Denkmaldatenbank
Busdepot Helmholtzstraße 41
09096205 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Helmholtzstraße 41 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Busdepot |
Datierung | 1925-1926 |
Entwurf | Ahrens, Franz (Architekt) |
Ausführung | Boswau und Knauer (Baugeschäft) |
Bauherr | ABOAG (Allgemeine Berliner Omnibus AG) |
An ihrem westlichen Ende mündet die Hallerstraße in die Morsestraße, wo eine breite, in rotbraunem Klinkermauerwerk ausgeführte Front eines eingeschossigen Hallenkomplexes mit seitlichen Anbauten auffällt. Es handelt sich um die Rückseite des ehemaligen ABOAG-Omnibus-Betriebshofs H, Helmholtzstraße 41, der 1925-26 nach Entwurf von Franz Ahrens für die Unterbringung und Wartung von bis zu 200 motorisierten Omnibussen errichtet wurde. (1) Die große Wagenhalle, an die sich seitlich eine schmalere Waschhalle und ein zweigeschossiges Werkstattgebäude anschließen, gehört mit einer ungeteilten Grundfläche von etwa 5.000 Quadratmetern zu den größten frei tragenden Hallenbauten Berlins. Mit einer modernen Stahlkonstruktion, einem nach den Arbeitsabläufen organisierten Grundriss und einer Gestaltung der Klinkerfassade zur Morsestraße in zurückhaltend expressionistischen Formen stellt die Anlage ein typisches und qualitätsvolles Beispiel für die Verkehrsbauten der 1920er Jahre dar. Sie bezeugt zudem eindrucksvoll den rasanten Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs sowie den Umstieg von Pferdekraft auf den Automobilverkehr in dieser Zeit. Auch wenn Verwaltungsgebäude, Maschinenhaus und Tankanlage im Zweiten Weltkrieg zerstört wurden, sind die Hallen und das Werkstattgebäude weitgehend in ihren ursprünglichen Formen erhalten. (2) Der zuletzt zur BVG gehörende Betriebshof ist seit Dezember 2001 geschlossen und dient heute einem Unternehmen der Automobilindustrie.
Die als Stahlfachwerkkonstruktion mit einwandigen Dreigelenkbögen ausgeführte Halle (3) erregte bereits zur Erbauungszeit Aufmerksamkeit wegen ihrer ungewöhnliche Gestaltung: Sowohl die einem Tudorbogen ähnliche Form der fünf Binder als auch ihre Aufteilung als Kombination von Garage und Werkstatt war ebenso eine wesentliche Neuerung wie die Gliederung der Halle als Wartungsstraße. Unterschiedliche Arbeitsgänge für die tägliche Wagenpflege im damals neuartigen Fließverfahren waren in räumlicher Abfolge angeordnet. Die Stirnseite der Halle zum Hof im Westen ist mit fünf großen Einfahrtstoren und einem zum großen Teil verglasten Giebelfeld in Eisenfachwerk ausgeführt, um eine spätere Erweiterung zu erleichtern. Dagegen ist die vielschichtig gegliederte, mit bläulichen Zierklinkern durchsetzte Rückfront zur Morsestraße als mit eingebetteten Eisenstielen verstärktes Ziegelmauerwerk tragend ausgebildet; die ursprünglich sechs Tore an dieser Seite dienten nur als Notausfahrten. Heute sind die Tore mit zwei Ausnahmen durch Fenster geschlossen.
Das Gelände zwischen Salzufer und dem ehemaligen "Salz Schiffahrts Hafen", einem kleinen Stichkanal an der Spree für das seit 1847 hier angesiedelte Königliche Salzmagazin, hatte man 1867 nach Aufhebung des Salzmonopols mitsamt den Lagerhallen an die Berliner Bauunternehmer Ende & Böckmann verkauft. Wenige Jahre später entstanden hier eine Mörtelfabrik und das Kalksandsteinwerk der Robert Gutmann GmbH, die bis in die 1960er Jahre in Betrieb waren. (4) Die heutige Wohnanlage "Spreeresidenz" auf dem Westteil des Grundstücks wurde 1994 von den Architekten Steinebach & Weber errichtet. Östlich davon entstanden 2014-18, nach Abriss des unter anderem von der TU genutzten "Spree-Towers" aus den 1970er Jahren, die Wohn- und Geschäftsbauten "Spree One" nach Entwurf von Tobias Nöfer.
(1) Die Allgemeine Berliner Omnibus AG (ABOAG) ging 1928 in der neu gegründeten BVG auf. Vgl. Verkehrstechnik 7 (1926), 44, S. 737-745; db 61 (1927), Beilage Konstruktion und Ausführung, H. 13, S. 85-87; 65 (1931), Beilage Konstruktion und Ausführung, H. 7, S. 53-58; Zeitschrift des VDI 74 (1927), H. 9, S. 301 f.; Bilder zur Geschichte der ABOAG, 1928, S. 76 f.; Die Fahrt (1929), S. 25 f.; (1936), S. 364 f.; (1938), S. 126 f.; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 582; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil X, Bd. B (1), Städtischer Nahverkehr, Berlin-München-Düsseldorf 1979, S. 240-242, 271, Abb. 351-353.
(2) Bei der Instandsetzung wurden die ehemalige Fahrschule, ein Ziegelbau von 1937, für Personalräume umgebaut und 1957 ein Neubau für Verwaltung und Wohnungen ausgeführt. Vgl. BusB X B (1), S. 271.
(3) Die Haupthalle mit einer Scheitelhöhe von etwa 12 Metern ist 90 Meter lang und 53 Meter breit, das Dach ist mit vollwandigen Sparren und Pfetten als Hohlsteindecke gebildet. Breite Oberlichtrichtraupen verlaufen quer zur Längsachse. Parallel dazu liegt das 19 Meter breite Seitenschiff mit Waschhalle, Werkstätten, Reparaturgruben und Lager. Vgl. Verkehrstechnik 7 (1926), 44, S. 737-745.
(4) Ein Lagergebäude, das 1897 von Sasse & Pernet errichtet worden war, ist im Charlottenburger Inventar abgebildet. Vgl. Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, Bd. 2, Abb. 836.
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 582
- Verkehrstechnik 7 (1926) 44 / Seite 737-745
- Verkehrstechnik 18 (1937) / Seite 564-567
- Berliner Verkehrsblätter (1967) / Seite 43
- Berliner Verkehrsblätter (1970) / Seite 118, 165, 170
- Die Fahrt (1929) / Seite 25f.
- Die Fahrt (1936) / Seite 364f.
- Die Fahrt (1938) / Seite 126 f.
- Przygode, D. / Der Betriebsbahnhof der ABOAG in der Helmholtzstraße zu Berlinin
Deutsche Bauzeitung 61 (1927) 13 / Seite 85-87 - Deutsche Bauzeitung 65 (1931) / Seite 53-58
- Bilder zur Geschichte der ABOAG / Seite 76 f.
- BusB X B 1 1979 / Seite S. 240-242 & 271
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
- Tel.: (030) 90259-3653
- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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