Denkmaldatenbank

Polizeiinspektion Charlottenburg

Obj.-Dok.-Nr. 09096221
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Kaiserdamm 1

Horstweg 42

Sophie-Charlotte-Platz 1
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Polizeigebäude
Datierung 1906-1910
Entwurf Launer, Oskar & Kloeppel (Architekt)

Mit dem Neubau des Polizeipräsidiums Charlottenburg, Kaiserdamm 1, Sophie-Charlotte-Platz 1 und Horstweg 42, der 1906-10 nach Entwurf von Oskar Launer und unter der Bauleitung von Otto Klöppel errichtet wurde, erlebte das zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unbebaute Gebiet am südlichen Ende der Schloßstraße einen enormen Aufschwung. (1) Im Verlauf der vierjährigen Bauzeit entstanden die meisten der umliegenden Mietshäuser, der U-Bahnhof wurde eröffnet, der Schmuckplatz angelegt. Die viergeschossige Mehrflügelanlage mit drei Innenhöfen, hohem Mansardwalmdach und zwei aufwendig in neobarocken Formen dekorierten Hauptfassaden zur Straße und zum Platz entsprach in ihrer imposanten Größe und Gestaltung der gewachsenen Bedeutung der damaligen Großstadt Charlottenburg. Das Polizeidienstgebäude, das heute vom Landeskriminalamt und einem Polizeiabschnitt genutzt wird, ist in seinem äußeren Erscheinungsbild fast vollständig erhalten. Lediglich auf einen Dachreiter über dem Mittelrisalit wurde bei der Instandsetzung 1953-54 verzichtet.

Während im Inneren des Gebäudes nur die zweigeschossige Eingangshalle auf achteckigem Grundriss mit Kuppelgewölbe und zwei Haupttreppenhäusern aufwendig gestaltet ist, wurde auf die architektonische Wirkung der beiden Hauptfassaden besonderer Wert gelegt. (2) Dreiachsige Eckrisalite und ein höherer, übergiebelter Mittelrisalit am Kaiserdamm unterteilen den mächtigen Baukörper; die Werksteinquaderung des Sockelgeschosses und die gliedernden Bauteile aus Muschelkalk drücken Wehrhaftigkeit und Strenge aus. Die dekorativen Teile wie Kolossalpilaster an den Risaliten oder Fensterverdachungen am ersten Obergeschoss mit überdimensionalen Schlusssteinen, gesprengten Dreiecksgiebeln und Reliefs unterstreichen das repräsentative Äußere ebenso wie die mit Säulen geschmückten Eingänge und der plastische Dekor: Das Giebelfeld am Hauptrisalit mit zwei Figuren und großer Kartusche sowie das Portal mit zwei von Adlern gerahmten Kartuschen über den Doppelsäulen stammen von den Bildhauern Cauer (3) und Hugo Bendorff. Die Reliefs an den Fensterverdachungen schuf Fridolin Gedon. (4) Eine technisch-konstruktive Herausforderung hatte der sumpfige Baugrund im Bereich des ehemaligen Karpfenteichs für das Gebäude dargestellt, das auf eisenbewehrten Betonpfählen gegründet werden musste.


(1) ZfB 61 (1911), S. 235-248; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 150 f.; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil III, Bauwerke für Regierung und Verwaltung, Berlin-München 1966, S. 82, 87; Nitsch, Ute: Charlottenburg-Wilmersdorf von A bis Z, Ein Lexikon, hrsg. v. Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, Berlin 2003, S. 205. Nördlich des Sophie-Charlotte-Platzes gab es nur die 1891 eröffnete Siemens-Oberrealschule am Horstweg, die im Zweiten Weltkrieg zerstört und danach durch ein Seniorenheim ersetzt wurde.

(2) Der kurze rückwärtige Flügel am Horstweg sollte ursprünglich durch einen Erweiterungsbau vervollständigt werden. Bis heute schließt jedoch eine Mauer mit zwei Einfahrtstoren den Hof ab. Ein flacher Garagenbau dahinter entstand 1929-30. Ursprünglich gab es in dem Dienstgebäude neben den Büros für Kriminalpolizei, Polizeiwache, Einwohnermeldeamt u.a. auch vier Dienstwohnungen sowie ein Polizeigefängnis. Vgl. ZfB 61 (1911), S. 240 ff.

(3) Die Bildhauerfamilie Cauer hat im 19. und 20. Jahrhundert zahlreiche Bildhauer hervorgebracht, um 1909 lebten allein in Berlin drei Bildhauer dieses Namens: die Brüder Emil (1867-1946) und Ludwig (1866-1947) Cauer sowie ihr Cousin Stanislaus Cauer (1867-1943). Welcher Cauer am Charlottenburger Polizeigebäude tätig war, lässt sich nicht feststellen. Der Großvater der drei war Emil Cauer d. Ä. (1800-1867), ein Schüler von Christian Daniel Rauch. Er war der Bruder des Pädagogen Ludwig Cauer, der 1818 die Cauersche Erziehungsanstalt gründete und sie 1925 nach Charlottenburg verlegte (s. Kapitel I.2: Cauerstraße 36-38). Vgl. ZfB 61 (1911), S. 243 f.; Masa, Elke: Die Bildhauerfamilie Cauer im 19. und 20. Jahrhundert, Neun Bildhauer aus vier Generationen: Emil Cauer d. Ä., Carl Cauer, Robert Cauer d. Ä., Robert Cauer d. J., Hugo Cauer, Ludwig Cauer, Emil Cauer d. J., Stanislaus Cauer, Hanna Cauer, Berlin 1989.

(4) Die Kartusche im Giebel zeigt eine Faust mit Schwert, das umschlungen ist von einem Spruchband mit der Polizeiordnung, die Wappenkartuschen am Eingang die Anfangsbuchstaben König Friedrichs I., dem Gründer Charlottenburgs. Vgl. ZfB 61 (1911), S. 243 f.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 150f.
  • BusB III 1966 / Seite 82, 87

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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