Denkmaldatenbank

Entenbrunnen

Obj.-Dok.-Nr. 09096187
Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf
Ortsteil Charlottenburg
Adressen Hardenbergstraße
Denkmalart Baudenkmal
Sachbegriff Brunnen
Fertigstellung 1911
Umbau 1955
Entwurf Gaul, August (Bildhauer)
Bauherr Cassirer, Paul (Kunsthändler)

Vor dem ehemaligen Motivhaus, in dem 1927 das Renaissance-Theater eröffnet wurde, war bereits 1911 der Entenbrunnen, Hardenbergstraße (vor Nr. 6), des erfolgreichen Tierbildhauers und Mitglieds der Berliner Secession August Gaul aufgestellt worden. (1) Der Brunnen war ein Geschenk Max Cassirers an die Stadt Charlottenburg, wo der erfolgreiche jüdische Unternehmer seit 1893 Mitglied der Stadtverordnetenversammlung, seit 1909 Stadtrat und seit 1920 Ehrenbürger war. Als Förderer zahlreicher wissenschaftlicher, künstlerischer und sozialer Projekte, verband Cassirer eine enge Freundschaft mit August Gaul. (2) Der Brunnen, der nach Kriegsbeschädigung 1955 wieder aufgestellt wurde, besteht aus einem zweifach gestuften Sockel und einem rechteckigen, abgerundeten Becken aus Muschelkalk mit einem steinernen Pilz in der Mitte, über dessen Hut das Wasser herabläuft. Auf dem Rand des Brunnenbeckens sind zwei bronzene Dreiergruppen mit sitzenden und stehenden Enten angeordnet. In seiner sachlichen und realistischen Gestaltung stellt der Brunnen nicht nur ein bedeutendes Kunstwerk eines der wichtigsten Bildhauer der frühen Moderne dar, sondern ist zugleich ein Zeugnis für bürgerlich-jüdisches Mäzenatentum vor dem Ersten Weltkrieg. 1933 enteignet und 1938 zur Emigration gezwungen, starb Max Cassirer 1943 verarmt in Wales.


(1) August Gaul (1869-1921), Sohn eines Steinmetzen, kam 1888 nach Berlin und studierte ab 1894 an der Berliner Kunstakademie, Meisterschüler bei Reinhold Begas. 1898 Gründungsmitglied der Berliner Secession. Vgl. Waldmann, Emil: August Gaul, Berlin 1919, S. 28; Haemmerling, Konrad: Charlottenburg, Das Lebensbild einer Stadt, 1905-1955, Berlin 1955, S. 53; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 500; Ugowski, Eberhard/Schroeder, Inge: Brunnen in Berlin, Verzeichnis und Beschreibung gestalteter Brunnen im öffentlichen Raum, Luisenstädtischer Bildungsverein e.V., Berlin 1993; Gabler, Josephine: August Gaul, Das Werkverzeichnis der Skulpturen, Berlin 2007, S. 150.

(2) Max Cassirer (1857-1943) kam mit dem Werk Gauls wohl durch seinen Neffen, den Verleger und Kunsthändler Paul Cassirer in Kontakt, der seit etwa 1900 den Bildhauer vertrat. Im Garten der Villa Max Cassirers an der heutigen Bundesallee stand ein ähnlicher Brunnen mit Schwanenküken von August Gaul, der 1962 am Kurfürstendamm, Ecke Leibnizstraße, aufgestellt wurde. Vgl. Sigrid Bauschinger: Die Cassirers, Unternehmer, Kunsthändler, Philosophen, Biographie einer Familie, München 2015; Mareschow, Sofia: Kurz zwischengelandet, Schwanenküken in Charlottenburg. In: Berliner Morgenpost vom 30.5.2019.

Literatur:

  • Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 500
  • Waldmann, Emil, August Gaul, Berlin 1919 / Seite 28
  • Haemmerling, Conrad, Charlottenburg / Seite 53

Kontakt

Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
Redaktion Denkmalinformationssystem

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