Denkmaldatenbank

Oberverwaltungsgericht

Obj.-Dok.-Nr. 09096191
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Hardenbergstraße 21

Kantstraße 8, 9, 10, 11, 11A
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Gericht
Datierung 1957-1958
Entwurf Forstmann, Georg
Entwurf Grimmek, Bruno
Bauherr Senat von Berlin
Ausführung Senator für Bau- und Wohnungswesen

Im Westteil der geteilten Stadt Berlin entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg drei neue Gerichtsstandorte. Die Entscheidung für das Areal an der Stadtbahn und dem Bahnhof Zoologischer Garten lag nahe, weil sich auf der Nordseite der Hardenbergstraße bereits das 1905-07 erbaute Gebäude des Königlich-Preußischen Oberverwaltungsgerichts befand, in dem nun das Bundesverwaltungsgericht seinen Sitz erhielt. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite wurde 1957-58 das Verwaltungs- und Oberverwaltungsgericht Berlin, Hardenbergstraße 21, Kantstraße 8-11A, mit Büroräumen, Sitzungs- und Gerichtssälen nach einem Vorentwurf von Georg Forstmann und unter der künstlerischen Oberleitung von Bruno Grimmek, Senatsbaudirektor und Leiter der Entwurfsabteilung des Senators für Bau- und Wohnungswesen, errichtet. (1) Das Gebäude, das 2010-12 zum Hotel umgebaut wurde, bezeugt die wechselvolle Geschichte der Gerichtsbarkeit in Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg. (2)

Das in Stahlbeton ausgeführte Haus besteht aus einem lang gestreckten Hauptbau, der weit zurückgesetzt parallel zur Hardenbergstraße steht und an den sich auf der Stadtbahnseite rechtwinklig ein kürzerer Seitenflügel anschließt, der auch von der Kantstraße zugänglich ist. Die von hier aus zu sehenden, fast vollständig verschlossenen Schmalseiten verweisen darauf, dass ursprünglich ein dritter, parallel zur Kantstraße gelegener Flügel errichtet werden sollte, der jedoch nicht ausgeführt wurde. Der Gerichtsbau war eines der ersten öffentlichen Verwaltungsgebäude, das den seit Mai 1957 geltenden Vorgaben zur Typisierung öffentlicher Bauvorhaben folgte. Aus der genormten Zimmerbreite von 5 mal 3,20 Metern resultiert das der Fassadenaufteilung zu Grunde liegende Modul. In jeder Hinsicht entspricht die Fassade der funktionalen Einteilung des Inneren, wie es sich zum Beispiel an der langen Nordseite zeigt: Hinter den geschlossenen, grau verfliesten Wandflächen befinden sich die Beratungszimmer der Gerichtssäle, hinter der siebengeschossigen Fensterfront waren Büros der Normgröße angeordnet und hinter der großzügigen, einen senkrechten Akzent bildenden Verglasung das Treppenhaus mit einem kleinen gläsernen Eingangspavillon. Trotz der Typisierung wirkt die Fassade nicht monoton, da die Fensteraufteilung geschossweise variiert.


(1) Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 184, Abb. 188; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil III, Bauwerke für Regierung und Verwaltung, Berlin-München 1966, S. 73 (Abb. 93), S. 80; Engel, Helmut: Die Architektur der 50er Jahre in Berlin. In: Berlin-Forschungen III, hrsg. v. Wolfgang Ribbe (Historische Kommission zu Berlin, Bd. 66; Publikationen der Sektion für die Geschichte Berlins, Bd. 5), Berlin 1988, S. 291, Abb. 22; Kähne, Volker: Gerichtsgebäude in Berlin, Eine rechts- und baugeschichtliche Betrachtung, Berlin 1988, S. 84-85; Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West- Berlin, Diss. Berlin 2004, Kat.-Nr. 15; Heischkel, Henriette: Bauen in West-Berlin 1949-1963, Die Rolle der Bauverwaltung im Spannungsfeld von Kunst und Politik, Berlin 2018, S. 108-112.

(2) Nachdem 2002 das Bundesverwaltungsgericht nach Leipzig verlegt wurde, zogen das Berliner Verwaltungs- und das Oberverwaltungsgericht in den Altbau Hardenbergstraße 31.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 184
  • BusB III 1966 / Seite 77, 80
  • Engel/ Die Architektur der 50er Jahre in Berlin in
    Berlin-Forschungen III, 1988 / Seite 291
  • Kähne/ Gerichtsgebäude in Berlin, 1988 / Seite 84-85 (mit Abb.)
  • Tagesspiegel / Seite 03.04.1993, S. 7

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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