnfläche) war es auf die Ansprüche berufstätiger Alleinstehender sowie kinderloser Paare zugeschnitten. Deshalb wird es in der zeitgenössischen Literatur auch Junggesellenhaus genannt. (3) Die Wohnungen besaßen ursprünglich nur kleine Teeküchen - die Planer setzten voraus, dass die Bewohner ihre Mahlzeiten in Restaurants einnehmen würden. Ein Speiselokal war im Parterre des Hauses geplant, doch zur Ausführung kam es nicht. Es sollte eine "Heimstätte für den seiner Großstadtkultur bewussten Großstädter" sein und "das Empfinden von etwas Hotelmäßigem" transportieren. (4)

Das U-förmige, fünfgeschossige Appartementhaus formiert mit der gründerzeitlichen Mietshausbebauung einen nahezu quadratischen Baublock. Im Hofraum wird die bauzeitliche Großgarage mit begehbarer Dachfläche noch heute genutzt. Auch die Schaufensterzone zu Kaiserdamm und Königin-Elisabeth-Straße ist in vielen Elementen original erhalten.

Auch heute fasziniert das Vielparteienhaus durch seine differenzierte und virtuose Fassadengestaltung. Es erinnert - ebenso wie das wenig später entstandene Appartementhaus am Hohenzollerndamm 35/36 - durch seine helle Flächigkeit, abgerundeten Gebäudekanten, Bullaugenfenster oder relingähnlichen Geländer an Schiffsarchitektur, einem Lieblingsmotiv Scharouns. Den Eindruck bestärkt die hoch aufragende Wandscheibe neben der Dachterrasse, die an einen Schiffsschornstein erinnert. Zwei- oder dreiteilige Fenstertüren mit L-förmigen Rahmungen (Windschutz) und Fenstergruppen mit Trennstegen rhythmisieren die Fassade auf gekonnte Weise. Komposition und Farbigkeit erinnert an Werke der holländischen De-Stijl-Bewegung. (5) Damals wie heute ist das "Haus eine Sensation im Straßenbild des Kaiserdammes". (6)


(1) Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IV, Wohnungsbau, Bd. B, Die Wohngebäude, Mehrfamilienhäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1974, S. 30 f. u. 387; Pfankuch, Peter (Hrsg.): Hans Scharoun. Bauten, Entwürfe, Texte, Schriftenreihe der Akademie der Künste, Bd. 10, Berlin 1993, WV Nr. 73, S. 376 f. (dort weiterführende Literatur genannt), Abb. S. 77-79; Bürkle, Christoph J.: Hans Scharoun, Zürich 1993, S. 74 f.; Geist, Johann Friedrich/Kürvers, Klaus/Rausch, Dieter: Hans Scharoun. Chronik zu Leben und Werk, Berlin 1994, S. 56 f.; Blundell Jones, Peter: Hans Scharoun, London 1995, S. 63 f.; Kleihues/Becker-Schwering/Kahlfeldt 2000, S. 135; Georg Dehio, Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Berlin, bearb. v. Sibylle Badstübner-Gröger, Michael Bollé, Ralph Paschke u. a., 3. Aufl., durchgesehen u. ergänzt v. Michael Bollé, München-Berlin 2006, S. 247; Architekturführer Berlin, hrgs. v. Wörner, Martin/Hüter, Karl-Heinz/Sigel, Paul/ Mollenschott, Doris, Berlin 2013, S. 239, Nr. 375.

(2) Scharoun entwarf die Fassaden, Jacobowitz entwickelte die Grundrisse.

(3) Bauwelt, 23, 1932, H. 6, S. 1-2.

(4) Zitat von Hans Scharoun, 1930. Vgl. Pfankuch, Peter (Hrsg.): Hans Scharoun. Bauten, Entwürfe, Texte, Schriftenreihe der Akademie der Künste, Bd. 10, Berlin 1993, S. 78.

(5) Kleihues/Becker-Schwering/Kahlfeldt 2000, S. 135.

(6) Hoh-Slodczyk, Christine/Huse, Norbert/Kühne, Günther/Tönnesmann, Andreas: Hans Scharoun. Architekt in Deutschland. 1893-1972, München 1992, S. 34 sowie S. 33 ff. u. Abb. 13.?

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 452
  • Hajos/Zahn, Berliner Architektur, 1928 / Seite 121
  • N.N./ Wohnhaus am Kaiserdamm in Berlin =Bauwelt 23 (1932) 18 / Seite S. 428, Abb.
  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 452
  • Hans Scharoun, 1969 / Seite Obj. 65 (o. S.). Dort Verweis auf weitere Literatur.
  • Rave, Knöfel/ Bauen seit 1900, 1985 / Seite Obj. 162
  • 100 Berliner Bauten der Weimarer Republik, 1977 / Seite 32, 387
  • BusB IV B 1974 / Seite 70
  • Jones, Peter Blundell/ Hans Scharoun. Eine Monographie, Stuttgart 1980

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Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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