Denkmaldatenbank
Büro- und Geschäftshaus Hardenbergstraße 4, 5 Knesebeckstraße 1, 2 Schillerstraße 128
09096185 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Hardenbergstraße 4, 5 Knesebeckstraße 1, 2 Schillerstraße 128 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Büro- und Geschäftshaus |
Datierung | 1955-1956 |
Entwurf | Schwebes, Paul (Architekt) |
Ausführung | Arge Dyckerhoff und Holzmann |
Bauherr | ABG Banning/Kiepert |
An der Einmündung von Schiller- und Knesebeckstraße in die Hardenbergstraße wurde auf vier Grundstücken kriegszerstörter Mietshäuser 1955-56 das Büro- und Geschäftshaus Hardenbergstraße 4-5, Knesebeckstraße 1-2, Schillerstraße 128, nach dem Entwurf von Paul Schwebes errichtet. (1) Das später als Haus Hardenberg, zeitweise auch als Kiepert-Haus, bezeichnete Gebäude, in dem sich bis 2002 die bekannte Buchhandlung Kiepert befand, hat mit seiner elegant geschwungenen, horizontal gegliederten Glasfassade Architekturgeschichte geschrieben - es gilt als eines der schönsten Geschäftshäuser der 1950er Jahre in Deutschland und gehört zu den wichtigsten Zeugnissen der Berliner Nachkriegsmoderne. (2) Darüber hinaus hat die Buchhandlung, die sich im großen Ladenlokal an der Knesebeckstraße befand und deren Eigentümer Robert Kiepert einer der beiden Bauherren des Hauses war, eine bedeutende Rolle im kulturellen Leben West-Berlins gespielt. (3) Nach dem Verkauf wurde das Haus 2003-04 denkmalgerecht saniert und trotz umfassender energetischer und technischer Modernisierung in seinem äußeren Erscheinungsbild weitgehend bewahrt. (4) Auch der zweigeschossige, mit Pilzstützen und einer abgehängten, umlaufenden Galerie gestaltete Verkaufsraum der Buchhandlung blieb erhalten und wird heute als Ausstellungsraum genutzt.
Paul Schwebes, der vielbeschäftigte Architekt der Wiederaufbaujahre in Berlin (5), stellte mit dem siebengeschossigen Gebäude, das mit der breiten Hauptfassade an der Hardenbergstraße steht und mit zwei kürzeren, im stumpfen Winkel ansetzenden Seitenflügeln in Schiller- und Knesebeckstraße hineinreicht, die alte Blockrandbebauung wieder her. Damit stand es im direkten Gegensatz zum damals aufkommenden städtebaulichen Konzept der aufgelockerten Stadt, das beispielsweise am nahe gelegenen Ernst-Reuter-Platz zum Inbegriff moderner Großstadtarchitektur wurde. (6) Trotzdem ist das Haus Hardenberg, das als Stahlbeton-Skelettbau und mit dynamisch abgerundeten, die Horizontale durch filigran gerahmte Fensterbänder und Brüstungen in schwarzem Opakglas betonenden Fassaden ein ebenso modern und großstädtisch wirkendes Gebäude. Indem Schwebes an den Geschäftshausbau der klassischen Moderne der 1920er Jahre anknüpfte, wie beispielsweise an die Bauten von Erich Mendelsohn, entwarf er ein funktionales und in seiner Gestaltung überzeugendes Beispiel seiner Zeit.
(1) Berlin im Aufbau, Sonderheft der Berliner Bauvorhaben, Berlin 1957, S. 17 f.; Kasper, Herbert/Schulz, Hans Ferdinand: Buchläden durchdacht und gestaltet, Berlin 1958, S. 30 f.; Hagemann 1959, Abb. 26; Die Bauwerke und Kunstdenkmäler von Berlin, Stadt und Bezirk Charlottenburg, bearb. von Irmgard Wirth, Text- u. Tafelband, Berlin 1961, S. 662, Abb. 862; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil IX, Industriebauten - Bürohäuser, Berlin-München-Düsseldorf 1971, S. 214; Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin (Hrsg.): Berlin und seine Bauten, Teil VIII, Bauten für Handel und Gewerbe, Bd. A, Handel, Berlin 1978, S. 209, 239 f., Abb. 258, 273; Worbs, Dietrich: Das Columbushaus am Potsdamer Platz von Erich Mendelsohn 1931/32. In: Architektur-Experimente in Berlin und anderswo, Für Julius Posener, Berlin 1989, S. 82-101, hier S. 96-99; Dorsemagen, Dirk: Büro- und Geschäftshausfassaden der 50er Jahre, Konservatorische Probleme am Beispiel West- Berlin, Diss. Berlin 2004, Kat. Nr. 12; denkmal!moderne, Architektur der 60er Jahre, Wiederentdeckung einer Epoche, hrsg. v. Adrian von Buttlar und Christoph Heuter, Berlin 2007, S. 20 (Abb.); Remmele, Matthias: Haus Hardenberg in Berlin. In: Deutsche Bauzeitung 11/2010; Baukunst der Nachkriegsmoderne, Architekturführer Berlin 1949-1979, hrsg. v. Adrian von Buttlar, Kerstin Wittmann-Englert, Gabi Dolff-Bonekämper, Berlin 2013, S. 176 f.
(2) Remmele, Matthias: Haus Hardenberg in Berlin. In: db 11/2010; Baukunst der Nachkriegsmoderne 2013, S. 176.
(3) Robert Kiepert (1882-1956) leitete seit 1912 die 1897 von Engelhardt Ostermoor gegründete Buchhandlung, die zuerst in der Schillerstraße 111, ab 1914 im Haus Hardenbergstraße 4-5 untergebracht war. 1929 eröffnete das erste eigene Geschäftshaus auf dem Grundstück Schillerstraße 128, die Buchhandlung hatte aufgrund der Lage nahe der TU großen Erfolg. Im Zweiten Weltkrieg wurden alle Häuser an der Ecke Schiller-, Hardenberg- und Knesebeckstraße zerstört. Deshalb beschloss Robert Kiepert, sein Grundstück Schillerstraße 128 an seinen Nachbarn Walter Banning, dem das Grundstück Hardenbergstraße 4-5 gehörte, zu verkaufen und selbst die Parzelle Knesebeckstraße 1-2 zu erwerben. Kiepert und Banning gründeten eine "Aufbaugemeinschaft", um mit ERP-Mitteln (Marshall-Plan) gemeinsam ein großes Geschäftshaus auf den vier Grundstücken zu errichten. Nicht von außen erkennbar ist, dass das Haus im Inneren geteilt ist und so jeder der beiden Bauherren ursprünglich ein in sich geschlossenes Gebäude besaß. (Erfassung LDA)
(4) Zur Sanierung siehe: Remmele, Matthias: Haus Hardenberg in Berlin. In: db 11/2010.
(5) Paul Schwebes (1902-1978), Studium u.a. an der Technischen Hochschule Charlottenburg, ab 1925 bei Hans Poelzig, ab 1927 Mitarbeiter bei Bruno Paul. Ab 1932 selbstständig, führte auch in der NS-Zeit kleinere Aufträge aus. Ab 1948 vor allem in der West-Berliner City zahlreiche Geschäftshäuser, u.a.: 1951-52 Hotel Kempinski, 1953-55 Allianz-Haus, 1955 DEFAKA-Haus, 1955-57 Zentrum am Zoo, 1957-58 Hotel Intercontinental, 1958-60 Telefunken-Haus. Zu Schwebes vgl. Worbs, Dietrich: Offenheit und Transparenz, Vier Bauten der 50er Jahre im Zentrum von Berlin (West). In: Huse 1989, S. 146 f.
(6) Hier baute Schwebes nur wenige Jahre später, 1958-60 zusammen mit Hans Schoszberger, das Telefunken-Hochhaus. Siehe Ernst-Reuter-Platz 7.
Literatur:
- Berlin im Aufbau, 1957 / Seite 117f.
- Kasper, Schulz/ Buchläden durchdacht und gestaltet, Berlin1958 / Seite 30f.
- Hagemann/ Das neue Gesicht Berlins, 1959 / Seite 662
- Inventar Charlottenburg, 1961 / Seite 214
- BusB IX 1971 / Seite 209, 239
- BusB VIII A 1978 / Seite ..
- Rave, Knöfel/ Bauen seit 1900, 1968 / Seite 96, 99
- Worbs/ Das Columbushaus am Potsdamer Platz von ErichMendelsohn 1931/32 in Architektur-Experimente in Berlin undanderswo. Für Julius Posener, hrsg. v. S. Günther und D.Worbs, Berlin 1989
Kontakt
Juliane Stamm
Landesdenkmalamt Berlin
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