Denkmaldatenbank

Industrie- und Handelskammer (IHK)

Obj.-Dok.-Nr. 09096189
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Hardenbergstraße 16, 17, 18
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Bürogebäude
Entwurf 1953
Datierung 1954-1955
Entwurf Sobotka und Müller (Architekt)
Ausführung Hochtief AG (AG für Hoch- und Tiefbau)
Bauherr Industrie- und Handelskammer (IHK)

Zusammen mit den etwa zeitgleich fertig gestellten Geschäftshäusern für die Farbwerke Hoechst am Steinplatz und die Berliner Bank AG an der Hardenbergstraße veränderte der 1954-55 errichtete Neubau für die Industrie- und Handelskammer (IHK), Hardenbergstraße 16-18, das einstmals durch die Hochschule der Künste und die Technische Hochschule geprägte Gebiet in Richtung eines Finanz- und Geschäftszentrums für den Westteil der Stadt Berlin. (1) An das von Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller entworfene Bürogebäude schloss sich ursprünglich rückwärtig der sechseckige Saal der Berliner Börse an, deren Gebäude in der Burgstraße in Berlin-Mitte im Krieg zerstört worden war. Der Saal wurde jedoch abgerissen, als 1994-98 der Neubau für die Börse, das Ludwig-Erhard-Haus, vom britischen Architekten Nicolas Grimshaw hier errichtet wurde. Auch das 2011-12 sanierte Hauptgebäude wird seither nicht mehr von der IHK, sondern von der TU Berlin genutzt. Wenngleich der Börsensaal verschwunden ist und sich die elegante Gestaltung des Foyers mit schwungvoller Treppe und Galerie im IHK-Gebäude als Durchgang zur Börse nicht mehr erschließt, steht der verbliebene imposante Baublock an der Hardenbergstraße wie kaum ein anderes Gebäude in Charlottenburg für den wirtschaftlichen Aufschwung und den Wiederaufbau der Nachkriegszeit. (2)

Mit seinen himmelwärts strebenden, Travertin verkleideten Betonrippen und der auf die Kreuzung mit der Fasanenstraße gerichteten expressiven Schmalseite bezieht das IHK-Gebäude im Berliner Bauschaffen der 1950er Jahre eine expressive Position und unterscheidet sich deutlich von der Wiederaufnahme der Bauhausarchitektur anderer Bauten. Wirkungsvoll ist der Kontrast zwischen den dünnen, die beiden Längsfassaden gliedernden Betonrippen, die über dem letzten Bürogeschoss enden, und den beiden breiten Betonscheiben an der Ecke zur Fasanenstraße, die ganz allein das lange Flugdach über dem Dachgarten zu tragen scheinen. An den Obergeschossen sind hier zwischen die schmalen Rippen raumhohe Glastüren eingesetzt, die jeweils auf einen kleinen Austritt mit dunkler Bodenplatte und schwarzem Geländer führen. Eine gleichfalls markante Form gaben Sobotka & Müller auch dem rückwärtigen, an das benachbarte Wohnhaus anschließenden Seitenflügel. Von der Durchfahrt zur Hardenbergstraße sieht man die weit vorkragenden Betonträger, auf denen der Seitenflügel aufgeständert ist, um darunter Parkplätze zu schaffen. Am seinem südlichen Ende ist eine vollständig verglaste Wendeltreppe als Fluchttreppenhaus angeordnet.


(1) Berlin - seine Wirtschaft und die Börse im Spiegel der Zeiten, Eine Festschrift, überreicht aus Anlass der Einweihung der neuen Gebäude der Industrie- und Handelskammer und der Börse am 18.06.1955, Berlin 1955; Die Berliner Börse 1955, Zur Einweihung des neuen Gebäudes der Berliner Börse am 18.06.1955, Berlin 1955; Die Einweihung des neuen Gebäudes der Industrie- und Handelskammer zu Berlin und der Berliner Börse. In: Berliner Wirtschaft 5 (1955) Nr. 25; Neubau der Industrie- und Handelskammer zu Berlin und der Berliner Börse in der Hardenbergstraße. In: Hochtief Nachrichten 28 (1955) Sept., S. 1-8; Industrie- und Handelskammer Berlin, Architekten Professor Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller. In: BW 47 (1956) H. 24, S. 555-557; o. A. [Arnold Kreweth]: Bauten an der Hardenbergstraße, Industrie- und Handelskammer Berlin mit Börse. In: BW 48 (1957) H. 24, S. 583; Sobotka, F. H./Müller, G.: Sobotka und Müller, Bauten 1947-1957, Bremen 1957, Abb. 20-32 (Abb.); Berlin im Aufbau, Berlin 1957, S. 16. Hagemann 1959, S. 24-26; Sobotka, Franz Heinrich/Müller, Gustav: Bauten und Projekte II, 1967, S. 37-45; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 647-649, Abb. 848; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IX, Industriebauten - Bürohäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1971, S. 215, 233, Abb. 291 f., 249; Mohr, Heinz/Tübke, Fritz M. (Hrsg.): Soll und Haben, Hundert Jahre Verein Berliner Kaufleute und Industrielle e. V. 1879-1979, Berlin 1979; Wirth, Irmgard: Die Unterkünfte und Gebäude der Börse von 1685-1985, Ihre Baugeschichte im Stadtbild von Berlin. In: Berliner Börse 1685-1985, hrsg. v. Berliner Börse, Berlin o.J. [1985], S. 65-68, Abb. 15, 57-59; Wörner, Martin/Mollenschott, Doris/Hüter, Karl-Heinz: Architekturführer Berlin, 3. Aufl. Berlin 1991, S. 93, Obj. 152; 225 Jahre Architektur mit Naturstein, Zeidler & Wimmel, Kirchheim 2001, S. 50 f.; Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West- Berlin, Diss. Berlin 2004, Kat. Nr. 13; Baukunst der Nachkriegsmoderne, Architekturführer Berlin 1949-1979, hrsg. v. Adrian von Buttlar, Kerstin Wittmann-Englert, Gabi Dolff-Bonekämper, Berlin 2013, S. 169-17.

(2) Bundeswirtschaftsminister Ludwig Erhard war sowohl bei der Grundsteinlegung am 18. Juni 1954 als auch bei der feierlichen Einweihung ein Jahr später zugegen.

Literatur:

  • --- / Seite toskanischer Travertin
  • Berlin - seine Wirtschaft und die Börse im Spiegel der Zeiten. Eine Festschrift, überreicht aus Anlaß der Einweihung der neuen Gebäude der Industrie- undHandelskammer und der Börse am 18.06.1955, Berlin 1955 / Seite .
  • Die Berliner Börse 1955. Zur Einweihung des neuen Gebäudesder Berliner Börse am 18.06.1955, Berlin 1955 / Seite .
  • Die Einweihung des neuen Gebäudes der Industrie- und Handelskammer zu Berlin und der Berliner Börse (o.V.) =Berliner Wirtschaft 5 (1955) 25 Bauen in Naturstein/ Zeidler und Wimmel, 1960 / Seite .
  • BusB IX 1971 / Seite 215, 249
  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 647-649
  • N.N./ Industrie- und Handelskammer Berlin. ArchitektenProfessor Franz Heinrich Sobotka und Gustav Müller, Berlinin
    Bauwelt 47 (1956) 54 / Seite 555-557
  • N.N./ Bauten an der Hardenbergstraße. Industrie- undHandelskammer Berlin mit Börse in Bauwelt (1957) 24 / Seite 583
  • Sobotka und Müller/ Bauten 1947-1957, 1957 / Seite 37 ff.
  • Hagemann/ Das neue Gesicht Berlins, 1959 / Seite 215, 233, 249
  • Sobotka und Müller/ Bauten und Projekte II, 1967 / Seite 65-68
  • BusB IX 1971 / Seite 148, 150f. (Biographien)
  • Wirth/ Die Unterkünfte und Gebäude der Börse von 1685-1985.Ihre Baugeschichte im Stadtbild von Berlin in
    Berliner Börse 1685-1985, hrsg. v. Berliner Börse, Berlin o.J. [1985] / Seite Obj. 152
  • Worbs/ Offenheit und Transparenz in
    Verloren - gefährdet - geschützt, Berlin 1988 / Seite 16
  • Architekturführer Berlin, 1989
  • Berlin im Aufbau, 1957

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