Denkmaldatenbank
Mietshaus, Läden, Gewerbebau Goethestraße 72
09096174 | |
Bezirk | Charlottenburg-Wilmersdorf |
Ortsteil | Charlottenburg |
Adressen | Goethestraße 72 |
Denkmalart | Baudenkmal |
Sachbegriff | Mietshaus & Läden & Gewerbebau |
Datierung | 1911-1912 |
Entwurf | Gerhardt, Ernst |
Bauherr | Hansel, Hermann (Schlossermeister) |
Ausführung | Ernst Gerhardt (Baugeschäft) |
Das Mietshaus Goethestraße 72, erbaut 1911-12 nach Plänen des Landbauinspektor Ernst Gerhardt, ist ein herausragendes Beispiel für jenen reduzierten Reformhistorismus, der die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg prägte. Der Jugendstil wurde hier durch den Verweis auf die Zeit "um 1800" ersetzt, für die der Dreiecksgiebel charakteristisch ist. (1) Damit erklärt sich die Reduktion des Baudekors auf wenige Ornamente wie die Kartusche im Brüstungsfeld des Erkerfensters im dritten Geschoss oder die paarweise angeordneten Konsolen unter dem Traufgesims. Von bewegter Farb- und Oberflächenstruktur ist das Portal mit flankierenden Postamenten und balusterartigen Säulchen, die einen mit Voluten abgeschlossenen kupfernen Wellenbogen tragen. Die mit dunklem Holz getäfelte Innenausstattung von Vestibül und Treppenhaus ist stilistisch ebenfalls "um 1800" angesiedelt, bis hin zur Umrahmung der Heizung, die das Motiv eines biedermeierlichen Buffets aufnimmt. Der Grundriss der Wohnungen ist ungewöhnlich: Die vergleichsweise kleinen Dreizimmerwohnungen wiesen dennoch Mädchenkammern und eine Dienstbotentreppe auf, die neben der Haupttreppe am Übergang zum Seitenflügel angeordnet, aber nur vom Hof zugänglich ist. Das Berliner Zimmer ist dadurch kleiner, die Dienstboten hatten aber direkten Zugang zur Küche. Über einen Laufgang, der im Innenhof vor den Fenstern des Haupttreppenhauses angelegt ist, wird auch die Küche der zweiten Wohnung erschlossen. Zum Haus gehört das ebenfalls gut erhaltene, gewerblich genutzte zweite Quergebäude, das sich durch Sprossenfenster in den Wohnkomplex gut eingliedert.
(1) "Um 1800" war der Titel eines im Wesentlichen aus Architekturfotografien bestehenden Buches, in dem der Autor und Architekt Paul Mebes diese Epoche als die letzte einer handwerklich vollendeten Architektur beschrieb. Den Architekten diente diese Publikation als Leitfaden auf dem Weg zu einer modernen, auf die kubischen Grundformen zurückgeführten Architektur, die gleichwohl in der Architekturgeschichte verankert war. Darüber hinaus wurde der reduzierte Klassizismus, wenn er im Wohnhausbau angewandt wurde, zum Ausweis eines bürgerlichen Repräsentationsstils, der klassische Bildungsreferenzen und Schlichtheit verband.
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