Denkmaldatenbank
Amerika-Haus
09096192 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Hardenbergstraße 22, 23, 24 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Bibliothek & Kulturzentrum |
Entwurf | 1953 |
Datierung | 1956-1957 |
Entwurf | Grimmek, Bruno (Architekt) |
Bauherr | Senator für Finanzen |
Neben der Kongresshalle im Tiergarten und der Amerika-Gedenk-Bibliothek am Halleschen Tor ist das Amerika Haus, Hardenbergstraße 22-24, das bedeutendste architektonische Dokument deutsch-amerikanischen Kulturpolitik im geteilten Berlin. (1) Ausgeführt wurde das Gebäude als Kultur- und Informationszentrum der USA 1956-57 nach Entwürfen von Bruno Grimmek, finanziert wurde es von den Amerikanern. (2) Die Idee einer transatlantischen Begegnungsstätte, in der nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs durch Veranstaltungen (Vorträge, Konzerte, Ausstellungen) und das freie Angebot von Büchern, Zeitungen und Filmen für demokratische Werte geworben werden sollte, fand ihren Ausdruck in einer modernen, nach den Prinzipien Offenheit, Transparenz und Zugänglichkeit gestalteten Architektur. Bauliche Veränderungen in den 1970er und 1980er Jahren sowie die Rückgabe des Gebäudes an das Land Berlin 2006 verdeutlichen in besonderer Weise die Entwicklung der deutsch-amerikanischen Beziehungen. Nach ersten Protesten gegen den Vietnam-Krieg Ende der 1960er Jahre vor dem Gebäude, hatten weitere politische Unruhen, antiamerikanische Demonstrationen und Anschläge zu einem stetigen Ausbau von Sicherungsmaßnahmen sowie zu Zugangskontrollen und einem Konzept der Abschottung für das Amerika Haus geführt. (3) Erst nach dem Umbau und der umfassenden Sanierung, die 2012-14 für die neue Nutzung als Galerie und als Standort der Landeszentrale für politische Bildung durchgeführt wurden und die viele Elemente der ursprünglichen Gestaltung wiederherstellten, lässt sich die Offenheit und Unbeschwertheit des Gebäudes in seiner Anfangszeit wieder erahnen.
Der zweigeschossige, kubische Hauptbau entlang der Hardenbergstraße bot im Erdgeschoss Platz für ein geräumiges Foyer, das zugleich als Ausstellungsraum gedacht war, sowie den großen Bibliothekssaal und die Haupttreppe. Im Obergeschoss befanden sich Verwaltungs- und Konferenzräume und ein für Ausstellungen genutzter Oberlichtsaal. Im rückwärtig anschließenden Flügel waren der Veranstaltungssaal und ein Lesesaal untergebracht. Seiner Rolle als "Schaufenster Amerikas" gemäß wurde die Fassade des zweigeschossigen Hauses großzügig verglast, nur über dem Eingang ist die geschlossene Wand des Oberlichtsaals durch ein Mosaik mit einer abgewandelten Darstellung der amerikanischen Flagge gestaltet. Nach dem Umbau, der bauzeitliche Details wie Fliesen, Mosaike oder die Fußbodenplatten im Erdgeschoss wieder hervorholte, entspricht auch die Eingangssituation, die zwischenzeitlich durch Absperrungen und Sicherheitsschleusen verändert war, wieder dem ursprünglichen offenen Konzept. (4) Für die Landeszentrale für politische Bildung wurde 2016 der westliche Teil des Hauses mit einem eigenen Zugang und einem Anbau für Seminarräume und Büros eingerichtet.
(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 282 f., Abb. 315-318; Geschichtslandschaft Berlin, Orte und Ereignisse, Bd. 1, hrsg. v. Helmut Engel, Stefi Jersch-Wenzel, Wilhelm Treue, Charlottenburg, Teil 2, Der neue Westen, Berlin 1985, S. 244-258; Heischkel, Henriette: Bruno Grimmek (1902-1969), Ausgewählte Bauten der Nachkriegsmoderne in Berlin, Magisterarbeit TU Berlin 2004, S. 77-83; Schöttler, Sonja (Hrsg.): Funktionale Eloquenz, Das Kölner Amerika-Haus und die Kulturinstitute der Vereinigten Staaten von Amerika in Deutschland, Worms 2011, S. 148-163 Baukunst der Nachkriegsmoderne, Architekturführer Berlin 1949-1979, hrsg. v. Adrian von Buttlar, Kerstin Wittmann-Englert, Gabi Dolff-Bonekämper, Berlin 2013, S. 81-82; Pop, Politik und Propaganda, Das Amerika Haus im Wandel der Zeit, Hrsg. C/O Berlin, Text v. Hans Georg Hiller von Gaertringen, Berlin 2015. Bereits 1946 war an der Kleiststraße eine Amerika-Bibliothek eingerichtet worden, die sich ab 1949 unter dem Namen Amerika-Haus am Nollendorfplatz befand. Anfang der 1950er Jahre stieg die Zahl der Amerika Häuser in den westlichen Besatzungszonen auf über 30 an, denen etwa 130 Lesesäle in kleineren Städten angeschlossen waren. Fahrende Büchereien bedienten kleinere Gemeinden. Vgl. www.berlin.de/politische-bildung/allgemein/amerika-haus-263 759.php
(2) Ein erster Entwurf stammte vom amerikanischen Architekturbüro SOM (Skidmore, Owings and Merrill). Die Baukosten übernahm die amerikanische Regierung, die Stadt Berlin stellte das Grundstück zur Verfügung. Wie die Amerika-Gedenk-Bibliothek wurde das Amerika Haus, verkehrsgünstig an der Stadtbahn gelegen, bis zum Mauerbau auch von Ost-Berlinern besucht, für die es einen eigenen Lesesaal gab. Vgl. www.co-berlin.org/amerika-haus
(3) Geschichtslandschaft Charlottenburg 1985/86, Bd. 2, S. 253 ff.; www.berlin.de/politische-bildung/allgemein/amerika-haus-263 759.php
(4) Für die Sanierung war der Architekt Holger Sack verantwortlich, der Innenausbau und die Gestaltung der Galerieräume wurde vom Kölner Büro Meyer Voggenreiter mit Wolfgang Zeh, in Zusammenarbeit mit Kahlfeldt Architekten, durchgeführt. Bauliche Veränderungen am historischen Bestand des Hause betreffen Brandschutz (neue Fluchttreppe im rückwärtigen Teil), Barrierefreiheit (Fahrstuhl) und Klimatechnik. Die energetische Ertüchtigung beschränkte sich auf die Dämmung des Daches. Die in den 1970er Jahren eingebauten Sicherheitsfenster blieben erhalten. Vgl. Klingbeil, Kirsten: Ausstellungshaus C/O in Berlin. In: Bauwelt 9/2015; C/O Berlin im Amerika Haus, Sanierung und Rückführung eines 1950er Jahre Baus in den Ursprungszustand www.baunetzwissen.de/bauphysik/objekte/kultur-bildung/c-o-b erlin-im-amerika-haus-4706548
Literatur:
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 282
- Reissig/ Das Amerika-Haus Berlin =Geschichtslandschaft,Charlottenburg 2, 1985 / Seite 244-258
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem
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- Fax: (030) 90259-3700
- E-Mail juliane.stamm@lda.berlin.de
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